- Gemeinsame Pressemitteilung des Erzbistums Bamberg und der Universität Bamberg

Bamberger Kaisergewänder unter der Lupe

Neue Sonderausstellung im Diözesanmuseum Bamberg ist bis 10. Januar 2021 geöffnet.

Bamberg. Als Abschluss eines fünfjährigen DFG-Forschungsprojektes (Deutsche Forschungsgemeinschaft) in Kooperation mit der Universität Bamberg zeigt das Diözesanmuseum eine Sonderausstellung zu den Bamberger Kaisergewändern. Neben den in Bamberg aufbewahrten Gewändern und Fragmenten sind in der Ausstellung kostbare Leihgaben aus nationalen und internationalen Museen und Schatzkammern zu sehen, die trotz der Covid-19-Pandemie von den Leihgebern großzügig zur Verfügung gestellt wurden. Die Ausstellung kann bis zum 10. Januar 2021 besichtigt werden.

Zu den einzigartigen Exponaten, die im Diözesanmuseum Bamberg verwahrt werden, gehören die sogenannten Kaisergewänder. Dabei handelt es sich um sechs Prachtgewänder, die mit den Namen Kaiser Heinrichs II. (* 973, reg. 1002–1024) und seiner Gemahlin Kunigunde (um 980–1033) verbunden werden: Der Sternenmantel Heinrichs II., der blaue und der weiße Kunigundenmantel, der Reitermantel, die Tunika und das Rationale – ein liturgisches Würdezeichen.

Dieser einmalige Bestand an bestickten Seidengewändern aus dem ersten Viertel des 11. Jahrhunderts wurde in den vergangenen fünf Jahren eingehenden, bewusst interdisziplinär ausgerichteten Untersuchungen und Studien unterzogen. Dies wurde ermöglicht durch ein Forschungsprojekt: Die wissenschaftliche Mitarbeiterin Dr. Tanja Kohwagner-Nikolai hat die Gewänder unter verschiedenen Blickwinkeln analysiert. Sie selbst widmete sich den historischen und kunsthistorischen Aspekten, die Textilrestauratorin Sibylle Ruß nahm, unterstützt von Anne Dauer, die technologischen Untersuchungen vor und die Biologin Ursula Drewello die materialkundlichen Analysen.

„Es war faszinierend, den Forscherinnen bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen - eine Erfahrung mit Aha-Effekt. Das wünsche ich auch allen Besuchern der Ausstellung“, berichtete Domkapitular Dr. Norbert Jung, bisherigerer Leiter der Hauptabteilung Kunst und Kultur im Erzbischöflichen Ordinariat Bamberg, während der Eröffnung der Ausstellung am 24. September im Bamberger Dom. Er habe zu Beginn seiner Amtszeit gedacht, es gäbe nichts mehr zu den Kaisermänteln zu erforschen, und wurde eines Besseren belehrt. „Ein wesentliches Ziel des Projekts war es, Licht in die rund 1000-jährige Geschichte der Gewänder zu bringen“, ergänzte Dr. Holger Kempkens, Leiter des Bamberger Diözesanmuseums. Die sehr vielfältigen und spannenden Ergebnisse der beteiligten Fachdisziplinen werden nun in der Sonderausstellung präsentiert. „Die Mäntel sind eine Sensation. Sie sind der einzige Schatz an derartigen Textilien aus so früher Zeit in diesem erstaunlichen Erhaltungsgrad“, erläuterte Prof. Dr. Stephan Albrecht, Lehrstuhlinhaber für Kunstgeschichte, insbesondere mittelalterliche Kunstgeschichte, an der Universität Bamberg und Projektverantwortlicher. „Es steckt eine unglaubliche Kunstfertigkeit in diesen Mänteln.“

Jedes der sechs Gewänder wird in der Sonderausstellung in seinem materiellen Bestand und dessen Veränderungen im Laufe der Jahrhunderte vorgestellt – auch durch heute deponierte Fragmente, oder solche, die durch Entnahme im 19. Jahrhundert in internationale Museen abgewandert sind, etwa nach Nürnberg, München, Wien und Lyon. Ebenso wird die ikonographische Konzeption der Bildprogramme als Mittel herrscherlicher Repräsentation herausgearbeitet, und die Stickereien durch die stilistischen Vergleiche mit Werken der Buchmalerei und der Textilkunst in ihr künstlerisches Umfeld eingeordnet – allen voran die Decke aus dem Schrein der hl. Ewalde aus St. Kunibert in Köln, deren Zierinschrift auf das Engste verwandt ist mit der Sauminschrift des berühmten Sternenmantels Heinrichs II.

Das Bamberger Rationale, das älteste erhaltene überhaupt, wird erstmalig mit seinen Nachfolgewerken zusammengeführt: Der Nachzeichnung aus dem frühen 15. Jahrhundert, heute in der Staatsbibliothek Bamberg, und dem von Kaiser Ludwig dem Bayern um 1320 gestifteten Rationale aus dem Regensburger Domschatz sowie dessen barocker Kopie aus dem Bayerischen Nationalmuseum München.

Der Aspekt der Verehrung der Kaisergewänder als Reliquien der Bistumsgründer und -patrone Heinrich II. und Kunigunde findet seinen besonderen Ausdruck im ‚Bamberger Heiltumsbuch‘ von 1509, das aus der British Library in London für die Ausstellung nun auf Zeit nach Bamberg zurückkehrt.

In einem Exkurs wird – anknüpfend an die in diesem Rahmen erfolgte Schenkung des Sternenmantels an Kaiser Heinrich II. durch Ismahel von Bari – der Besuch Papst Benedikts VIII. (amt. 1012 – 1024) in Bamberg 1020 und die von diesem vorgenommenen Weihen der Pfalzkapelle St. Thomas und der Stiftskirche St. Stephan gewürdigt. Letztere wird in Ihrer Baugeschichte bis zum heutigen Barockbau vorgestellt.

Sie können die Ausstellung im Diözesanmuseum Bamberg, Domplatz 5, 96049 Bamberg, bis zum 10. Januar 2021 zu folgenden Öffnungszeiten besuchen: Di – So 10 – 17 Uhr, 24. / 25. / 31.12.20 geschlossen

Führungsanfragen unter Tel.: 0951 / 502-2512, Infos unter www.dioezesanmuseum-bamberg.de

Weitere Informationen für Medienvertreterinnen und Medienvertreter:

Unter folgendem Link finden Sie Fotos zum Forschungsprojekt sowie der Sonderausstellung. Quelle ist: Pressestelle Erzbistum Bamberg: https://erzbistum-bamberg.canto.global/b/UNP48

Weitere Fotos - auch mit den Forschenden - bekommen Sie auf Anfrage.

Medienkontakt:
Patricia Achter
Projektstelle Forschungskommunikation
Tel.: 0951/863-1146
forschungskommunikation(at)uni-bamberg.de