Nur einige der insgesamt über 300 Absolventinnen und Absolventen der Fakultät SoWi (Fotos: Christian Herse)

Die Absolventenfeiern fanden in diesem Jahr in der Universität statt, dem „Ort der Tat“

Die Bachelor-Absolventin Kathrin Eismann blickte auf ihr Studium zurück

- Rabea Nikolay

Ein Studium endet nicht mit dem Abschluss

Stimmungsvolle Doppel-Zeugnisübergabe der SoWi

 

„Wir Absolventen sind nun an einem Punkt, an dem wir zurückschauen. Wir haben einen Universitätsabschluss. Aber was hat man nun davon?“, stellte Kathrin Eismann bei ihrer Absolventenrede die Frage, die wohl jeden Studierenden irgendwann bewegt. Die Bachelor-Absolventin der Politikwissenschaft fand den Moment spannend, an dem Studierende anfangen, selbst Fragen zu stellen. Das sei es, was das Studium ausmache. Bemerkenswert werde es für sie dann, wenn die Studierenden auch selber nach den Antworten suchen, verriet sie, vielleicht sogar nach solchen, die vorher noch niemand gefunden hat.

Feier am „Ort der Tat“

Ihre Rede war die letzte auf der Absolventenfeier der Bachelor-Studierenden der Fakultät Sozial- und Wirtschaftswissenschaften (SoWi) am Vormittag des 7. Juli 2012 – die Absolventenfeier der Studierenden mit Diplom- oder Masterabschluss folgte am Nachmittag desselben Tages. Dies war ein Novum für die Fakultät und der Tatsache geschuldet, dass man gerne in der Feldkirchenstraße – dem „Ort der Tat“, so der Dekan Prof. Dr. Johann Engelhard – feiern wollte, dort aber nicht 164 Bachelor- und 160 Diplom- und Master-Absolventen und ihre Familien und Freunde auf einmal unterbringen konnte. 29 Bachelor-Absolventen, 32 Diplom- und Master-Absolventen feierten schließlich bei zwei Zeugnisübergaben.

Vizepräsident für Lehre und Studierende Prof. Dr. Sebastian Kempgen verdeutlichte in seinem Grußwort die Veränderungen, die die Alumni während ihres Studiums miterleben durften: ein Zuwachs der Studierendenzahl in der Fakultät von 25 Prozent in wenigen Jahren, die Veränderungen der Studienbedingungen durch die Einführung der Studienbeiträge und die Ernennung der Bamberg Graduate School of Social Sciences zu einem Mitglied der Exzellenzinitiative. Überall sei bemerkbar, dass sich das Studium wandle. „Die Diplom-Absolventen sind eine aussterbende Spezies“, scherzte Kempgen. „Dieses Semester verlassen die letzten großen Kohorten die Universität.“ Er gratuliere allen herzlich und hoffe, dass die Studierenden in Bamberg das gefunden haben, was sie erwartet hatten.

Das Lernen lernen

„Mit der Urkundenübergabe geht eine Lebensphase zu Ende“, verabschiedete Dekan Johann Engelhard die Bachelor-Absolventen aus „einer gemeinsamen Zeit des Lernens, der Freude, des Streits und des Ärgers“. Nun sei es wichtig, dass die Absolventen Bilanz ziehen, „radikal nachdenken“, wie es weitergehen soll. Zwar bieten gerade Großunternehmen „unternehmensspezifische Trainings- und Weiterbildungsprogramme“, der Dekan lud die Absolventen jedoch zu einem Masterstudium in Bamberg ein: „Denn Bildung braucht Zeit“, damit der „Blick auf das Ganze, auf große Argumentationslinien und gedankliche Systematik, auf die Notwendigkeit von Reflexion und Kritik“ geschult werde. Es gehe darum, nicht nur Informationen und funktionale Qualifikation anzuhäufen, sondern Wissen und Bildung zu erwerben.

In seiner Rede für die Diplom- und Master-Absolventen gab er – in Anlehnung an den bekannten Text aus dem Prediger-Brief – zu bedenken, dass alles seine Stunde habe. Aber wann im Leben sei Zeit für was, wann Zeit für das Studium? Beim Studium gehe es um Erkenntnis, aber auch um harte Arbeit, erklärte der Dekan. Die Studierenden lernen das Lernen, um die Welt besser verstehen und begreifen zu können. Ein Studium sei ein Stück Freiheit und gleichzeitig eine „Grundlage, um Verantwortung für eine immer wieder neu zu erfindende Welt übernehmen“ zu können, auch in einer „in ihrer Entwicklung nicht vorhersehbaren Welt“. Doch, gab Engelhard den Absolventen mit auf den Weg, das Studium ende nicht mit dem Abschluss. Ein Studium dauere ein Leben lang: „Lernen ist wie rudern gegen den Strom: Sobald man aufhört, treibt man zurück“, zitierte der Professor Benjamin Britten.

„Die Studienzeit ist die beste Zeit des Lebens“

Ein Studium der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften sollte eine Anbindung an die Praxis haben, schloss der Dekan. Und aus der Berufspraxis kamen denn auch die beiden Festredner: So stellte Helmut Hack, Geschäftsführer der Martin Bauer Holding, den Bachelor-Absolventen sein Unternehmen vor – es produziert und vertreibt pflanzliche Produkte. Er hielt einen Vortrag über das, was im „richtigen Leben“ wichtig sei. „Machen Sie das, was Ihnen liegt und was Ihnen Spaß macht, dann kann nichts schief gehen“, motivierte Hack die Absolventen. Die Rede von Alexandra Melzer, Financial Analyst beim Konsumgüterkonzern Proctor & Gamble, zeigte den Diplom- und Master-Absolventen, wie es nach dem Abschluss weitergehen kann: Melzer hatte selbst in Bamberg ihren Abschluss gemacht und als Alumna weiß sie: „Die Studienzeit ist die beste Zeit des Lebens.“ Sie habe aber in ihrem Arbeitsalltag schnell gemerkt, dass sich die Praxis von der „Theorie in der Anwendung“ unterscheide. Eins sei sicher: Nach dem Studium geht das Lernen erst richtig los. Wenn die Absolventen aber an die Herausforderungen auf ihrem weiteren Lebensweg mit genauso viel Elan und Ehrgeiz herangehen wie an ihr Studium, dann könnten sie alles erreichen und sich „auf die nächste beste Zeit im Leben freuen“.

Egal welches Studium und welcher Abschluss, Sarah Liebischer (Diplom-Soziologie) und Michael Kolloch (Master BWL) waren sich in ihrer Absolventenrede einig: Ihre Professoren haben ihnen die Furcht vor der Zukunft genommen und nun könnten die Alumni mit den besten Voraussetzungen in einen Beruf starten. Ihr Studium könne man unter den Begriff „Wachstum“ stellen, erzählte Kolloch: Neben dem Wissen, das stark gewachsen sei, habe auch das persönliche Netzwerk enorm zugenommen. Aber vor allem sei die eigene Persönlichkeit an den neuen Aufgaben, an vielen Ereignissen gewachsen. Sarah Liebischer nannte zahlreiche universitäre – Abgabefristen, Prüfungsstress, Gruppenarbeiten – und außeruniversitären Erfahrungen – Sonnenbäder im Hain, WG-Abende – ihres eigenen Studentenlebens, die sie wohl mit vielen Bamberger Studierenden verbindet. Mit den Kommilitonen in der Soziologie im Besonderen teile sie allerdings die Furcht vor Arbeitslosigkeit und gleichzeitig die Aussicht auf ein chancenreiches Berufsleben: „Eine Vollerhebung meines Freundeskreises ergab bereits, dass in allen Fällen ein reibungsloser Übergang in den Arbeitsmarkt stattgefunden hat. Was dabei auch noch zu erwähnen ist: keiner von ihnen ist im Transportgewerbe beschäftigt!“

Bildergalerie

Eine Bildergalerie zur Absolventenfeier im Sommersemester 2012 finden Sie im Virtuellen Campus.