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Bürgermeister in einer alten Industriestadt: Andreas Meier

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Von der Uni ins Bürgermeisteramt: Andreas Meier wurde mit nur 24 Jahren zum Chef in Windischeschenbach gewählt.

- Katrin Meyerhöfer

Er kam, sah und siegte

„Jungspund“ mischt in der bayerischen Kommunalpolitik mit

Der ehemalige Bamberger Student Andreas Meier ist Bayerns jüngster Bürgermeister. Für die Kommunalwahlen im kommenden Frühjahr ist er erneut als Kandidat für das Bürgermeisteramt aufgestellt.

Als Sieger der letzten Kommunalwahlen übernahm dort Andreas Meier am 1. Mai 2002 im Alter von 24 Jahren als jüngster Bürgermeister Bayerns das Amt des Stadtoberhaupts. Für sechs Jahre wurde ihm damals die Verantwortung für „seine“ Kommune übertragen. Davor war er sieben Semester für die Fächer Germanistik mit Schwerpunkt Journalismus und das Nebenfach Philosophie an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg eingeschrieben.

Jugend kein Nachteil

Ein so junger Bürgermeister ist ungewöhnlich. Während seines ersten Wahlkampfs wurde Andreas Meier deshalb sein Alter manchmal angekreidet. Dass er zu jung wäre und keine Lebenserfahrung habe, sagten seine Gegner. Ein negativer Kritikpunkt sei sein Alter aber eigentlich trotzdem nie gewesen, meint der Amtsinhaber. „Die Leute wussten ja, wie alt ich bin, als sie mich gewählt haben.“ Im Gegenteil: Die Windischeschenbacher sind, so glaubt Meier, eher stolz darauf, den jüngsten Bürgermeister in ganz Bayern zu haben. „Ich denke aber, manche waren gespannt, wie ich das machen werde mit 24 in einem solchen Amt.“ Seiner Einschätzung nach spielt das Alter weniger eine Rolle. Entscheidend seien mehr die Absichten oder die fachliche Kompetenz einer Person. „Es war vielleicht sogar ein Vorteil, weil mich die Gegner möglicherweise auch unterschätzt haben. Das kann man so und so betrachten“, sagt Meier.

Sieg kam unerwartet

Dass er die Wahl tatsächlich gewinnen würde, hatten er und seine Mitstreiter zu jener Zeit nicht für möglich gehalten. Obwohl Mitglied der in Bayern so bedeutenden CSU, trat Andreas Meier die Kandidatur für das Bürgermeisteramt mit wenig Aussicht auf Erfolg an. Windischeschenbach, eine alte Industriestadt, sei traditionell von der SPD regiert gewesen, so Meier. „Mein Vorgänger hatte teilweise um die 80 Prozent der Stimmen und war schon 17 Jahre im Amt. Niemand hat sich Chancen bei einer Kandidatur ausgerechnet.“

Deshalb war es sehr schwer, überhaupt jemanden zu finden, der sich für die Partei aufstellen lassen wollte. Andreas Meier war erst ein Jahr zuvor in die CSU eingetreten und zum Zeitpunkt der Wahl stellvertretender Ortsvorsitzender in Windischeschenbach sowie Mitglied in der Kreisvorstandschaft im Landkreis Neustadt an der Waldnaab. Am Rande einer Sitzung der Jungen Union, in der er ebenfalls aktiv war, hatte er spaßeshalber gesagt: „Wenn es niemand machen will, mach ich’s selbst.“ Dieser Vorschlag würde prompt aufgegriffen und erfolgreich in die Tat umgesetzt: Andreas Meier gelang es zunächst einmal, in die Stichwahl zu kommen und konnte dann tatsächlich den bestehenden, langjährigen Amtsinhaber besiegen. „Es war eine sehr spontane und überraschende Geschichte“, lautet seine eigene Einschätzung dazu. Trotzdem habe er sich auf die neue Aufgabe gefreut und sei voller Tatendrang daran gegangen. Als einzigen Wermutstropfen im Zusammenhang mit seiner Wahl zum Bürgermeister bezeichnet Andreas Meier die Tatsache, dass er aufgrund dieser Vollzeitstelle sein Studium nicht abschließen konnte.

An der Uni für den Beruf gelernt

Aber er denkt gerne an das Studium an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg zurück. Das während seiner Studienzeit erworbene Wissen kommt ihm jetzt – auch ohne Hochschulabschluss – trotzdem zugute: „Vor allem das Journalistische bringt einem sehr viel für die ganzen Reden, Ansprachen und Grußworte. Außerdem schreibe ich zum Beispiel die aktuellen Berichte auf unserer städtischen Homepage.“
Dennoch sei er mit dem Amtsantritt ein persönliches Risiko eingegangen. Wenn seine Wiederwahl im März nicht klappen sollte, dann steht er „im Prinzip ohne Abschluss da“. Was macht er dann? Eine Wiederaufnahme seines Studiums hat er für diesen Fall nicht geplant. „Ich müsste halt dann schauen, dass ich mich bei der Zeitung oder in Richtung Presse oder irgendwo ganz normal bewerbe und mir einfach einen Job suche. Das wäre der Plan B, der aber hoffentlich nicht eintritt.“

Ebenfalls im Wahlkampf befindet sich der 31-jährige Politikwissenschaftler Christian Dorsch, Mitarbeiter am Lehrstuhl für internationale Beziehungen an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Er wird bei den kommenden Kommunalwahlen in der Gemeinde Adelsdorf im Landkreis Erlangen-Höchstadt als Bürgermeisterkandidat für die SPD ins Rennen gehen.