Der Studienaufenthalt in Tirana ... (Bilder: Christopher Wenzel) ...

... brachte Christopher Wenzel nicht nur Erfahrungen in albanischen Hörsälen, ...

... sondern er lernte auch Land und Leute kennen, ob beim Bergwandern ...

... oder an der albanischen Riviera.

- Elisabeth von Sydow

Der Ruf Albaniens

Die Erfahrungen eines Bamberger Studenten an der Universität Tirana

Viele Studierende zieht es für ein oder zwei Auslandssemester nach England, Frankreich oder Italien. Doch es gibt auch Studierende, die so mutig sind, in ein Land gehen zu, das noch kaum Erfahrungen mit ausländischen Studierenden hat. So auch Christopher Wenzel, der dem Ruf Albaniens folgte.

Seit 2001 gibt es ein vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) gefördertes Projekt zwischen der Universität Bamberg und den Universitäten in Budapest, Sarajevo, Tetovo und Tirana. Dieses Projekt hat sich die nachhaltige Entwicklung der akademischen Lehre und Forschung, insbesondere beim albanischen Projektpartner, zum Ziel gesetzt. An der Universität Tirana wird seit 2004 das „Masterprogramm in European Economic Studies“ (MEES) nach dem Bamberger Vorbild angeboten und auch von deutschen Studierenden angenommen. Einer von ihnen ist Christopher Wenzel. Er hatte das MEES in Bamberg begonnen, von September 2004 bis Oktober 2005 zwei Auslandssemester in Tirana absolviert und sein Studium in Bamberg abgeschlossen.

Es muss nicht immer Frankreich sein

Normalerweise überlegt man sich ganz genau, wo der Auslandsaufenthalt stattfinden soll. Man wiegt die Vielfalt von Faktoren ab, überlegt sich Vor- und Nachteile. „Doch bei mir war es eher eine spontane Idee“, so Wenzel. Er hatte vom Auslandsamt seinen Erstwunsch Frankreich bestätigt bekommen und war kurz vorm Unterzeichnen, als er sich kurzerhand umentschied. Er kannte Tirana durch einen Praktikumsaufenthalt im Jahr zuvor und somit hatte er sich letztendlich gegen Frankreich und für Albanien entschieden.

Das MEES lief zu der Zeit, in der Wenzel nach Tirana ging, gerade erst an, war somit noch in der Testphase. Administrative Strukturen waren noch nicht vorhanden, doch die reibungslose Kooperation zwischen der Universität Bamberg und der Universität Albanien legte den Grundstein für das, was für Wenzel „persönlich ein großer Erfolg wurde“. Das Studium selbst sei weder ungewöhnlich gewesen – die Kurse wurden von deutschen und ungarischen Professoren und Lektoren gehalten – noch sei es anders als in Deutschland verlaufen.

Inhaltlich gab es ebenfalls kaum Unterschiede zum Studium in Deutschland. Doch im ersten Jahr war das MEES ein Teilzeitstudiengang, „der fast ausschließlich von Berufstätigen belegt wurde“. Aus diesem Grund fanden die Kurse entweder geblockt am Wochenende oder spät am Nachmittag statt. Und auch wenn Wenzel in den Genuss des Ausschlafens kam, so war es dennoch nicht immer einfach, weil vor allem im Winter die Räume sehr kalt waren. „Beheizte Seminarräume wären schön gewesen“, erinnert er sich, „aber auch das hat sich mittlerweile geändert.“

Andere Länder, andere Sitten

Der Aufenthalt in Albanien brachte noch andere Schwierigkeiten mit sich. Zum Beispiel stellte in einem Fall die Einforderung einer einzigen Unterschrift eine große und scheinbar unüberwindbare Herausforderung dar. Wenzel brauchte dringend die Unterschrift eines Professors. Trotz aller Bemühungen schaffte er es nicht, diese zu bekommen. „Schließlich war ich so aufgebracht, dass ich den albanischen Professor aus einer laufenden Veranstaltung regelrecht herauszog. Trotzdem verstehen wir uns heute prächtig.“

Ein weiteres unvergessliches Ereignis sollte ein Anruf des Leiters des Fachbereichs Economics zur Folge haben. Der deutsche Student wurde gefragt,  ob er an einem Rundflug über Albanien mit einem Militärhubschrauber Interesse hätte. „Was für eine Frage!“ so Wenzel. Der Flug sei wirklich eine einmalige Erfahrung gewesen. 

Weiterhin keine Routine, aber vielversprechende Aussichten

Aus heutiger Sicht bereut Wenzel seine Entscheidung keinesfalls. Die Erfahrungen, die er dort gesammelt hat, sieht er als „einschneidend – aber im positiven Sinne“. Drei weitere Jahre hat er noch in Albanien gelebt und gearbeitet. Er könne nur jeden dazu ermutigen, einen Auslandsaufenthalt in Tirana zu versuchen. „Auch wenn dort noch immer keine Routine besteht, was die Aufnahme ausländischer Studenten angeht.“ Die Betreuung durch die albanischen Professoren sei jedoch erstklassig und sehr herzlich. Ein hohes Maß an Eigeninitiative werde aber auch weiterhin wichtig sein, um den Aufenthalt in Tirana erfolgreich zu gestalten.

Nach der Etablierung des MEES-Programms liegt im Projektjahr 2009 der Schwerpunkt der Förderung auf der Umstellung des MEES-Programms von einem aktuellen zweijährigen Teilzeitprogramm auf ein einjähriges Vollzeitprogramm. Die Economics Faculty Tirana soll zu einem regionalen Kompetenzzentrum für Wirtschaftswissenschaften in Albanien ausgebaut werden. Dies soll in enger Zusammenarbeit mit der Universität Bamberg geschehen.

Es sieht also gut aus für das MEES-Programm in Tirana. Bereits im Mai dieses Jahres wurde die Universität Tirana in die Alpen-Adria-Rektoren-Konferenz aufgenommen, was ein Beweis für die akademische Kompetenz der Universität Tirana und das Funktionieren der Projektnetzwerkaktivitäten über die Economics Faculty ist.

Weitere Informationen:

Mehr über die Kooperation zwischen den Universitäten Bamberg und Tirana finden Sie hier: www.uni-bamberg.de/vwl-fiwi/leistungen_organisationsebene_universitaet/daad/

Der Internetauftritt der Universität Tirana: www.unitir.edu.al/rektorati/index.php