Einige der insgesamt 63 Absolventinnen und Absolventen bei der Fakultätsfeier der SoWi (Fotos: Christian Herse)

Dekan Johann Engelhard gratulierte zum Abschluss: „Mit Ihrem Weggang von der Universität werden große Freiheiten des sanktionslosen Experimentierens praktischen Zwängen weichen.“

Zwei Absolventinnen ließen das Publikum an ihren studentischen Erfahrungen teilhaben

Die Fakultätsfeier fand in feierlichem Rahmen im Welcome Hotel statt

- Philipp Demling

„Schnittstelle von Nicht-mehr und Noch-Nicht“

Absolventenfeier der SoWi im Welcome-Hotel

Prof. Dr. Johann Engelhard, Dekan der Fakultät für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften (SoWi) beendete seine Rede an die Absolventinnen und Absolventen mit einer Anekdote: Der berühmte Dirigent Arturo Toscanini versucht, einem miserabel spielenden Leierkastenmann einige seiner musikalischen Kenntnisse zu vermitteln. Zwar scheitert er damit – der Straßenmusikant spielt  am nächsten Tag genauso schlecht – doch hat sich etwas verändert: Hunderte von Zuhörern haben sich um ihn versammelt und lauschen andächtig seinen schiefen Tönen. Neben ihm hängt ein Schild mit der Aufschrift: „Schüler von Arturo Toscanini“. Damit forderte Engelhard die Studierenden auf, zu Botschaftern ihrer Universität zu werden: „Es kann von Vorteil sein, wenn man sagt, wo und bei wem man studiert hat.“

Der Dekan feierte am 4. Februar mit 63 von insgesamt 366 Absolventinnen und Absolventen der Fakultät SoWi im Welcome Hotel diese „Schnittstelle von Nicht-mehr und Noch-Nicht“ zwischen Universität und beruflicher Tätigkeit. Sie sollten Bilanz ziehen über „die gemeinsame Zeit des Lernens, der Freude, des Streits und des Ärgers“, aber auch, wie die Universität sie durch die Ausbildung menschlicher und fachlicher Fähigkeiten bei ihrer Persönlichkeitswerdung vorangebracht habe. „Sie sollten sich dabei bewusst sein, dass mit Ihrem Weggang von der Universität große Freiheiten des sanktionslosen Experimentierens nun praktischen Zwängen weichen.“ Mit den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften hätten die Absolventen jedoch Disziplinen studiert, die einen kulturellen Eigenwert besäßen und die ihnen Freiheiten und Chancen gäben, sich in die Welt einzubringen, war sich Engelhard sicher.

Kompetenzen fließen zu, Geld fließt ab

Für 15 Absolventen der Fachrichtungen Politikwissenschaft, Soziologie, Wirtschaftspädagogik, Europäische Wirtschaft, BWL und European Economic Studies dürfte dies in besonderem Maß zutreffen, denn sie wurden während der Fakultätsfeier für ihre exzellenten Studienleistungen ausgezeichnet. Eine von ihnen war Liliya Leopold, die 2005 als Kontingentflüchtling aus Weißrussland nach Deutschland kam und 2007 in Bamberg ihr Soziologiestudium begann. Sie erreichte die Bestnote 1,0. „Ich habe hier einen Geschenkkorb bekommen mit dem Recht, in Deutschland zu leben, zu arbeiten und zu studieren“, erklärt die Absolventin. „Jetzt habe ich das Bedürfnis, auch etwas zurückzugeben.“ Der Fachgruppe Soziologie gab sie dann auch gleich Lob und Feedback: Die Vorbereitung auf eine wissenschaftliche Laufbahn sei in Bamberg hervorragend, das Betreuungsverhältnis in den Seminaren optimal und die Förderung der Studierenden durch die Dozenten vorbildlich. Verbessert werden könnten aber die Absprachen der Lehrstühle. Verschiedene Lehrstühle bieten beispielsweise in manchen Semestern inhaltlich identische Seminare unter zwei unterschiedlichen Titeln an. Auch der Lernaufwand sowie die Benotungskultur unterscheide sich stark, vor allem zwischen dem Lehrstuhl für Soziologie II und den restlichen Lehrstühlen, so die Soziologin.

Auch Miriam Triebel schloss ihren Master in Europäischer Wirtschaft mit der ausgezeichneten Gesamtnote von 1,2 ab. Sie hielt im Namen aller Absolventinnen und Absolventen eine Rede zu den Zu- und Abflüssen während des Studiums – eine Aufzählung über die Vor- und Nachteile des Studentenlebens mit wirtschaftswissenschaftlichem Augenzwinkern also: Zu den „Zuflüssen“ zählte sie neben den fachlichen und persönlichen Kompetenzen auch die Auslandsaufenthalte und die  Sprachkenntnisse und interkulturelle Kompetenz, die dadurch ermöglicht werden. Typische „Abflüsse“ während eines Studiums seien geklaute Fahrräder und Mahngebühren für nicht rechtzeitig in die Bibliothek zurückgebrachte Bücher.

„Bleiben Sie Mensch“

Um ihre Zukunft sollten sich die SoWi-Absolventinnen und Absolventen keine Sorgen machen, riet Gastredner Dr. Joachim Deinlein, der vor 14 Jahren selbst sein Wirtschaftsstudium in Bamberg abschloss und heute Vize-Präsident eines Münchner Beratungsunternehmens ist. „Sie werden mit Ihrem Abschluss eine qualifizierte Arbeit finden“, versicherte Deinlein in seiner Rede. „Bleiben Sie gelassen, bleiben Sie interessiert, entwickeln Sie Profil und bleiben Sie Mensch!“, wünschte er.

Die Grußworte der Universitätsleitung überbrachte der Vize-Präsident für Lehre und Studierende Prof. Dr. Sebastian Kempgen: „Ich gratuliere Ihnen herzlich zu Ihrem erfolgreichen Abschluss und wünsche Ihnen alles Gute für Ihren weiteren Weg. Und ich bedanke mich für Ihr Vertrauen. Danke, dass Sie Bamberg als Studienort gewählt haben!“

Neben der Vergabe der Zeugnisse an die Absolventen gab es einen weiteren Höhepunkt der Fakultätsfeier: Dekan Johann Engelhard überreichte die Fakultätspreise für exzellente Lehre. Ausgezeichnet wurde Dr. Sandra Buchholz für den Bereich Sozialwissenschaften. Sie arbeitet seit 2003 am Lehrstuhl für Soziologie I und promovierte 2008 über die Flexibilisierung des Erwerbsverlaufs. Für die Wirtschaftswissenschaften erhielt Diplom-Kaufmann Björn Asdecker den Fakultätspreis. Er ist seit 2007 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Produktion und Logistik. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf Supply Chain Management und Retourenmanagement.

Eine Bildergalerie zur Absolventenfeier im Wintersemester 2011/12 finden Sie im Virtuellen Campus.