"Gemeinsam sind wir stärker" - Die vier Hochschulpräsidenten Jürgen Lehmann (Hof, 1.v.l.), Michael Pötzl (Coburg, 2.v. l.), Godehard Ruppert (Bamberg, 4.v.l.) und Rüdiger Bormann (Bayreuth, 5.v.l.)... (Fotos: Katja Hirnickel)

... unterschrieben im Beisein von Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (Mitte) den Kooperationsvertrag.

Mehr Vielfalt bei Forschung, Lehre und Weiterbildung wollen die vier Präsidenten...

... im oberfränkischen Hochschulnetzwerk ermöglichen.

- Katja Hirnickel

Gemeinsam Schrittmacher für die Wirtschaft sein

Oberfränkische Hochschulpräsidenten gründen „Technologie Allianz Oberfranken“

Die Otto-Friedrich-Universität Bamberg, die Universität Bayreuth sowie die Hochschulen für angewandte Wissenschaften (Fachhochschulen) Coburg und Hof wollen zukünftig in der Forschung, bei Lehr- und Studienangeboten sowie bei der Aus- und Weiterbildung enger zusammenarbeiten. Einzigartig sei diese Kooperation, erklärte Gastgeber Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert, Präsident der Universität Bamberg, da es in Deutschland zwar bisher viele bilaterale Kooperationen von Hochschulen gebe, nicht aber ein solches Bündnis von Hochschulen einer ganzen Region, um Stärken und Gemeinsamkeiten zu potenzieren. Eine weitere Besonderheit sei die hochschularten-übergreifende Zusammenarbeit von Universitäten und Hochschulen für angewandte Wissenschaften. Inhaltliche Schwerpunkte der neu gegründeten Allianz sind die gesellschaftlich relevanten Themen „Energie“ und „Mobilität“ sowie die Querschnittstechnologien „Werkstoffe“ und „Informationstechnologie (IT)/Sensorik“.

"Die Wirtschaft steht hinter uns"

TAO soll dabei nicht nur in die vier Hochschulen hineinwirken, sondern die gesamte Region Oberfranken stärken. Neben wissenschaftsstrategischen Überlegungen steht besonders das Ziel im Mittelpunkt, dem demografischen Wandel und dem daraus resultierenden Fachkräftemangel entgegenzutreten.

„Die Wirtschaft steht hinter uns“, äußerte sich dazu der Coburger Hochschulpräsident Michael Pötzl. Mit TAO könnten die oberfränkischen Kooperationspartner Schrittmacher für die Wirtschaft in der gesamten Region sein. Außerdem lasse sich auch das internationale Ansehen im Verbund leichter steigern. Pötzl sieht die demografische Entwicklung als Chance: Oberfranken laufe dieser Entwicklung voraus und könne daher bereits jetzt Maßnahmen entwickeln, um Unternehmen und junge Menschen in der Region zu halten und so die Abwanderung in die Zentren zu verhindern.

Partnerschaft statt Konkurrenz

Abgesehen von den Forschungskooperationen ist geplant, innerhalb von TAO auch das Studienangebot in der Region abzustimmen, indem man hybride Bachelor-Master-Kombinationen schafft: Wenn Studierende einen Master mit einem anderen Schwerpunkt anschließen wollen, wird der Hochschulwechsel leichter, ebenso die Kooperationsmöglichkeiten für ein Promotionsstudium. Der Präsident der Universität Bayreuth Prof. Dr. Rüdiger Bormann betonte, dass damit nicht nur das Studienangebot vielfältiger werde, sondern insbesondere die Forschung von TAO profitiere: Indem die Hochschulen auf ihre jeweiligen Kompetenzen aufbauen und sich besser vernetzen, stärkten sie den Wissenschaftsstandort Bayern. Es werde immer wichtiger, sich nicht als Konkurrenten zu sehen, sondern als Partner.

Keine "TU Nordbayern" gründen

Der Bamberger Präsident Godehard Ruppert erklärte, eine Kooperation der Universitäten und Hochschulen für angewandte Wissenschaften mit ihren komplementären wissenschaftlichen Ansätzen sei vielversprechender als die in der Politik diskutierte Neugründung einer Technischen Universität Nordbayern. Durch die Maximierung von bereits vorhandenen Stärken und die Kombination unterschiedlicher Profile biete TAO ein breiteres Spektrum an Studien- und Lehrangeboten sowie vielfältigere Forschungsmöglichkeiten als eine einzelne Institution mit rein technologischem Schwerpunkt; die Entwicklung sei deutlich schneller, effektiver und auch ökonomisch günstiger.

Auch für Ruppert ist die demografische Entwicklung ein Kernthema. „Jede Innovationstechnologie benötigt die Akzeptanz der Bevölkerung“, hob er hervor. Die Frage müsse sein: „Gehen die Leute mit, akzeptieren sie die Technologie oder gehen sie auf Distanz? Das hat auch Auswirkungen auf die jungen Leute in der Region: Ziehen wir sie an oder treiben wir sie regelrecht an andere Standorte?“ Technologische Forschung müsse deshalb sozialwissenschaftlich begleitet werden, wofür die Universität Bamberg mit ihren sozial- und verhaltenswissenschaftlichen Kompetenzen prädestiniert sei.

"Brücken schlagen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft"

Die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hof setzt im oberfränkischen Hochschulnetzwerk vor allem auf ihre interdisziplinäre Forschung zur nachhaltigen Ressourcennutzung. Gerade bei den angewandten Wissenschaften folgen auf Forschung häufig Unternehmensgründungen, die „Brücken schlagen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft“, so der Hofer Hochschulpräsident Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Lehmann. „TAO bringt einen Mehrwert in der Region, einen Mehrwert in Bayern!“, ist Lehmann sich sicher. „Doch wir müssen finanzielle Unterstützung bekommen, um unsere Ziele zu erreichen“, appellierte er an Staatsminister Heubisch.

"Überregionale Alleinstellung"

Dieser sagte Unterstützung beim Bau neuer Gebäude an den einzelnen Standorten und bei der Finanzierung neuer Stellen für Professoren und wissenschaftliche Mitarbeiter zu: “Wir wollen der Kooperation genügend Raum geben und zwar im Rahmen der Möglichkeiten, die uns das übergeordnete Ziel eines ausgeglichenen Haushalts steckt. Auch wenn nicht alle Ideen sofort verwirklicht werden können, werden die Neuerungen dem Hochschulverbund eine überregionale Alleinstellung verleihen“, erklärte der Wissenschaftsminister und versprach, er werde sich für TAO einsetzen, denn „das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“

Weitere Informationen können Sie der Pressemitteilung des Staatsministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst entnehmen