Was führt diese teuflische Lehrerin im Schilde? (Bilder: Martin Rucker)

Eine tödliche Beziehung - Melanie Süverling und Danièle Talata als Schülerin und Lehrerin

Glücklich und geschafft! Alexander Wurst (von links), Danièle Talata, Melanie Süverling und Heidi Lehnert Neubauer nach getaner Arbeit

- Martin Rucker

Tödlicher Matheunterricht auf der Theaterbühne

Studierende der Romanistik begeistern mit Theater in französischer Sprache

Im wahrsten Sinne spielend lernen: Die französische Theatergruppe der Universität bietet Studierenden die Möglichkeit, die französische Sprache kreativ anzuwenden und Sprechfertigkeiten zu verbessern.

Lampenfieber auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Dabei spielt es keine Rolle, wie groß oder wie klein die Bretter sind, Hauptsache ist, sie werden bespielt.      

Im Rahmen der romanischen Theaterwochen präsentierten Anfang Mai Studierende der Romanistik im kleinen Saal „Treff“ im E.T.A.-Hoffmann-Theater ihr sprachliches und darstellerisches Können auf der Bühne. Eine Fremdsprache spielerisch erlernen und Spaß am Sprechen haben – das funktioniert am besten, wenn man während eines Aufenthalts in einem anderen Land aktiv an der Kultur teilnimmt. Genau aus diesem Grund hat die Lektorin für Französisch, Frau Dr. Danièle Talata, im Wintersemester 2003/04 eine Theatergruppe zur Aufführung französischer Stücke initiiert. Das Ziel: die Sprache im wahrsten Sinne spielend zu erlernen. Hauptsächlich soll diese Gruppe aus Studierenden der Romanistik bestehen, aber auch für Fachfremde mit ausgezeichneten Französischkenntnissen offen stehen. Je nach aktuell gespieltem Stück variiert die Mitgliederzahl. Die aktuelle Aufführung „La Leçon“ („Die Unterrichtsstunde“) von Eugène Ionesco mit drei zu besetzenden Rollen wurde zum Wintersemester 2005/06 ins Programm genommen, das Stück wird über zwei Semester gespielt.

Das Absurde im Alltäglichen vor Augen führen

Die beiden zentralen Figuren in diesem „komischen Drama in einem Akt“ sind ein Lehrer und eine Schülerin. Zeitweise tritt ein Dienstmädchen in Aktion, welches sich mit warnenden Worten an den Lehrer wendet. Doch worauf diese Worte sich beziehen, wird erst zum Ende deutlich. Die Schülerin beginnt die Unterrichtsstunde mit großem Lerneifer. Sie hat Probleme im Rechnen, was den Lehrer im Laufe des Stückes zur schieren Verzweiflung bringt. Zudem weist sie immer wieder auf ihre Zahnschmerzen hin, ihre anfängliche Strebsamkeit verwandelt sich ins Gegenteil. Die Verzweiflung des Lehrers ist schließlich so groß, dass er die Schülerin mit einem Messer tötet. Das Dienstmädchen Marie hilft ihm bei der Beseitigung der Leiche. Sie wird neben den Überresten früherer Schüler vergraben. „La Leçon“ endet wie es angefangen hat: Eine neue Schülerin erscheint zur Unterrichtsstunde. Das Stück zieht Leser und Zuschauer immer mehr in ein absurdes Szenario, das Alltägliche verändert sukzessive sein Gewand und driftet ins erschreckend Komische.

Im Dezember 2005 erfolgte die erste Aufführung im Studio 13 in der Luitpoldstraße 40. Zu dieser Zeit in der originalen Besetzung mit einem Lehrer, einer Schülerin und einem Dienstmädchen. Casjen Ohnesorge gab die Rolle des Lehrers, die Schülerin wurde von Melanie Süverling, das Dienstmädchen von Danièle Talata gespielt. Um auf das Fach Romanistik an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg aufmerksam zu machen, erfolgte zudem eine Aufführung am Clavius-Gymnasium. Die Intention war, den Oberstufenschülern zu zeigen, dass das Studium einer Sprache richtig Spaß machen kann. Die Schüler der 11. und 12. Klasse nahmen da Stück gut auf, noch im Sommersemester 2006 soll „La Leçon“ mit dem gleichen Ziel im Bamberger Kaiser-Heinrich-Gymnasium präsentiert werden.

Nach dem Ausscheiden von Casjen Ohnesorge zum Sommersemester 2006 musste das Stück neu inszeniert werden. Die Lehrerrolle übernahm nun die Gruppenleiterin Danièle Talata, die Rolle der Schülerin wurde weiterhin von Melanie Süverling gespielt. Alexander Wurst gab das Dienstmädchen – Marie wandelte sich zu Henri.

Neuinszenierung mit mehr Dynamik

Talata konnte zum Sommersemester auch eine neue Regisseurin für das Stück gewinnen:   Heidi Lehnert Neubauer, die im Oktober ihren Abschluss an der Schauspielschule München erlangen wird, übernahm die Neuinszenierung. Neben vielfältiger Bühnenerfahrung aus Theatergruppen und Kurzfilmen brachte Neubauer Kenntnisse von diversen Regieprojekten an der Schauspielschule mit. Nachdem der Geschlechtertausch der Rollen entgegen der Originalfassung geklärt war, musste mit dem neuen Bühnenraum gearbeitet werden. Der kleine runde Bühnensaal „Treff“ im E.T.A.-Hoffmann-Theater bot nach Einschätzung aller Beteiligten deutlich mehr Weite für die Handlung des Stückes, wodurch diese mit einer größeren Dynamik dargeboten werden konnte. Für das Einstudieren der Neuinszenierung blieb dann gerade einmal eine Woche Zeit. „Trotz dieser zeitlichen Enge ist das Klima unter den Darstellern sehr gut gewesen, und wir sind mit viel Spaß und Lachen an die Arbeit herangegangen“, so Heidi Lehnert Neubauer.

Doppeltes Auswendiglernen des Textes

Die zwei Schauspieler neben Danièle Talata studieren beide Gymnasiallehramt.  

Melanie Süverling ist seit dem Wintersemester Mitglied der Theatergruppe, sie sah es für sich als besondere Herausforderung an, einmal eine Theaterrolle in einer der Sprachen zu spielen, die sie studiert. Für sie sei das korrekte Lernen des Textes besonders schwierig gewesen, denn neben dem Text in der Fremdsprache musste zudem noch die korrekte Aussprache mit erlernt werden, worauf die Leiterin Talata besonderen Wert legte. Dies macht das Spielen in der französischen Theatergruppe noch anspruchsvoller, als wenn man „nur“ ein deutschsprachiges Theaterstück aufführen würde. Die Rolle der Schülerin erfordert zudem eine wirkungsvolle Körperhaltung und effektive Stimmlagen, was zusätzlicher Konzentration bedarf.

Theaterspielen als besonderer Anreiz zum Sprechen der Fremdsprache

Alexander Wurst hatte bereits in seiner Schulzeit lange im Schultheater gespielt, so dass es nur konsequent war, bei einer universitären Theatergruppe einzusteigen. „Meine Rolle erforderte besonderes Einfühlungsvermögen. Erst im Verlauf des Stückes offenbaren sich die vielfältigen Charaktereigenschaften der Dienerrolle, die in der Originalfassung ja von einer Frau gespielt wird“, sagte der junge Schauspieler.

Gewiss warten viele Studierende und Liebhaber der französischen Sprache schon auf ein neues Theaterstück in französischer Sprache, welches mit gleicher Begeisterung und Gewissenhaftigkeit von der französischen Theatergruppe inszeniert werden wird.

Die Romanischen Theaterwochen wurden von den Lektoraten für Französisch und Italienisch organisiert. Es gibt auch Aufführungen in italienischer Sprache, die ebenfalls im E.T.A.-Hoffmann-Theater stattfanden. Auf Grund eines Lektorenwechsels kann in diesem Semester kein Theaterstück auf  Spanisch vorgetragen werden.