Wolfgang Becker hält sein Impulsreferat: Anregung für den Rest des Abends (Fotos: Julian Müller)

Reger Austausch an den Thementischen

Christoph Beckmann präsentiert den Lehrstuhl für Mensch-Computer-Interaktion am Thementisch

Offensichtliche Freude bei den Unternehmensvertretern

- Julian Müller

Wirtschaft trifft Wissenschaft

Netzwerkveranstaltung KMUni begeisterte viele Unternehmer

KMUni war eine von Universität und Stadt initiierte Netzwerkveranstaltung, deren Name bereits das Programm verrät: Kleine und Mittlere Unternehmen treffen die Universität – und natürlich umgekehrt. Die Veranstaltung am 11. Oktober 2011 kam bei den Unternehmen der Region sehr gut an; jeder der 100 Plätze im Vortragsraum der Sparkasse Bamberg war schnell besetzt. 80 Unternehmensvertreterinnen und -vertreter tauschten sich lebhaft mit 10 Professorinnen und Professoren der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und ihren Mitarbeitern aus den Fachbereichen BWL, Psychologie, Denkmalpflege, Kommunikationswissenschaft und Informatik aus.

Wer zu den Kurzpräsentationen der Lehrstühle keinen Sitzplatz fand, konnte schon einmal einen Blick auf die sogenannten Thementische werfen. An diesen konnten sich interessierte Geschäftsleute nach der von Gönke Halbritter, der Leiterin des Zentralen Dezernats Forschung und Transfer der Universität Bamberg, moderierten Veranstaltung im Detail darüber informieren, welcher Lehrstuhl oder welche Professur der Universität Bamberg jeweils geeignete  Methoden und Forschungsansätze für eine mögliche Kooperation bietet. Universität, Stadt und Landkreis hatten über das Forschungsdezernat sowie die jeweiligen Abteilungen für Wirtschaftsförderung die Vertreter kleiner und mittlerer Unternehmen aus der Region eingeladen, damit Forscher und Unternehmen sich in unverbindlichem Rahmen kennenlernen, ihre Zusammenarbeit begründen oder vertiefen und damit voneinander profitieren können.

Grundlagenforschung und Anwendung kein Gegensatz

Gastgeber Konrad Gottschall, Direktor der Sparkasse Bamberg, Oberbürgermeister Andreas Starke und Landrat Dr. Günther Denzler waren von der Idee hinter der Netzwerkveranstaltung begeistert. „Die Universität Bamberg und kleine und mittlere Unternehmen aus der Umgebung sollen sich gegenseitig besser verstehen lernen“, so Starke. Bamberg habe beste Aussichten, was das Wirtschaftswachstum anginge, was durch Veranstaltungen wie diese nachhaltig gestärkt werden müsse. Universitätspräsident Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert bekräftigte vor allem in Richtung der anwesenden Unternehmer, es sei ein Missverständnis, anwendungsnahe Forschung nur an Fachhochschulen, nicht an Universitäten zu vermuten: „Es ist unsinnig, Grundlagenforschung und Anwendung als Gegensatz zu verstehen, denn das eine wäre ohne das andere wirkungslos“.  Am besten aber könnten die Professorinnen und Professoren für sich selbst und ihre herausragende Kompetenz sprechen.

Definitionen, Prognosen und ethische Reflexionen    

Mit seinem Impulsreferat skizzierte Prof. Dr. Dr. habil. Wolfgang Becker vom Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Unternehmensführung & Controlling die Rolle kleiner und mittelständischer Unternehmen – nicht nur für Bamberg: „Der Mittelstand spielt eine extrem bedeutsame Rolle für Deutschland“, so Becker. Dass die Wirtschaft immer noch relativ stabil ist, sei dem Mittelstand zu verdanken, in dem 70 bis 80 Prozent der Beschäftigten arbeiten. „An der Universität Bamberg wird Wissenschaft und Mittelstandsforschung nach System betrieben, nicht nur Theorie“, betonte der Gründer des Deloitte Mittelstandsinstitut an der Universität Bamberg. Dazu gehörten eben auch theoretische Aspekte wie die unverzichtbare Begriffsdefinition, die Beschreibung realer Phänomene, Erklärungen und Prognosen, entsprechende Empfehlungen sowie Methodologie, aber auch ethische Reflexion. Zum Schluss rief Becker alle Unternehmen zum Kontakt mit Studierenden auf, denn sie seien Ressourcen, an die man „immer schwerer herankommen wird“.

Rolls-Royce, BMW und Chanel profitieren bereits    

Anschließend stellten zehn ausgewählte Professorinnen und Professoren der Universität Bamberg in Kurzpräsentationen unter Beweis, wie ihre Forschungsleistungen für Unternehmen aus der Umgebung konkrete, anwendungsnahe Vorteile bringen können. Prof. Dr. Rainer Drewello (Restaurierungswissenschaft in der Baudenkmalpflege) konnte mit Bauwerkrestauration und Denkmalpflege „handfeste Aspekte“ des Forschungstransfers anbieten. Dass ihre Absolventen längst nicht mehr nur im Journalismus erfolgreich eingesetzt werden, verdeutlichte Kommunikationswissenschaftlerin Prof. Dr. Anna Maria Theis-Berglmair. Neben Wolfgang Becker vertraten Prof. Dr. Maike Andresen (Schwerpunkt Personalmanagement) und Prof. Dr. Alexander Fliaster (Schwerpunkt Innovationsmanagement) Bambergs Fachgruppe BWL.

Wie man psychologische Erkenntnisse dazu nutzt, um Produkte kundenorientiert zu gestalten  erläuterte Prof. Dr. Claus-Christian Carbon vom Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie und Methodenlehre. Rolls-Royce, BMW oder Chanel würden davon bereits seit längerem profitieren. Bambergs Psychologie könne aber auch bei der Personalauswahl unterstützen, wie an „Praxispartnern in konkreten Projekten“, beispielsweise der Lufthansa, zu erkennen sei, so Prof. Dr. Astrid Schütz (Persönlichkeitspsychologie und Psychologische Diagnostik). Der Lehrstuhl für Mensch-Computer-Interaktion und sein Inhaber Prof. Dr. Tom Gross arbeiten unter anderem daran,  Onlinestores maximal effizient zu gestalten. Und für eine bessere Handhabung von Informationen zeigte der Lehrstuhl für Medieninformatik interessante Lösungen: „Passende Informationen müssen zur richtigen Zeit gefunden werden“, stellte Inhaber Prof. Dr. Andreas Henrich fest. Wie zum Abschluss erklärte Prof. Dr. Christoph Schlieder vom Lehrstuhl für Angewandte Informatik in den Kultur-, Geschichts- und Geowissenschaften: „Wir wollen den Wissenstransfer in die Region!“

Wissenschaftsstandort Bamberg stärken

Die Unternehmensvertreter schwärmten  nach den Kurzporträts aus, um sich an den Thementischen im Detail über Kooperations- und Anwendungsmöglichkeiten zu informieren. Viele von ihnen kamen aus den Bereichen Bau, Denkmalpflege, Finanz- oder Personaldienstleistung. Daneben interessierten sich aber auch Vertreter einer Spielzeugfirma, eines Milcherzeugers und eines Optikers für die Uni. Dr. Ing. Ulf Bauscher, Geschäftsführer des Elektrotechnikherstellers Metalluk Bauscher GmbH & Co. KG, und Konrad Bastian, Geschäftsführer der Zeitarbeitsfirma IGZ Bamberg GmbH, zeigten sich vom Angebot der Universität Bamberg beeindruckt. Beide kamen aus reiner Neugierde zur KMUni und waren sich einig: „KMUni ist eine spannende Veranstaltung und ebnet den Weg für eine gute Zusammenarbeit zwischen Bambergs Wirtschaft und Wissenschaft.“ Beate Montag von der Michael Montag Haustechnik GmbH hatte sogar schon konkret vor Augen, was ihrem Unternehmen nutzen könnte: Sie war von der Möglichkeit besonders angetan, digitale 3D-Dokumentationen verschiedenster Oberflächen vorzunehmen. Denn so könne ihr Unternehmen die Kundenorientierung enorm steigern: „Wir könnten den Aufbau von Konstruktionen konkret digital planen, sodass die Vorstellungen der Kunden so exakt wie möglich umgesetzt werden.“

Ihr Ziel hat die Netzwerkveranstaltung KMUni 2011 auf jeden Fall erreicht: Bis spät in den Abend standen Unternehmer und Wissenschaftler im regen Austausch zusammen. Damit wurden zwei Pfunde in  der Region – die mittelständisch geprägte Wirtschaftsstruktur und die Universität - weiter gegenseitig gestärkt, und der Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Bamberg im besten Sinne belebt.

Ansprechpartnerin

Für weitere Informationen zur Veranstaltung und zu Kooperationsmöglichkeiten wenden Sie sich bitte an die Leiterin des Dezernats Forschung & Transfer, Gönke Halbritter (0951/863-1029 oder goenke.halbritter@uni-bamberg.de).