Moodle vernetzt - zu der Konferenz Moodlemoot 2009 in Bamberg kamen Besucher aus dem In- und Ausland (Grafik: Moodlemoot 2009).

Martin Dougiamas, der Begründer von Moodle, sprach über die Zukunft der Lernplattform (Bilder: Konrad Welzel).

"Dr. Moodle" gab während der gesamten Konferenz Tipps und Hilfestellungen bei technischen Problemen.

Jochen Robes referierte über die Anwendung von E-Learning-Systemen.

- Konrad Welzel

„Keine Hochschule wird in Zukunft ohne Moodle auskommen“

Die Möglichkeiten der Lernplattform präsentierte die Konferenz Moodlemoot

Was ist Moodle? Als Virtueller Campus ist die Lernplattform den Studierenden und Lehrenden an der Universität Bamberg besser bekannt. Zur 4. Deutschen Moodle-Konferenz kamen Moodle-Gründer Martin Dougiamas und viele weitere internationale Gäste nach Bamberg. In Vorträgen, Diskussionen und Workshops setzten sie sich mit Technik und Zukunft des elektronisch unterstützten Lernens auseinander.

Was schenkt ein Australier einem Deutschen? Diese Frage stellte sich auch Martin Dougiamas, der Begründer von Moodle. Seine deutsche Mutter hatte ihm geraten, unbedingt ein Geschenk für die Teilnehmer der 4. Deutschen Moodlemoot 2009 in Bamberg mitzubringen. Der extra aus Perth eingeflogene Dougiamas entschied sich für echte australische Koala-Bären-Pralinen und sorgte damit für einen amüsanten Einstand auf der Konferenz. Die Tagung rund um die Lernplattform Moodle fand vom 18. bis 20. März am Standort Feldkirchenstraße der Otto-Friedrich-Universität Bamberg statt. Hinter dem Begriff Moodle verbirgt sich ein System, mit dessen Hilfe Schulen, Hochschulen oder Unternehmen virtuell eigene Kurse anlegen und sich über das Internet weltweit mit Nutzern vernetzen können.

In seiner Einführungsrede warf Martin Dougiamas einen Blick in die Zukunft und zeigte den Zuhörern technische Erweiterungen von Moodle 2.0. „In der Vergangenheit hieß es bei der Entwicklung neuer Versionen immer: Wir verschieben es auf 2.0, aber diese Ausrede gilt leider nicht mehr“, blickte Dougiamas auf die vergangenen Jahre zurück. Im Jahr 2001 entwarf er die erste Version und seitdem arbeite er mit einem großen Team an Weiterentwicklungen und technischen Erweiterungen, um den Ansprüchen der vielen Millionen Nutzer in über 200 Ländern gerecht zu werden. Bei seinem Vortrag in Bamberg zeigte er konkrete Zukunftsanwendungen wie die einfache und schnelle Einbindung von Videos, Bildern und Dokumenten in ein Moodlesystem. Ziel der Entwickler sei vor allem, die große Menge an Informationen im Internet für die Nutzer von Moodle leichter verwertbar zu machen, erklärte der Australier.

Virtueller Campus als Bamberger Moodle-Modell

„Keine Hochschule wird in Zukunft ohne Moodle auskommen“, betonte der Präsident der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert, in seiner Begrüßung. Er sehe die Universitäten in der Verantwortung, ein einheitliches Lernmanagement für die Studierenden anzubieten. An der Bamberger Hochschule wurde 2006 das Moodle-System des Virtuellen Campus uniweit eingeführt. Heute sind dort 900 Kurse eingetragen und rund 80 Prozent der Lehrstühle nutzen dieses Angebot aktiv. „Ich selbst bin wirklich täglicher Nutzer, da sich alle Gremien der Universität dort austauschen“, sagte Ruppert über den eigenen Gebrauch des Virtuellen Campus. Das bedeute eine unheimliche Erleichterung der Administration und Kommunikation und nur selten werden Unterlagen noch ausgedruckt, so der Präsident weiter.

Bei der diesjährigen Moodle-Konferenz in Bamberg erfreute sich Dr. Moodle großer Beliebtheit. Dahinter steckt ein Beratungsangebot für alle Konferenzteilnehmer in einem extra dafür eingerichteten Seminarraum. Erfahrene Anwender aus allen Bereichen gaben Tipps und Hilfestellungen für jedermann und diskutierten an Laptops noch vor Ort mögliche Verbesserungen und Fehlerbehebungen. Insgesamt fanden sich über 450 Teilnehmer und Aussteller in Bamberg ein. Trotz des Titels „Deutsche Moodlemoot“ zeichnete sich die Konferenz durch eine große Internationalität aus: Gesprächspartner aus Australien, Neuseeland, England, Irland und der Schweiz sorgten für ein breites Informations- und Austauschangebot. Grundlagen und Weiterführendes zu allen Gebieten der Arbeit mit Moodle gab es für die Teilnehmer aus den Bereichen Hochschule, Schule und Unternehmen in Workshops und über 80 Vorträgen.

Die Probleme des E-Learning

Neben dem Vortrag von Martin Dougiamas fand auch die Keynote von Jochen Robes, Unternehmensberater und Blogger bei weiterbildungsblog.de, am Freitag, 20. März, großen Anklang. Zum Thema „If we build it, will they come?“ referierte er über Anwendungsaspekte von Moodle. Da Moodle im Grunde nichts anderes als Online-Lernen ist, machte Robes deutlich, was hinter E-Learning steht und was wichtige Erfolgsfaktoren sind. In der Umsetzung von Lernplattformen wie Moodle im Internet sieht er allerdings noch Schwierigkeiten. „Unter E-Learning verstehen viele heute das selbstorganisierte Suchen von Informationen im Internet“, erklärte Robes. So beschränke sich das virtuelle Lernen oft nur auf das Durchklicken von Dokumenten, Bildern und Videos auf Google, um die für sich notwendigen Materialen zu finden. Zudem gebe es eine große Spanne zwischen dem Konsumieren und dem aktiven Nutzen der Möglichkeiten im Web 2.0, so der Unternehmensberater. Er führte diese Feststellung auf die noch immer sehr unterschiedlichen Einstellungen zu den modernen Mitteln des Lernens zurück: „Von Neugierde über Unsicherheit bis hin zu strikter Ablehnung ist da alles dabei.“

Umso wichtiger war die Organisation der 4. Moodlemoot durch die gemeinsamen Veranstalter: der Bayerische Volkshochschulverband, die Digitale Schule Bayern, eLearning im Dialog (eLeDia), Moodle Schule e.V. sowie die Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Auch die Koala-Bären-Pralinen von Martin Dougiamas trugen ihren Teil bei: Im Sprechzimmer von Dr. Moodle wurden sie zur nervlichen Beruhigung bei technischen Problemen genutzt.