Alexander Pflaum ist seit dem Wintersemester 2011/12 Lehrstuhlinhaber für Supply Chain Management

Schokolade als Beispiel für die Smart-Object-Technologie: Noch am Einkaufsregal könnte man umfassende Informationen zu Qualität und Inhaltsstoffen erhalten (Aka/wikimedia/CC BY-SA 2.5)

Pflaum forscht gleichzeitig an der Universität und für die Fraunhofer-Gesellschaft

Der Wirtschaftswissenschaftler in seinem Büro in der Augustenstraße (Foto: Martina Bay)

- Martina Bay

Ein Experte für Informationsdienstleistung

Porträt des Wirtschaftswissenschaftlers Alexander Pflaum

Den Begriff Supply Chain Management haben manche vielleicht schon gehört, aber wirklich etwas damit anfangen können die meisten nicht, weiß Prof. Dr. Dipl.-Ing. Alexander Plaum zu berichten. „Wir machen Dinge intelligent“, erklärt er am Beispiel von Schokolade: Heute weiß der Konsument nicht genau, was in einer Tafel Schokolade enthalten sei. In Zukunft aber könnte die neueste Informationstechnologie dazu führen, dass man noch am Einkaufsregal umfassende Informationen zu Qualität und Inhaltsstoffen abrufen kann. Smart-Object-Technologie heißt das und verleiht der Tafel Schokolade eine eigene Intelligenz: Sie könnte dann Informationen über sich selbst, ihre Umgebung und Produktion speichern und kommunizieren.

„Eine Art Logistik Plus“

In der Theorie beschäftigt sich Alexander Pflaum, seit dem Wintersemester 2011/12  Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Supply Chain Management, nicht nur mit Schokolade, sondern mit funkbasierten Informationsdienstleistungen. „Das ist so eine Art Logistik Plus“, umschreibt er seine Tätigkeit, „und damit viel kundenorientierter als klassische Logistik.“ Er will Informationstechnologie und betriebswirtschaftliche Logistik miteinander kombinieren. Sein Ziel ist es, drahtlose Sensornetzwerke und Echtzeitlokalisierungssysteme in neue, praxisrelevante Logistik-Dienstleistungen einzubetten und am Markt zu etablieren. Damit sollen Kernprobleme in unternehmensinternen und unternehmensübergreifenden Versorgungsketten gelöst werden, wenn diese transparenter und effizienter werden.

Auch für seine Lehrtätigkeit in Bamberg hat der Wirtschaftswissenschaftler konkrete Pläne. Die Studierenden sollen sich mit neuen Inhalten vertraut machen, damit sie sich in der Industrie bewegen können. Gerade Nachhaltigkeit, grüne Logistik oder internationale Versorgungsketten seien in den letzten Jahren immer wichtiger geworden. In seiner Vorlesung erzählt er deswegen häufig von Beispielen aus der unternehmerischen Praxis, um die Theorie zu veranschaulichen.

Forschung an der Universität und im Fraunhofer-Institut

Ausreichend praktische Erfahrungen dafür konnte Alexander Pflaum bereits sammeln: Das Fach Betriebswirtschaftslehre hatte Alexander Pflaum zu Beginn seines Studiums nicht in die engere Wahl gezogen. Auf seiner Liste standen stattdessen Fächer wie Elektrotechnik, Informatik, Meeresbiologie, aber auch Sprachwissenschaft. „Und dann strich ich schweren Herzens die Fächer, die zwar interessant waren, aber meiner damaligen Ansicht nach nicht wirklich viel zum Lebensunterhalt beitragen können“, sagt er. Pflaum entschied sich schließlich für Elektrotechnik an der Universität Erlangen-Nürnberg. Nach dem Studium arbeitete er ein Jahr lang bei Siemens und wechselte 1995 zum Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen in Erlangen, kurz IIS. Dort war er zuerst Gruppenleiter, dann Projektleiter und zuletzt Abteilungsleiter.

Pflaum promovierte 2001 mit einem wirtschaftswissenschaftlichen Thema in Nürnberg und lehrte parallel an der Universität Erlangen-Nürnberg und an der Fachhochschule Hof. Seit 2008 leitet er das beim Fraunhofer-Institut angesiedelte Zentrum für Intelligente Objekte (ZIO). Das Fraunhofer-Institut stiftet auch seine Professur in Bamberg. Der Professor pendelt deswegen zwischen Nürnberg und Bamberg, seine Haupttätigkeit liegt aber mittlerweile in Bamberg. Denn einen Lehrstuhl aufzubauen erfordere viel Zeit. „Im Moment ist es extrem anstrengend“, stellt Pflaum fest, ohne sich dabei zu beschweren. Als Ausgleich zur beruflichen Belastung betreibt er seit zehn Jahren die japanische Kampfsportart Aikido. Es ist kein Wettkampfsport, aber jedes Jahr absolviert er eine Prüfung. Mittlerweile steht er kurz vor dem schwarzen Gürtel.

„Bamberg ist spanisch“

Nach Bamberg kam der Wirtschaftswissenschaftler schon vor seinem Ruf gerne. „Die Atmosphäre in Bamberg ist im Vergleich zu Nürnberg und Erlangen wie in Spanien“, findet er. Bamberg sei nicht so stressig, eher ruhiger – spanisch eben. Bamberg sei mit seinen urigen Kneipen einfach charmant, so der Professor. „Besonders mag ich den Spezialkeller.“ Mit diesem Vergleich gesteht Pflaum seiner neuen Heimatstadt auch Urlaubsatmosphäre zu, denn nach Spanien verreist er gerne: Einmal im Jahr gönnt er sich in Andalusien eine kleine Auszeit. Dort trifft er sich mit Freunden und verbessert sein Spanisch. Diesen Sommer fährt er wieder hin – um Kraft zu tanken für das kommende Semester.

Antrittsvorlesung

Alexander Pflaum hält am Mittwoch, den 23. Mai, um 19 Uhr in der Feldkirchenstraße 21, Hörsaal 137, seine Antrittsvorlesung Cyber-Physical Systems - Chance und Herausforderung für die betriebswirtschaftliche Logistik. An alle Interessierte ergeht herzliche Einladung!