Nicole Riedl bei der Preisvergabe in Passau (Bild: E.ON)

- Andreas Christ, E.ON-Pressemitteilung

Dissertation von internationalem Interesse

Nicole Riedl erhielt für ihre Doktorarbeit den Kulturpreis Bayern 2008

Wegweisende Erkenntnisse über römische Wandmalereien der Bamberger Nachwuchswissenschaftlerin Nicole Riedl wurden mit dem Kulturpreis Bayern honoriert. Die Ergebnisse ihrer Forschung finden auch internationale Beachtung.

Zum vierten Mal wurde unter der Schirmherrschaft des Bayerischen Staatsministers für Wissenschaft, Forschung und Kunst der E.ON-Kulturpreis Bayern verliehen. Unter den Preisträgerinnen und Preisträgern, die am 30. Oktober in der Passauer Dreiländerhalle ihre Auszeichnungen entgegennahmen, befand sich wie letztes Jahr wieder eine aus Bamberg: Nicole Riedel erhielt den Preis für ihre Dissertation „Provinzialrömische Wandmalerei in Deutschland. Geschichte – Historische Werkstoffe – Technologie – Restaurierungsgeschichte im Kontext der Denkmalpflege, dargestellt an ausgewählten Beispielen“. Sie wurde für ihre herausragende wissenschaftliche Leistung geehrt, die damit zu den besten Arbeiten an den zehn bayerischen Universitäten zählt. Überreicht wurde der Preis von Prof. Dr. Erwin Neher, der 1991 den Nobelpreis für Medizin erhalten hat.

Römische Wandmalereien im interdisziplinären Licht

Riedel beschäftigte sich an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg mit Zeugnissen reicher Architekturausstattung in Palästen und Villen römischer Bürger auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. Ihre Arbeit verband Untersuchungsmethoden der Restaurierungs-, Kunst- und Naturwissenschaft an über 60 Einzeldarstellungen. Sie erforschte die Geschichte, die verwendeten historischen Werkstoffe und die angewendete Technologie zur Herstellung der Malereien. Aber auch die inadäquate Behandlung vieler Wandmalereien nach der Ausgrabung machte sie deutlich. Daher plädierte Riedl für eine neue Qualität der konstruktiven Zusammenarbeit innerhalb der Wissenschaftsdisziplinen von Archäologie, Restaurierung und Denkmalpflege.

Summa cum laude und darüber hinaus

Der Bamberger Professor für Denkmalpflege, Prof. Dr. Achim Hubel, hatte die Promotion bereits mit summa cum laude bewertet. Für ihn dürfen „die Ergebnisse ihrer Arbeit zur Maltechnik der Römer vom Aufbau der Putzschichten bis zur Glättung der Oberflächen, ihre überzeugende Analyse des Glanzeffektes der römischen Wandmalerei, ihre zahllosen Beobachtungen, die bis ins kleinste Detail den Herstellungsprozess der Gemälde rekonstruieren konnten, als sensationell bezeichnet werden“. Denn sie hat die vielen spekulativen Überlegungen, wie die verblüffende Haltbarkeit und der unnachahmliche Glanz der Bilder erklärbar sind, durch ihre streng methodisch aufgebauten Untersuchungen ein für allemal berichtigt.

Kein Wunder also, dass die Dissertation fachintern bereits so viel Aufmerksamkeit erhalten hat, dass Riedl von ausländischen Fachkollegen gebeten wurde, ihre Arbeit in englischer Sprache zu publizieren, weil sie international von allergrößtem Interesse sei.

Zur Person

Nicole Riedl, geboren am 11. März 1971 in Fulda, studierte von 1993 bis 1998 Restaurierung und Konservierung von Kunst- und Kulturgut an der Fachhochschule Köln mit dem Schwerpunkt Wandmalerei. Nach einer zehnmonatigen praktischen Tätigkeit als Restauratorin nahm sie 1999 das Aufbaustudium Denkmalpflege an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg auf, das sie im März 2001 abschloss. Seitdem war und ist Riedl freiberuflich in der praktischen Denkmalpflege und als Dozentin an der Fachhochschule Köln sowie der Otto-Friedrich-Universität Bamberg tätig. Neben der Publikation von Aufsätzen zu Untersuchungs- und Konservierungsmethoden und der Mitarbeit in diversen Forschungsprojekten verfasste Frau Riedl ihre Dissertation. Gegenwärtig ist sie Lehrbeauftragte am Institut für Archäologie, Denkmalkunde und Kunstgeschichte der Otto-Friedrich-Universität Bamberg.