- Tanja Eisenach

Erinnerung an Altrektorin

Prof. Dr. Elisabeth Roth verstarb am 4. Mai im 90. Lebensjahr

Prof. Dr. Elisabeth Roth ist am 4. Mai 2010 verstorben. Die Otto-Friedrich-Universität trauert um eine bedeutende und prägende Persönlichkeit, die sie stets dankbar und ehrend in Erinnerung halten wird.

1972 war ein ganz besonderes Jahr in der Geschichte der Universität Bamberg: Die Philosophisch-Theologische Hochschule und die Pädagogische Hochschule wurden in der Gesamthochschule Bamberg zusammengefasst, die sieben Jahre später in eine Universität umbenannt wurde. 1972 war aber auch ein ganz besonderes Jahr im Leben von Prof. Dr. Elisabeth Roth. Die damalige Inhaberin des Lehrstuhls für Heimat- und Volkskunde übernahm als Vorstand der Pädagogischen Hochschule zusammen mit Prof. Dr. Othmar Heggelbacher, Rektor der Philosophisch-Theologischen Hochschule, in einem Doppelrektorat die Verantwortung für die Gesamthochschule. Von 1973 bis 1976 lenkte die umtriebige Pädagogin die Geschicke alleine, denn die Hochschulspitze war neu strukturiert worden.

Ihr unermüdlicher Einsatz für das Wohl dieser noch jungen Bildungseinrichtung prägte die Wiedergründungsphase der Bamberger Universität sehr stark. So ist es Elisabeth Roth zu verdanken, dass die Hochschule nicht auf einem Campus vor der Stadt errichtet wurde, sondern als „Universität in der Stadt“ inmitten des einmaligen historischen Ensembles der Bamberger Altstadt ihren Platz fand und somit Teil des heutigen UNESCO-Weltkulturerbes wurde.

Aber auch in vielen anderen Bereichen bestimmte sie die Entwicklung der Universität Bamberg entscheidend mit. So hatte sie sich den Erstausbau der Gesamthochschule auf 4000 Studierende sowie die Integration von Studien- und Wohnstätten in der Innenstadt zum Ziel gesetzt. Außerdem setzte sie sich dafür ein, die Gebäude der ehemaligen Pädagogischen Hochschule in der Feldkirchenstraße beizubehalten und zu erweitern. Ferner galt es, eine Zentralverwaltung zu organisieren und die Lehrkollegien der beiden ehemals selbständigen Hochschulen zu vereinen.

Ihre Arbeit als Wissenschaftlerin war im Wesentlichen von drei Vorhaben geprägt: Zum einen widmete sie sich dem Aufbau des Faches in Lehre und Forschung und sorgte außerdem dafür, dass das Fach Heimatkunde in den bayerischen Schulen erhalten blieb. Zum anderen war Elisabeth Roth der Meinung, dass die Inhaberin eines Lehrstuhls für Heimat- und Volkskunde sich der Umsetzung von Forschung in die Praxis stellen müsse. Aus dieser Erkenntnis heraus übernahm sie zahlreiche (Ehren-)Ämter in Verwaltung und Bildungseinrichtungen: Heimatpflegerin oder Kuratoriumsmitglied der Volkshochschule sind nur zwei Aufgaben, die sie über viele Jahre hinweg mit Herzblut und Engagement erfüllte.

Zum dritten arbeitete sie, sicherlich auch bedingt durch ihr Studium der Germanistik, Volkskunde und Kunstgeschichte, stark interdisziplinär.

Eine pointierte Würdigung ihres Denkens und Schaffens unternahm ihr langjähriger Kollege Prof. Dr. Klaus Guth in einer Rede anlässlich der Übergabe des Sammelbandes „Volkskultur in Franken“ im Jahr 1990: „Anpassung des Faches oder ihrer eigenen Forschungen an wissenschaftliche Modeströmungen waren für Kollegin Roth nie akzeptabel. Ihr historisch geprägtes Verständnis von Kultur, ... stand einem selektiven Kulturverständnis entgegen, das die Güter sogenannter Volkskultur nur in unteren Schichten beheimatet sah. Für Elisabeth Roth war Volkskultur in Stadt und Land, in allen Teilen der Bevölkerung, lebendig.“

Für ihre geleistete Arbeit wurde Elisabeth Roth mit vielen Preisen und Ehrungen ausgezeichnet. Zu ihrem 70. Geburtstag erhielt sie die Bürgermedaille der Stadt Bamberg, die Oberfrankenstiftung verlieh der Bamberger Professorin 1991 den Kulturpreis. Ebenfalls im Jahr 1991 durfte sie für ihre Verdienste um das schulische und außerschulische Bildungswesen die Medaille „Pro Meritis“ aus den Händen des damaligen Kultusminister Hans Zehetmair empfangen. 1995 bekam sie den Ehrenbrief ihres Heimatortes, des Marktes Hösbach und die Ehrenmedaille „bene merenti“ in Gold der Otto-Friedrich-Universität. Diese kleine Auswahl dokumentiert, welche Bedeutung Elisabeth Roth weit über die Grenzen von Universität und Stadt Bamberg hinaus zukam.

Prof. Dr. Elisabeth Roth ist am 4. Mai 2010 verstorben. Die Otto-Friedrich-Universität trauert um eine bedeutende und prägende Persönlichkeit, die sie stets dankbar und ehrend in Erinnerung halten wird.