Viele Informationen gab es beim ersten Berufstag der Bamberger Orientalisten.

Orientalistik-Alumni diskutierten über Berufsperspektiven ... (Bilder: Heimo Sperling)

... und Referenten aus den verschiedensten Bereichen stellten mögliche Arbeitsgebiete vor. Unter anderem der Bamberger Alumni und jetzige Leiter der VHS Aalen Jürgen Wasella (Bild: Christoph Baab).

- Heimo Sperling

Von Bamberg nach Dubai

Studierende organisierten einen orientalistischen Berufstag

Gerade Geisteswissenschaftler haben es auf dem Arbeitsmarkt nicht immer leicht. Aus Sicht der Studierenden orientalistischer Fächer an der Universität Bamberg kein Grund zur Verzweiflung: Der Ak-Orient veranstaltete im Rahmen der Career Days erstmals einen Berufstag für Studierende von Islamkunde, Iranistik und Co.

„Für Geld würde ich alles tun. In der Wirtschaft bieten sich für Orientalisten jedenfalls viele Chancen.“ Mit dieser Aussage sorgte ein Teilnehmer der Podiumsdiskussion am Samstagmorgen für etwas Erheiterung und auch Widerspruch auf dem Podium. Die Runde mit Alumni der Bamberger Orientalistik leitete den ersten orientalistischen Berufstag an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg am 15. November 2008 ein. Die Idee zu dem Berufstag kam den Studierenden der Bamberger Orientalistik vor über einem Jahr, als es um die Verwendung der Studienbeiträge ging. „Aus Studienbeiträgen stehen der Orientalistik nicht unerhebliche Mittel zur Verfügung. Wir haben uns damals entschieden, einen Teil davon für einen Berufstag zu verwenden“, so Sabine Geiter vom Ak-Orient, der orientalistischen Hochschulgruppe an der Universität Bamberg.

Außer der Podiumsdiskussion umfasste das Programm eine Reihe von Vorträgen: der Reiseveranstalter Studiosus, das Landesspracheninstitut in Bochum und das Auswärtige Amt waren ebenso vertreten wie die Deutsch-Arabische Freundschaftsgesellschaft, die Gesellschaft der Freunde islamischer Kunst und Kultur, der Nah- und Mittelost-Verein und der Deutsche Akademische Austausch Dienst. Im Foyer der U11 bot sich an den Ständen zudem die Möglichkeit mit Stipendiaten verschiedener parteinaher Stiftungen ins Gespräch zu kommen.

Und was macht man später damit?

Was kann man denn als Orientalist so machen? Wer sich das schon immer mal gefragt hat, der konnte bei der Podiumsdiskussion erste Antworten bekommen. Der Erfahrungsaustausch mit Absolventen und das Aufzeigen möglicher Entwicklungswege standen hier im Mittelpunkt: Beispielsweise erhielt Kerstin Schweizer, die in Bamberg einen Master in Interreligiösen Studien erworben hat, unmittelbar nach ihrem Abschluss 2007 eine Stelle als Koordinatorin für internationalen Studierendenaustausch an der WHU – Otto Beisheim School of Management.

Nach einem mehrmonatigen Praktikum bei der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit im Iran promoviert Benjamin Buchholz, Bamberger Diplom-Orientalist, jetzt in einem Sonderforschungsbereich an der Humboldt-Universität zu einem Afghanistan-Thema. Mit Attila Azrak, der in Bamberg Turkologie studierte, war auf dem Podium auch ein Journalist vertreten. Cem Celik, selbst noch Student, konnte von seinen Erfahrungen in der Personalarbeit für ein deutsches Unternehmen in Saudi-Arabien berichten.

Das Fazit von Moderator Syrus Shahverdi: „Für Orientalisten begründet gerade die Kenntnis schwer erlernbarer Sprachen ein Alleinstellungsmerkmal auf dem Arbeitsmarkt. Mit einem orientalistischen Studium verbinden sich insofern nicht nur soft skills, sondern auch hard skills.“

Spannende und vielfältige Berufsperspektiven

Christoph Krohm, Reiseleiter bei Studiosus, stand den teilweise extra aus München oder Erlangen angereisten Studierenden Rede und Antwort zum Einstieg als Reiseleiter bei dem Anbieter von Studienreisen. Syrien und Jordanien sind derzeit große Wachstumsmärkte, langfristig werden auch Reisen in den zentralasiatischen Raum an Bedeutung gewinnen. Ein Reiseleiter muss außer Fachwissen laut Krohm aber auch etwas von einer „Bühnensau“ in sich tragen.

Marc Eichhorn vom Auswärtigen Amt präsentierte in seinem Vortrag die Einstiegsmöglichkeiten in den höheren Auswärtigen Dienst. Von den hohen Bewerberzahlen – etwa 1500 Bewerbungen im Verhältnis zu jährlich 30 Neueinstellungen – sollte sich niemand abschrecken lassen. Geisteswissenschaftler mit internationalem Bezug werden im höheren Auswärtigen Dienst ebenso wie Absolventen anderer Fachrichtungen gesucht.

Die Möglichkeiten für Orientalisten in der Erwachsenenbildung beleuchtete Dr. Jürgen Wasella, selbst Alumnus der Universität Bamberg, und jetzt Leiter der Volkshochschule Aalen. Die Demographie beschert Berufseinsteigern in der Erwachsenenbildung derzeit gute Chance. Viele Leiter und Fachbereichsleiter an den Volkhochschulen werden in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen. Da die Volkshochschulen ihren Kursleitern selbst umfangreiche Weiterbildungsmöglichkeiten bieten, muss das nötige pädagogische Know-how nicht bereits im Studium erworben worden sein. Hier finden sich also auch für spät entschlossene gute Chancen.

Als letzter Referent des langen Tages stellte Christoph Höppel seine Tätigkeit als persönlicher Referent von Ex-Bundespräsident Walter Scheel vor. Was nur wenige wissen: Ein Bundespräsident hat auch nach seinem Ausscheiden aus dem Amt noch einen persönlichen Stab im Bundespräsidialamt. Höppel setzt Initiativen Scheels aus dessen Amtszeit fort. Die Betreuung der etwa 40 Stiftungen weist einen erheblichen Orientbezug auf: „Auch wenn ich mich als Jurist damit selbst beschädige, ein Orientalist wäre für die Aufgabe eigentlich viel besser geeignet.“

Auf Wiedersehen in Dubai

Der Investitionsboom in den Golfstaaten bietet für Islamkunde- und Arabistikstudenten mit Affinität zu Handel und Industrie in den nächsten Jahren sicherlich noch einige Arbeitsmöglichkeiten, so dass sich manche Bamberger Orientalisten vielleicht in Dubai oder Abu Dhabi wieder sehen werden. Wiedersehen wird es aber auch in Bamberg geben. Für den nächsten Berufstag der Orientalistik 2009 ist geplant, den Kontakt zu den Alumni der Bamberger Orientalistik weiter zu intensivieren.