Kreative Lösungen muss finden, wer keine Wohnung... (Foto: Pressestelle)

... und auch keinen Platz in einem der Bamberger Wohnheime findet. (Foto: Pressestelle)

Die Container, die auf dem Parkdeck des Wohnheims in der Pestalozzi-Straße aufgestellt werden sollen, ... (Foto: Rabea Nikolay)

... sind genauso ausgestattet wie ein normales Wohnheimzimmer. (Ausschnitt aus der Planskizze des Studentenwerks Würzburg)

- Rabea Nikolay

Couchsurfing und Containerdorf im Welterbe?

Kreative Lösungen für den Wohnungsmangel in Bamberg

Immatrikuliert, aber wohnungslos – das Angebot an freien Wohnungen in Bamberg wird immer knapper. Die Stadt hat 70.004 Einwohner. Im Sommersemester 2011 sind insgesamt 10.388 Studierende eingeschrieben; diese Zahl wird bis zum Herbst durch den doppelten Abiturjahrgang weiter anwachsen. Es gibt derzeit 1.680 Wohnheimplätze in Bamberg. Die Mehrheit der Studierenden ist also auf eine Wohnung außerhalb der universitären Infrastruktur angewiesen. Die Stadt hat ihre Bürger deshalb aufgerufen, weitere freie Wohnungen oder Zimmer für die Studierenden bereitzustellen. Um dieses Vorhaben zu unterstützen, bietet das Studentenwerk Würzburg seit September 2011 eine private Zimmervermittlung. Schon 177 Mieter konnten so kostenlos eine neue Wohnung finden. Auch auf dem ERBA-Gelände sollen weitere Einheiten für Studentenwohnungen entstehen. Außerdem haben Stadt und Studentenwerk gemeinsam das neue Projekt Wohnen für Hilfe ins Leben gerufen: Ältere Menschen, Familien oder Behinderte stellen Studierenden Wohnraum zur Verfügung. Dafür hilft der Mieter im Garten, im Haushalt oder er betreut die Kinder, ungefähr eine Stunde im Monat für einen Quadratmeter Wohnraum. Ansprechpartner für dieses Projekt ist die Wohnberatungsstelle der Stadt Bamberg.

Bei der Wohnungssuche kreativ und nicht anspruchsvoll sein

Die Mehrheit der Wohnungssuchenden ist jedoch weiterhin auf die traditionelle Suche über Anzeigen und Makler angewiesen. „Die Anzeige hat sich super angehört und auch nicht zu viel versprochen“, erzählt Claudia, eine Studentin auf Wohnungssuche. Nicht alle Wohnungsanzeigen halten, was sie versprechen, von den steigende Mieten einmal abgesehen. Die Wohnungsbesichtigung lief von Anfang an gut – einen Haken gab es jedoch: „Außer mir wollten auch noch 19 andere Studenten diese Wohnung besichtigen und liefen, bedrängt von den anderen, aber trotzdem ebenso begeistert wie ich von Raum zu Raum“, sagt Claudia deprimiert. Sie hinterließ einen Zettel mit Adresse und sonstigen Eckdaten „und hoffentlich auch einen besonders guten Eindruck bei dem Vermieter“, lacht sie.

Dann wartete sie auf einen positiven Rückruf, um mit einer Wohnung endlich „richtig studieren“ zu können. Claudia hatte Glück und bekam die Wohnung. Was machen aber die 19 anderen, die diese Wohnung nicht bekommen haben? Für diese 19 Studierenden heißt es nun weitersuchen und nicht zu anspruchsvoll sein; Studium und Wohnungskampf unter einen Hut bringen.  „Wenn das Studium anfängt und eine tägliche vierstündige Autofahrt zu lang ist, muss man sich etwas anderes einfallen lassen“, erklärt Claudia. Ferienwohnung, Hotel, Wohnwagen oder Couchsurfing seien zwar gute Notlösungen, aber leider nicht auf Dauer geeignet. „Ich hatte selbst Erfahrungen mit Couchsurfing gemacht. In einer fremden WG auf einem Sofa im Wohnzimmer zu schlafen, bringt aber kaum Erholung und auch keine Privatsphäre“, erklärt Claudia.

Keinesfalls ein klappriger Baucontainer

Michael Ullrich, Leiter des Studentenwerks Würzburg, das auch 832 eigene Wohnheimplätze für Bamberger anbietet, erklärte, dass das Studentenwerk weitere Projekte plant, damit die Studierenden nicht aus dem Koffer leben oder teure Hotelzimmer zahlen müssen: Zum einen bemühe es sich um die Anmietung von Gebäuden, in denen dann Studentenwohnungen eingerichtet werden können. Am Oberen Stephansberg entstehen auf diese Weise weitere 24 Wohnheimplätze. Außerdem werden für das Wintersemester Notquartiere vorbereitet. Auch der Neubau eines weiteren Wohnheims mit 60 Plätzen sei in Planung; das Studentenwerk befindet sich in Verhandlungen über ein geeignetes Grundstück.

Da Planung und Umsetzung eines solchen Neubaus ungefähr drei Jahre dauern, sollen Wohnplätze in Modulbauweise errichtet werden. "Man darf sich nicht normale Baucontainer vorstellen; es sind zwar wirklich Container,  sie besitzen aber ein zusätzliches Dach und die Inneneinrichtung ist die eines normalen Wohnheims“, so Ullrich: 40 Einzelappartements, ausgestattet mit Nasszelle, Internetzugang, Küche und Gaszentralheizung sollen auf dem sanierten Parkdeck des Wohnheims in der Pestalozzistraße aufgestellt werden. Bereits Anfang nächsten Jahres könnten möglicherweise die ersten Studierenden dort einziehen. „Das ist der Vorteil dieser modularen Bauweise. Sie ist schneller zu realisieren als ein gewöhnliches Wohnheim“, so Ullrich. Das Genehmigungsverfahren für das Containerdorf läuft; alle Unterlagen wurden bereits bei der Stadt eingereicht.

Der Reiz des Außergewöhnlichen

Da die Wohnplätze in Modularbauweise  vom Studentenwerk ohne Zuschüsse  finanziert werden müssen, wird die Miete höher als bei den geförderten  Wohnheimplätzen. Sie liegt bei ca. 340 Euro Warmmiete, voll möbliert und incl. Stromkosten für ca. 17,00 qm.  Das  Projekt ist auf 10 Jahre angelegt, es wird also nicht provisorisch geplant und gebaut. Die Lage ist natürlich von Vorteil, zu den Universitätsgebäuden in der Feldkirchenstraße und zur Innenstadt ist es nicht weit. „Es werden außerdem Gemeinschaftsräume eingerichtet, so wie in einem gewöhnlichen Wohnheim“, berichtet Ullrich. Für den Service und die Sicherheit wird es einen Hausmeister-Dienst geben, der das Gelände dann betreut. „So wird dafür gesorgt, dass keine Leute angezogen werden, die dort nichts zu suchen haben“, sagt Ullrich. Die Wohnsituation wäre anders als in üblichen Wohnheimen, aber man könne gut im Container studieren. Das Außergewöhnliche mache auch einen gewissen Reiz aus.

Es bleibt also zu hoffen, dass die Genehmigung und Finanzierung des Projektes bald steht, damit die 19 anderen Studierenden und weitere Wohnungssuchende noch unterkommen. Das Projekt ist für das Studentenwerk Würzburg ein Pilotprojekt, und  auch deutschlandweit gibt es nur wenige und noch dazu kaum vergleichbare Projekte. Die Wohnheimverwaltung und die beteiligten Bauunternehmen können deshalb nicht auf Erfahrungen anderer zurückgreifen. Möglicherweise könnte es noch zu unerwarteten Verzögerungen oder Schwierigkeiten kommt. „Aber die Hoffnung stirbt zuletzt“, schmunzelt Ullrich.

Ansprechpartner:

Wohnheime

Wohnheimplätze vergibt die Geschätsstelle Bamberg der Wohnheimverwaltung des Studentenwerks Würzburg, Austraße 37, Tel. (0951) 2978-110.

Hinweise und Information finden Sie auf der Seite des Studentenwerks Würzburg.

Vermittlung privater Zimmer

Das Studentenwerk Würzburg  bietet eine kostenlose Privatzimmervermittlung an.

Interessierte Vermieter können sich informieren und ihre Wohnungen melden bei:
Frau Platok, Tel.: (0951) 2978-111, E-Mail: m.platok(at)studentenwerk-wuerzburg.de
Frau Kistner, Tel.: (0951) 2978-110, E-Mail: c.kistner(at)studentenwerk-wuerzburg.de

Wohnungssuchende Studierende können die Privatzimmerangebote beim Studentenwerk, Geschäftsstelle Bamberg, Austraße 37, zu den Öffnungszeiten Montag bis Freitag, 10 bis 13 Uhr und Donnerstag 14 bis 15 Uhr einsehen und bekommen dort die Adresse der Vermieter.

Wohnen für Hilfe

Über das Projekt Wohnen für Hilfe informiert die Wohnberatungsstelle der Stadt Bamberg:

Nicole Orf und Denise Neller
Maximiliansplatz 3
Telefon: (0951)-87-1069 bzw. (0951)-87-1169
Fax: (0951)-87-1906
E-Mail: wohnberatung(at)stadt.bamberg.de