Ein Aufsichtscanner der neuen Generation: Das Buch wird aufgeschlagen und von oben gescannt. Auf einem Bildschirm kann man das Ergebnis sofort überprüfen.

Fabian Franke (l.) und Hubert Jaschke führen die neuen Scanner vor (Foto: Philipp Demling)

Die elektronische Zeitschriftenbibliothek (EZB) ist eine Plattform, auf der die Bibliothek Zugang zu den E-Journals anbietet

- Philipp Demling

Stundenlanges Kopieren war gestern

Digitalisierung der Bibliotheken spart Papier und Zeit

Fast jeder Studierende kennt die Situation: Man braucht dringend ein Kapitel aus einem bestimmten Buch, das zum sogenannten Präsenzbestand gehört und damit nicht ausleihbar ist. Also nimmt man es in der Universitätsbibliothek aus dem Regal und geht zum Kopierraum. Doch manchmal ist an den Kopierern ein falsches Format eingestellt und nur die halbe Buchseite passt auf das Blatt. Oder das Buch selbst hat ein ungünstiges Format. Nur wenn der Nutzer es so hinlegt, dass die weißen Ränder abgeschnitten werden, passt mit viel Glück der ganze Text drauf. Oft gelingt das erst nach vielen Versuchen und mit jeder aufgeschlagenen Seite beginnt der Kampf neu. Man könnte natürlich gleich auf DIN A3-Seiten kopieren, aber das ist teurer. Mit Papierkopien verschwendet man Zeit, Papier und Geld – denn jede DIN A4-Seite kostet fünf Cent.

All das ist nun nicht mehr nötig: Seit Anfang 2012 stehen in den fünf Teilbibliotheken insgesamt sieben Aufsichtscanner. Bei diesem Scannertyp legt man das Buch aufgeschlagen mit der Schrift nach oben auf die Ablage und kann die Seiten einfach umblättern, während der Scanner von oben fotografiert. Je zwei dieser Geräte gibt es in den Teilbibliotheken 3 und 4, in den drei kleineren Bibliotheken je einer. „Auch Farbscans in höchster Auflösung sind damit kein Problem“, erklärt Hubert Jaschke, Leiter des Sachgebiets Digitalisierung in der Universitätsbibliothek. „Man muss nur einen USB-Stick an den Rechner anschließen, dann werden die Seiten automatisch gespeichert – und zwar in hoher Qualität.“

Format stellt sich automatisch ein

Vier hochmoderne Aufsichtscanner stehen schon seit 2009 in den Bamberger Teilbibliotheken. Anfang 2012 kamen drei Stück der neuesten Generation hinzu. 40.000 Euro hat die Universität in die drei neuen Scanner investiert. „Wir haben sie aus Uni-Mitteln finanziert, nicht aus Studienbeiträgen“, erklärt Bibliotheksdirektor Dr. Fabian Franke. „Jeder Nutzer kann damit unkompliziert in hoher Qualität scannen.“ Mehr als 3,5 Millionen Scans wurden an diesen Geräten bereits angefertigt – und damit rund 15 Tonnen Papier eingespart.

Doch auch Studienbeiträge investiert die Bibliothek in den Ausbau ihrer gedruckten wie digitalen Bestände und Datenbanken. „2011/2012 haben wir 536.000 Euro an Studienbeiträgen für die Beschaffung von Studienliteratur und Datenbanken erhalten und ausgegeben. Damit haben wir 9.287 Bücher und wichtige Datenbanken unter anderem für die Wirtschaftswissenschaften und die Informatik beschafft“, verrät Franke. Darüber hinaus verlängerte die Bibliothek damit die Öffnungszeiten an Werktagen bis 24 Uhr und auch am Wochenende jeweils um mehrere Stunden. Außerdem hinaus habe die Bibliothek die Studienbeiträge für die Digitalisierung von Büchern und für Gebühren der überregionalen Fernleihe eingesetzt, so der Bibliotheksdirektor.

Die neuen Scanner-Modelle haben gegenüber den älteren Modellen noch einmal einige Vorteile: Einerseits ist ihre Auflösung noch höher. Außerdem stellt das Gerät automatisch das passende Format ein, wenn man ein Buch auflegt. Ein dritter Vorteil ist die zweiseitige, „buchgerechte“ Scanfläche: Je nach Bedarf kann man die Seiten beim Scannen einklappen und so Spiegelungen vermeiden, die einen Teil des Textes verschwinden lassen – etwa bei Hochglanzpapier. Mit einer Bildbearbeitungs-Software lässt sich im Nachhinein alles entfernen, was stört – zum Beispiel mitgescannte Finger. Zu guter Letzt kann man mit den neuesten Scannern Bücher bis zum DIN A2-Format einscannen, die alten schafften „nur“ DIN A3. Neben den Aufsichtscannern stehen weiterhin kleinere, einfachere Versionen zur Verfügung. Das sei auch notwendig, denn die neuen Scanner seien sehr begehrt, erklärt Hubert Jaschke. Manchmal bildeten sich dort regelrechte Schlangen.

Fast 1.000 digitale Bücher und 1.700 digitale Textpassagen

Der Paradigmenwechsel in der Bibliothek vom gedruckten Papier hin zur digitalen Kopie ist jedoch nicht nur an diesen Geräten zu sehen. Die Digitalisierung umfasst auch die elektronischen Semesterapparate und den elektronischen Lesesaal. Letzteren kann jeder Bibliotheksnutzer verwenden. Er umfasst mittlerweile fast 1.000 häufig ausgeliehene Bücher und Bücher aus den Semesterapparaten. Allerdings dürfen diese aus urheberrechtlichen Gründen nur auf den Rechnern in den Teilbibliotheken gelesen werden. Bibliotheksleiter Franke hat selbst von seinem Büro aus, das direkt neben der TB 3 in der Feldkirchenstraße liegt, keinen Zugriff auf den elektronischen Lesesaal. Beim Aufruf des entsprechendes Links im Bamberger Katalog erscheint eine Fehlermeldung mit einem Hinweistext auf seinem Rechner „Das Urheberrecht ist hier sehr streng und behindert damit in vielen Fällen Studium und Lehre“, so Franke.

Für den elektronischen Semesterapparat kann jeder Dozent das Bibliotheksteam beauftragen, Buchkapitel oder Zeitschriftenartikel zu digitalisieren, die für seine Lehrveranstaltung relevant sind. Die Bibliotheksmitarbeiter scannen die Texte ein und laden sie in den Virtuellen Campus, wo sie passwortgeschützt nur für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung abrufbar sind. „Die meisten Aufträge der Dozenten erledigen wir innerhalb von zwei bis drei Tagen“, erzählt Fabian Franke. Inzwischen seien knapp 1.700 Buchkapitel und Aufsätze für die Semesterapparate digitalisiert.

Restriktiveres Urheberrecht?

Ob Scans für die elektronischen Semesterapparate weiterhin erlaubt bleiben, ist allerdings unsicher.. Bisher gilt für Universitäten noch eine Ausnahmeregelung im Urheberrecht, die allerdings Ende des Jahres ausläuft: „Wir dürfen von jedem Buch zehn bis fünfzehn Prozent der Seiten digitalisieren“, sagt Franke. Doch diese Einschränkung reiche den Verlagen nicht: „Sie setzen sich dafür ein, dass wir gar nichts mehr kostenfrei digitalisieren dürfen. Wir hoffen darauf, dass die Ausnahmeregelung bleibt.“

Auch den elektronischen Lesesaal bekämpfen die Verlage. Sollten sie sich durchsetzen, müsse die Universität mit den wissenschaftlichen Buchverlagen Lizenzverträge abschließen. „Das machen wir jetzt natürlich auch schon, damit die elektronischen Bücher, die so genannten E-Books, im gesamten Universitätsnetz auch zum Herunterladen und Abspeichern zur Verfügung stehen“. Aktuell besitze die Universität Bamberg Zugriff auf über 300.000 E-Books. Doch bieten noch längst nicht alle wissenschaftlichen Verlage diese zu akzeptablen Konditionen und bezahlbaren Preisen an. „Daher brauchen wir diese Ausnahmeregelungen im Gesetz“, appelliert Franke an die Studierenden und Wissenschaftler, sich beim Gesetzgeber für ein bildungs- und wissenschaftsfreundliches Urheberrecht einzusetzen.

Ausstellung Moskau in Zeit und Raum

Noch bis zum 31. Juli stellt die Teilbibliothek 4, am Heumarkt 2, Fotos der beiden Slavistik-Studierenden Marion Stahl und Denis Wachtel aus. Weitere Informationen finden Sie in den News der Bibliothek.