"Nah am Menschen" ist Simone Famulla (Mitte) bei ihrer Arbeit (Bild: Carithek).

Die 29-jährige Diplom-Pädagogin entwickelt und organisiert Projekte für ehrenamtliches Engagement (Bild: Stefanie Hattel).

- Stefanie Hattel

„Bamberg ist ein gutes Pflaster für Projektarbeiten“

Simone Famulla eröffnet Räume für soziales Engagement

Patenschaften, Ehrenamt und Mentoring: Simone Famulla bringt Menschen zusammen. Seit zwei Jahren koordiniert die Diplom-Pädagogin und Alumna der Otto-Friedrich-Universität die Projektarbeit des Bamberger Freiwilligenzentrums Carithek.

Bamberg war für Simone Famulla „ein Glücksgriff“. „Die Stadt ist ein gutes Pflaster für Projektarbeiten. Wenn man hier offen und aufmerksam unterwegs ist, tun sich immer irgendwo neue Türen und Chancen auf“, erzählt die 29-Jährige. Von 1999 bis 2006 studierte sie an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg Elementar- und Familienpädagogik mit den Nebenfächern Psychologie, Soziologie sowie Arbeits- und Sozialrecht. Ihr erstes längerfristiges Engagement in Bamberg erhielt die umtriebige Diplom-Pädagogin beim Büro für angewandte Archäologie Bamberg (AGIL): Als Stadtführerin entführt sie Kinder und Schulklassen in die Lebenswelt früherer Bamberger Generationen. Ihre museumspädagogischen Stadtrundgänge sollen vor allem „etwas zum Anfassen“ sein. Denn das Zeigen sei noch wichtiger als das Erklären, meint Famulla. So tritt sie beispielsweise im Barock-Kostüm auf und führt mit Sonnenschirm aus weißer Spitze und Papierfächer die „Statussymbole der Ständegesellschaft“ vor. „Im Zeitalter der Handys sind Statussymbole Jugendlichen heute wieder ein Begriff“, fügt Famulla hinzu. Hatte Simone Famulla schon während des Studiums die eine oder andere Vorlesung für einen Stadtspaziergang sausen lassen, so widmete sie sich nach dem Studium ganz der museumspädagogischen Arbeit bei AGIL. Aus dem Studentenjob wurde eine Halbtagsstelle. Als Hauptamtliche konzipierte sie neue Themenrundgänge.

Ab ins Ausland: „Zugvögel“ sucht junge Leute, die mitziehen

Nebenbei initiierte sie als ehrenamtliche Mitarbeiterin der Carithek das Projekt „Zugvögel“ – ihr „Einsteigerprojekt“ in die Freiwilligenkoordination der Caritas Bamberg. „Zugvögel“ ist ein Peer-Mentoring für junge Leute, die für einen Freiwilligendienst ins Ausland gehen wollen. Dabei motivieren Rückkehrer aus dem Ausland Jüngere, die ebenfalls „flügge“ werden wollen, beraten sie und begleiten ihre Vorbereitungen. Jeder Schüler trifft auf seinen persönlichen Mentor, der im Land oder Aufgabenbereich seiner Wahl bereits Erfahrungen sammeln konnte und diese „noch frisch“ weitergibt. Damit schlägt das Projekt „Zugvögel“ eine Brücke zur ehemaligen Beratungsstelle „Kompass“, einer Einrichtung des Fachbereichs Soziale Arbeit der Universität Bamberg, deren Arbeit Famulla nun weiterführt. Doch während „Kompass“ allgemeine Beratungsgespräche zum Auslandsaufenthalt anbot, setzen die „Zugvögel“ auf die gemeinsame Erschließung eines Landes in Tandems. „Die gemeinsame Vorbereitung steigert die Vorfreude und erhöht die Motivation“, erklärt Famulla. „Die jungen Leute sollen wissen, was alles auf sie wartet.“

Noch vor zehn Jahren, als sie selbst als Kindermädchen nach Oslo ging, war ein freiwilliges Jahr im Ausland für viele ihres Alters gleichbedeutend mit Au-pair, erinnert sich Simone Famulla. Dass das Spektrum darüber weit hinaus reicht, war kaum jemandem bewusst. Seither ist das Angebot stetig gewachsen. Heute ist „interkulturelle Kompetenz“ zum festen Begriff in Bildungsbiographien geworden, zahlreiche Vermittlungsorganisationen laden zu Teamwork und Begegnung in beinahe jedes Land der Erde und verschiedenste Berufssparten ein. Jungen Leuten durch das Dickicht der internationalen Zusammenarbeit ihren Weg bahnen zu helfen, ist das Ziel der „Zugvögel“.

Nah am Menschen

Famullas Projekte fördern und fordern zivilgesellschaftliches Engagement – nicht nur unter jungen Menschen. So vermittelt Simone Famulla als Bamberger Koordinatorin der bayernweiten Initiative „Schülerpatenschaften“ weitere Mentoren: Unter dem Motto „Wegbegleiter in ein selbst bestimmtes Leben“ greifen berufserfahrene Ehrenamtliche Achtklässlern, die sich auf ihren Abschluss vorbereiten, unter die Arme. Sie helfen ihnen bei der Berufswahl, begleiten sie in der Bewerbungs- und Prüfungsphase oder vermitteln das ein oder andere Praktikum.

„Nah am Menschen“, so definiert Simone Famulla ihr Berufsfeld. Sie hat ein Gespür dafür, wo sich neue Vernetzungs- und Unterstützungsmöglichkeiten zwischen Menschen auftun. „Dranbleiben, probier es“, sagt sie sich dann und entwickelt neue Projekte. Kein Wunder, dass die Carithek in einem Wettbewerb der Standortinitiative „Deutschland – Land der Ideen“ gerade erst als „Ausgewählter Ort im Land der Ideen“ ausgezeichnet wurde.