Bundeskanzlerin Angela Merkel überreicht Holger Patzelt den Ludwig-Erhard-Preis, Evi Kurz (rechts) vom Fürther Ludwig-Erhard-Initiativkreis gratuliert ebenfalls (Bild: Stadt Fürth, Günter B. Kögler)

- Martin Beyer

No Business as usual

Holger Patzelt erhält aus den Händen der Bundeskanzlerin den Ludwig-Erhard-Preis

Bundeskanzlerin Angela Merkel wurde deutlich: Die soziale Marktwirtschaft sei keine unantastbare Ideologie, die man „in Stein gemeißelt“ von Generation zu Generation fortführe. Sie müsse, gerade in internationaler Perspektive, beständig optimiert und damit ‚elastisch’ gehalten werden. Der Vater der sozialen Marktwirtschaft, Ludwig Erhard, in Fürth geboren, wäre in diesem Jahre 110 Jahre alt geworden. Seine Vision eines offenen Marktes mit sozialer Absicherung der Menschen habe immer noch Gültigkeit, so Merkel, und irgendwie ist Erhard vielleicht doch so etwas wie eine in Stein gemeißelte Ikone geworden, große und kleine Büsten von ihm – allerdings aus einem High-Tech-Material – waren beim Festakt zur Verleihung des Ludwig-Erhard-Preises jedenfalls allgegenwärtig.

Zweifache Auszeichnung

Dass es zur Optimierung des Wirtschaftssystems Input von der Wissenschaft sowie eine „optimale Zusammenarbeit“ zwischen beiden Polen brauche, darauf wies Bayerns Innenminister Günther Beckstein hin, und eine solche erfolgreiche Zusammenarbeit war auch Grund für die Auszeichnung von Holger Patzelt mit dem Ludwig-Erhard-Preis. Patzelt arbeitet derzeit am Max-Planck-Institut für Ökonomik in Jena, zuvor wirkte er an der Universität Bamberg am interdisziplinären Forschungsprojekt EXIST-HighTEPP mit, das von Prof. Dr. Dodo zu Knyphausen-Aufseß in Kooperation mit den Universitäten Jena und Regensburg geleitet wurde. Die im Zuge dieses Forschungsprojekt von Patzelt eingereichte Dissertation „Biotechnologische Unternehmensgründungen in Deutschland“ wurde gleich mehrfach ausgezeichnet, mit dem Haarmann-Preis, und nun mit dem mit 4000 Euro dotierten Ludwig-Erhard-Preis. Der Preis wird für herausragende Leistungen auf dem Feld der Wirtschaftswissenschaften verliehen. No Business as usual also.

„Aus der Arbeit sind inzwischen fünf Aufsätze entstanden, die in internationalen, referierten Zeitschriften veröffentlicht worden sind, eine davon im hoch angesehenen ‚Journal of Business Venturing’“, sagt zu Knyphausen-Aufseß und freut sich mit seinem ehemaligen Schützling. Patzelts Forschungsprojekt beschäftigte sich mit Unternehmensgründungen in der Biotechnologie, und dort insbesondere mit der Industrieentwicklung,
Unternehmensfusionen, Strategischen Allianzen, Krisenmanagement und
Risikokapitalfinanzierung. „Der Preis bedeutet für mich – gerade in diesem Rahmen – nicht nur eine große Ehre und Anerkennung meiner Arbeit, sondern eröffnet auch Perspektiven für
die Zukunft. Denn gerade im akademischen Bereich sind Preise und Auszeichnung wichtige Karrierebausteine“, sagt Patzelt. In Jena führt er einerseits die Arbeit an Biotechnologieunternehmen fort, mit besonderem Fokus auf Unternehmerteams und strategischen Allianzen. Darüber hinaus arbeitet er an „nachhaltigen“ Unternehmensgründungen („sustainable Entrepreneurship“), also etwa Gründungen im Umweltbereich.

Zwischen Tradition und Zukunft, zwischen High-Tech und den Anfängen der Bundesrepublik Deutschland unter dem Zigarre rauchenden Erhard. An diesem Abend war in gewisser Weise alles gegenwärtig – und es passte alles zusammen.