London ist derzeit der Lebensmittelpunkt des ehemaligen Bamberger VWL-Studenten Klaus J. Brösamle (Bild. London School of Economics)

In der ganzen Welt zu Hause, zum Ausspannen in die Natur: Haniel-Stipendiat Brösamle (Bilder: privat)

Lustig ist das Studentenleben auch in London. Brösamle (3. von links) genießt seine Zeit an der London School of Economics

- Sarah Laila Standke

Von Bamberg nach London Town

Ein Portrait des ehemaligen Bamberger VWL-Studenten und derzeitigen Haniel-Stipendiaten Klaus J. Brösamle

„Ich war wohl schon immer etwas zwischen zwei Welten zu Hause: Das akademische Arbeiten ist einfach zu spannend, als dass es mich schnell in die Berufspraxis zieht. Ein Leben in der reinen ‚Akademie’ kann ich mir aber auch schwer vorstellen – zumindest nicht in den teilweise recht weltfremden Sphären der mathematischen VWL.“ So beschreibt sich Klaus J. Brösamle, ehemaliger Studierender der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und derzeitiger Stipendiat der Haniel-Stiftung, mit deren finanzieller Unterstützung er derzeit in London einen Master of Public Administration (MPA) absolviert. Nach Stationen in der ganzen Welt ist er nun in der englischen Hauptstadt gelandet, hat seinen Bezug zur Stadt Bamberg und ihrer Universität jedoch nicht verloren. Er kommt gerne immer wieder dorthin zurück, im Sommer natürlich für einen Besuch beim Altstadtfest und einen ‚Keller-Gang’. 

Einzigartiges Betreuungsverhältnis in Bamberg

Nach dem Zivildienst kam Klaus Brösamle im Oktober 2001 an die Universität Bamberg zum Studium der European Economic Studies (EES) mit Auslandsjahr in Warwick, Großbritannien. Am Bamberger Lehrstuhl wurde er auch bald Tutor und wissenschaftliche Hilfskraft bei Prof. Dr. Heinz-Dieter Wenzel. Den Einfluss und die zukunftsweisende Prägung durch die Universität Bamberg und den dortigen Studiengang EES erläutert Klaus Brösamle mit sichtlichem Stolz in dreierlei Hinsicht: „Ich bekam in Bamberg erstens eine solide volkswirtschaftliche Ausbildung mit Schnittstellen zu anderen Fächern und Fremdsprachen; zweitens haben mir das einzigartige Betreuungsverhältnis an einer kleineren Uni und der daraus entstandene enge Kontakt zum Lehrstuhl wichtige Anregungen und Empfehlungen, aber auch Selbstvertrauen und Motivation gegeben. Als einer von vielen hundert Studierenden in zum Beispiel Köln wäre das anders verlaufen; drittens waren das Klima und die Motivation unter den Kommilitoninnen und Kommilitonen der EES-Community, aber auch auf dem Campus generell sehr anregend.“

Schon während der Schulzeit wagte sich Klaus Brösamle in die weite Welt hinaus und verbrachte die elfte Klasse in Neuseeland mit der Austauschorganisation „AFS interkulturelle Begegnungen e.V.“. Nach seiner Rückkehr engagierte er sich durch die Mitarbeit an Vorbereitungsseminaren für zukünftige Austauschschüler und der Teilnahme an der BASF-Schülerinitiative 1999 im Rahmen der Deutschen SchülerAkademie (DSA). Nach anfänglichen Erwägungen eines Musikstudiums der Jazz- und Popular-Musik verwarf Brösamle diesen Gedanken jedoch wieder und wandte sich verstärkt wirtschaftlichen und politisch-gesellschaftlichen Fragestellungen zu, mit denen er bereits durch seine Tätigkeiten in Berührung gekommen war.

In aller Welt

Im Anschluss an das Abitur ging es zunächst drei Monate nach Südamerika und dann nach New York zu einer UN-Simulation bei der „National Model United Nations Conference 2001“ (NMUN), wodurch Klaus Brösamles Interesse an internationalen Organisationen noch vertieft wurde. Dieses führte ihn dann auch zum Studium an die Universität Bamberg. Nach erfolgreichem Abschluss folgte im Oktober 2004 ein praktisches Jahr im deutschen diplomatischen Dienst (Berlin, Peking, Shanghai) und eine kurze Zeit im Business Consulting. Danach zog es den ehemaligen Bamberger Studierenden zurück nach Großbritannien an die London School of Economics (LSE), wo er nun seit September 2005 im zweijährigen Master of Public Administration in Public and Economic Policy (MPA) eingeschrieben ist.

Mit der LSE in Kontakt gekommen war Klaus Brösamle schon vor einigen Jahren auf einer Reise zu seiner zukünftigen Uni in Warwick durch einen Graduate Prospectus, der ihm in die Hände gefallen war. „Nie hätte ich mir als Semi-Volkswirt einer kleineren bayerischen Uni damals erträumt, für so ein Studienvorhaben a) zugelassen zu werden und b) Finanzierung zu erhalten“, sagt der Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes, durch deren Hilfe er auf die Haniel-Stiftung gestoßen ist. Brösamle ist einer von nur sechs Stipendiaten, die pro Jahr für einen Platz des auch wegen der üppigen Dotierung recht begehrten Stipendiums ausgewählt wurden. Die Haniel-Stiftung ist die Stiftung des traditionellen Duisburger Familienunternehmens Haniel, die durch ein Stipendium Personen bei Aufbaustudiengängen im Ausland bis zu zwei Jahre finanziell fördert.

Zukunftspläne schon geschmiedet

Pläne, was er im Anschluss an seinen Master an der LSE machen möchte, hat Klaus Brösamle schon geschmiedet: Vorerst wird er noch weiter an der Universität bleiben und strebt eine Promotion mit dem derzeitigen Arbeitstitel „Careering Bureaucrats and their Survival in Hierarchies“ an, für welche er ein PhD-Angebot aus Oxford und ein weiteres von der LSE bekommen hat. „Die Faszination Diplomatie hat bei mir ihre Spuren hinterlassen“, so Brösamle, „obwohl sie als Berufsziel eher abgeklungen ist.“ Akademisch möchte er nun die Bürokratie zum Forschungsobjekt machen, wobei sicher Eindrücke aus dem Auswärtigen Amt eine Rolle spielen. „Erfahrung in der Wirtschaft halte ich für wichtig. Die Welt der Politik und der Internationalen Organisationen wird aber wohl doch das Endziel bleiben“, sagt Brösamle über seine längerfristigen Ziele.

Angesichts der vielen Erfahrungen und Tätigkeiten im In- und Ausland und den vielen Möglichkeiten in einer Weltstadt wie London mag es verwundern, dass Brösamle abschließend resümiert:
„Insgesamt lebe ich also ein aktives, aber ziemlich normales Studentenleben.“ Immerhin lacht er dabei, wenn er dies sagt.

Alumni-Porträts

In loser Folge werden wir in den Uni-News und in der Universitätszeitung uni.kat immer wieder über Ehemalige der Universität Bamberg und ihren weiteren Werdegang berichten.