Dr. Margrit Prussat begrüßt die Besucherinnen und Besucher im Universitätsarchiv.

Im Archiv findet sich mitunter auch Skurriles, wie z.B. dieses Barett, dessen Herkunft und Zweck noch vage ist. Offenbar gehörte es zu einer Amtstracht.

Dialog - So hieß die Universitätszeitung von 1986 bis 2000.

Kathrin Imhof wirft mit einer Besucherin einen Blick in die Archivalien, auf denen der Professorenkatalog aufbaut. (Fotos: Tm Kipphan)

- Tim Kipphan

Die Zeitmaschine unterm Dach

Bamberger Universitätsarchiv präsentiert sich am 8. Tag der Archive der Öffentlichkeit

Dem Thema Mobilität ausgerechnet in einem Archiv nachzugehen, klingt nach einem überraschenden Vorhaben. Wie erhellend ein solcher Besuch sein kann, zeigte das Universitätsarchiv mit seinem Beitrag zum 8. bundesweiten Tag der Archive am 4. März. Eingehend beleuchtete es die Mobilität der Bamberger Hochschulangehörigen seit 1648.

Im ehemaligen Palais der Familie Rotenhan, dem heutigen Universitätsgebäude Kapuzinerstraße 25, verbirgt sich ein besonderer Ort der Universität: Ganz oben unterm Dach ist mit dem Universitätsarchiv das Gedächtnis der Universität untergebracht. Wer hier klingelt, dem offenbaren sich Einblicke in die ersten Tage des Hochschulstandortes Bamberg. Dass sich dort auch eine waschechte Zeitmaschine verbirgt, zeigte das Archiv eindrucksvoll mit seinem Beitrag zum 8. Tag der Archive am 4. März. Diesen bundesweiten Aktionstag rief der Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. zum Zweck des Austausches mit der Öffentlichkeit im Jahre 2001 ins Leben. 

Die erstaunliche Mobilität der Bamberger Hochschulangehörigen

Der diesjährige Themenschwerpunkt lautete „Mobilität im Wandel“. Das Team des Universitätsarchivs um Leiterin Dr. Margrit Prussat stellte sich und den Besucherinnen und Besuchern die Frage: Wie hat sich eigentlich die Mobilität der Bamberger Lehrenden und Studierenden seit 1648 verändert?

Die Spurensuche führte beispielsweise zur Erkenntnis, dass bereits die ältere Universität Studierende aus Frankreich, Italien und Belgien anzog und die Lehrenden auch in den Nachbarländern vernetzt waren.

Apropos Lehrende: Seit 2014 befindet sich der „Bamberger Professorinnen- und Professorenkatalog“ im Aufbau, den Kathrin Imhof betreut. „Ziel ist die Erfassung möglichst vieler Lehrender der Universität seit 1648 und die Bereitstellung ab 2018 online zu Recherchezwecken“, erklärt die Diplom-Historikerin. Mit den bisher gesammelten und aufbereiteten Daten kann sie bereits zeigen, wie mobil die Lehrenden der Universität waren. Ziemlich reisefreudig war beispielsweise der Bamberger Medizinprofessor Ignaz Döllinger, der im 18. Jahrhundert in mehreren Ländern studiert hatte und dessen wissenschaftliche Tätigkeiten schon im 19. Jahrhundert bayernweit von Würzburg über Bamberg bis München reichten.

Nachvollziehbar werden solche Bewegungen etwa durch die Personalakten der Lehrenden. Solche Archivalien bilden noch immer und auch in Zukunft den Kern des Archivs. „Was einmal hier ist und einen archivarischen Wert besitzt, das bewahren wir auch auf, gleich wie viele digitale Kopien wir davon anfertigen“, erklärt die Leiterin.

Die Digitalisierung hält Einzug

Wichtig ist das der Leiterin deshalb zu betonen, weil die Digitalisierung in großen Schritten Einzug hält. „Archivbeschäftigte müssen heutzutage auf diesem Feld auf jeden Fall Fähigkeiten mitbringen, denn hier erbringen wir eine zentrale Dienstleistung für künftige Forschergenerationen“, erklärt Mitarbeiter Georg Kö, der bereits an zahlreichen Archivprojekten mitgewirkt hat, bevor er Ende 2014 nach Bamberg kam. „Noch haben wir aber einiges vor uns“, konstatiert er. Zeitreisen sollen in Zukunft vor allem komfortabler und weniger aufwendig werden. „Wir sind der Dienstleister für die Forschenden. Und mit den Digitalisaten stellen wir eine gewaltige Informationsfülle bereit, die sich zukünftig auch in Archivportalen offenbaren wird“, fügt deshalb auch Frau Dr. Prussat an.  

Ein Schatz an Unerforschtem

Eine Informationsfülle übrigens, die erforscht werden möchte. Weite Teile des Archivbestandes wurden erst wenig für Forschungen genutzt und viele Themen sind noch unbearbeitet. Hier lagert die Zeitmaschine den Treibstoff für die Fragen der Zukunft – und werden die Archivalien aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt, offenbaren sich wahre Schätze. Dr. Bernhard Spörlein etwa hat einen solchen gehoben und in einer unglaublichen Detailarbeit die Martrikelbücher der Akademie und der älteren Universität ediert. „Damit hat er“, wie Frau Dr. Prussat dankbar erklärt, „für die Zukunft eine Quelle von unschätzbarem Wert für uns geschaffen“. Beim letztjährigen Dies academicus erhielt Spörlein für seine Arbeit die Verdienstmedaille Bene merenti. Eine Zeitreise unterm Dach lohnt sich also – und wer sie wagen möchte, ist herzlich eingeladen. Einsteigen kann man jederzeit, möglichst mit kurzer Voranmeldung, denn die Plätze in der Zeitmaschine sind begrenzt.

Hinweis

Diesen Text verfasste Tim Kipphan für die Pressestelle der Universität Bamberg. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.

Bei Fragen oder Bilderwünschen kontaktieren Sie die Pressestelle bitte unter der Mailadresse medien(at)uni-bamberg.de oder Tel: 0951-863 1023.