Die Statue Kartlis Deda symbolisiert die Stadt Tiflis; im Volksmund heißt sie Mutter Georgiens. Vielleicht hört man in Bamberg von dieser Dame bald mehr? (Foto: Monica Fröhlich)

Günther von Lojewski ist nicht nur bei der Konrad-Adenauer-Stiftung, sondern auch an der Universität Bamberg ein gern gesehener Gast. (Foto: KAS)

- Monica Fröhlich

Wer kennt sich schon im Kaukasus aus?

Unibund-Festveranstaltung mit Günther von Lojewski

Der Einfluss der Medien im osteuropäischen Transformationsprozess ist für Günther von Lojewski alles andere als ein theoretisches Thema. Der Honorarprofessor für Kommunikationspolitik und Medienrecht an der Freien Universität Berlin war in den 60er Jahren innenpolitischer Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, leitete in den 70er Jahren die ZDF-Nachrichtenredaktion, bevor er zum Bayerischen Rundfunk wechselte, und übernahm im Wende-Jahr 1989 die Intendantur des Senders Freies Berlin.

Mit journalistisch geschultem Verstand erlebte der Intendant Lojewski die Prozesse, die zum Fall der Mauer führten, hautnah. In seinem persönlich motivierten Vortrag vor den Gästen des Universitätsbundes und einer interessierten Öffentlichkeit am 10. Oktober machte von Lojewski ebenso anschaulich wie überzeugend deutlich, wie wichtig Demokratie in und für Europa – und wie wesentlich eine freie Presse für die Demokratie sei.

Die unvorhergesehene friedliche Revolution in der DDR zeige, dass politische Transformationsprozesse unberechenbar seien, sagte von Lojewski, was impliziere, dass sie auch scheitern könnten. Umso wichtiger seien gut funktionierende freie Medien – und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich in jenen Regionen gut auskennen, die für Europa von besonderem Interesse sind.

Der Festredner, der 1998 das Programm „Journalisten aus Russland“ gegründet hatte, das kurz darauf zu „Journalisten International“ wurde, weiß, wovon er spricht. Über 240 jungen Journalisten aus Russland, Weißrussland, der Ukraine und weiteren GUS-Staaten haben seither am Internationalen Journalisten-Kolleg der Freien Universität Berlin studiert und gearbeitet und von ihm viel über die Bedeutung der Medien für die Entwicklung der Zivilgesellschaft gelernt.

Sich kundig machen über Europas Nachbarn

Lojewskis nachdrückliche Ermutigung der Universität Bamberg, den geplanten Forschungsschwerpunkt in Kaukasus-Studien aufzubauen, darf daher als Expertenurteil gelten. „Was wissen wir denn schon über den Kaukasus?“ fragte er provozierend in die Menge. „Wir denken global, wir predigen die Menschenrechte - aber wir wissen immer noch zu wenig über unsere europäischen Nachbarn!“ Es sei höchste Zeit, sich kundig zu machen über Georgien, Armenien und Aserbaidschan, ihr Verhältnis zu Russland und zueinander. Diese auch für Europa wichtige kaukasische „Terra incognita“ besser kennenzulernen, sei eine einmalige Chance für die Universität Bamberg, die hierfür die besten Voraussetzungen mitbringe.

Lojewski warnte aber auch vor allzu großer Euphorie. Die Bedingungen für den Transformationsprozess in Südosteuropa seien schwierig: Die Länder hätten keine gemeinsame Sprache, keine verbindende Kultur, Geschichte oder Religion. Auch fehle es an Erfahrungen mit der Demokratie bzw. dem Demokratie-Management, so dass die Transformationsprozesse noch lange anhalten würden.

Der Vorsitzende des Universitätsbunds Herbert Lauer und Vizepräsident Sebastian Kempgen können zufrieden sein mit diesem Abend. Einmal mehr ist es dem Verein der Freunde und Förderer gelungen, das Gespräch über politische und gesellschaftliche Fragen anzuregen, das Potenzial der Universität zu diskutieren und Perspektiven aufzuzeigen. Der Grandseigneur der Medienwelt Lojewski hat dazu wesentlich beigetragen.