Grundschulforscherin Gabriele Faust (Foto: privat)

Trauer um eine herausragende Grundschulforscherin

Gabriele Faust verstarb am 12. Oktober 2013

Die Antragsstellung der Forschergruppe BIKS „Bildungsprozesse, Kompetenzentwicklung und Selektionsentscheidungen im Vor- und Grundschulalter“ ist auf eine Initiative von ihr zurückzuführen und an der Gründung des Nationalen Bildungspanels war sie beteiligt. Ihrem Engagement ist die Weiterentwicklung des Faches Grundschulpädagogik zu einer empirisch forschenden Disziplin an der Universität Bamberg, aber auch der nationalen Fachdisziplin zu verdanken.

Sie war seit 2005 Mitglied im wissenschaftlichen Beirat von "STEG", einer nationalen Studie zur Entwicklung von Ganztagsschulen sowie im nationalen Konsortium von IGLU, der internationale Grundschul-Leseuntersuchung, sozusagen dem PISA der Grundschule. Gabriele Faust hat zahlreiche überuniversitäre empirische Forschungsprojekte zur Grundschullehrerausbildung sowie zum Lernen im Grundschulalter angestoßen und durchgeführt. Seit 2008 war sie Mitglied des Konsortiums "NEPS", dem Nationalen Bildungspanel, in den Bereichen Kindergarten/Grundschule und Grundschule/Sekundarbereich.

Laufbahn

Diese empirische Orientierung ist alles andere als selbstverständlich, war dieses Fach doch eher geisteswissenschaftlich orientiert. In dieser Tradition verlief auch der Ausbildungsweg von Gabriele Faust. Nach dem Studium an der Pädagogischen Hochschule Reutlingen und der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und dem Abschluss der Ersten und Zweiten Dienstprüfung für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen sowie einem Diplom im Fach Schulpädagogik war sie von 1975 bis 1991 als Lehrerin vornehmlich an Grundschulen, als Ausbildungslehrerin, Mentorin und Seminarleiterin eines Studienseminares tätig.

1986 wurde sie mit einer Arbeit zur "Themenkonstitution als Problem von Didaktik und Unterrichtsforschung" an der Universität Tübingen promoviert. Dort war sie nach der Promotion auch als Mitarbeiterin in einem von der DFG geförderten Projekt "Religiöse Entwicklung in der Praxis des Religionsunterrichts" tätig. 1991 wurde sie als Professorin für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Grundschulpädagogik/Anfangsunterricht an die Pädagogische Hochschule Ludwigsburg berufen. Anschließend war sie von 1995 - 2002 als Professorin für Erziehungswissenschaften mit dem Schwerpunkt Grundschulpädagogik/Reform der Grundschule an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main tätig, bevor sie dann für die Universität Bamberg gewonnen werden konnte.

Ehrenamtliches Engagement

Als Hochschullehrerin war Gabriele Faust hochbeliebt. Ihre Begeisterung steckte an und war zugleich jungen Menschen Vorbild, sich vertieft und interessiert mit Fragen des Faches auseinander zu setzen. Gabriele Faust hat sich immer disziplinpolitisch engagiert, von 1984 bis 2000 war sie im Bundesvorstand des Arbeitskreises Grundschule/Der Grundschulverband e. V. ehrenamtlich tätig. Wichtig war ihr die Internationalisierung der Hochschule. „Als ich ihr berichtete, dass die Universität das alte Haus zum Fischerwirt in der Fischerei kaufen und als Internationales Gästehaus umbauen wolle, hat sie uns sehr großzügig unterstützt“, erinnert sich der Präsident Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert mit großer Dankbarkeit an eines von vielen konstruktiven und kollegialen Gesprächen.

Trotz ihrer langen Krankheit war die Tätigkeit von Gabriele Faust von unglaublicher Schaffenskraft, Energie und einem nicht versiegenden Lebensmut geprägt. „Bei jeder Begegnung war ihr auch das persönliche Gespräch wichtig“ erinnert sich die Kanzlerin Dr. Dagmar Steuer-Flieser. „Wesentliche Impulse für die kindliche Entwicklung während des Grundschulunterrichts habe ich durch sie erfahren.“

Die Universität hat mit ihrem Tod nicht nur eine hervorragende Wissenschaftlerin und Hochschullehrerin verloren, die sich unermüdlich für die Profilierung der Universität Bamberg und ihres Faches in der empirischen Bildungsforschung einsetzte, sondern auch eine liebenswerte, mutige und authentische Kollegin und einen wertvollen Menschen. Wir werden sie sehr vermissen.

Hinweis

Dieser Nachruf wurde verfasst von
Prof. Dr. Annette Scheunpflug
Lehrstuhl für Allgemeine Pädagogik
Tel. 0951/863-1828
E-Mail: annette.scheunpflug@uni-bamberg.de