Nicht nur die besten Examenskandidaten, ... (Fotos: Christian Herse)

... sondern alle Absolventinnen und Absolventen der Lehramtsstudiengänge werden in der AULA feierlich verabschiedet.

"Lassen Sie sich nicht einschüchtern", ermutigte Sybille Rahm.

Für das musikalische Rahmenprogramm sorgte die Jazz-Combo des Lehrstuhls für Musikpädagogik und Musikdidaktik.

- Philipp Demling

Konsequent am Gelingen der Gesellschaft arbeiten

Feierliche Examensfeier der Lehramtsstudiengänge in der AULA

Peter haut Franz eins über die Mütze, Karla schaut bei der Begrüßung gar nicht hin, Yusuf ist eins von fünf Kindern ausländischer Herkunft. Aber egal ob „Migrationshintergrund“ oder nicht: Einen richtigen deutschen Satz bringt keines der Kinder zustande. Eines weint, als die Eltern gehen. „Wenn er nicht brav ist, dürfen Sie ihm gern eine kleben“, erklärt ein Vater der Lehrerin. Es gibt einen schwerhörigen Schüler, einen mit Herzfehler, mehrere haben die Trennung ihrer Eltern miterlebt, einige sind ganz ohne Vater aufgewachsen. Allen Eltern, die zum ersten Schultag ihrer Kinder mitgekommen sind, merkt man deutlich an, dass sie Angst um die Zukunft ihres Nachwuchses haben.

Schöne neue Schulwelt? Ist es das, was die Absolventinnen und Absolventen der Lehramtsstudiengänge in Zukunft erwartet? Jedenfalls zitierte Prof. Dr. Sibylle Rahm, Leiterin des Bamberger Zentrums für Lehrerausbildung (BAZL) und Dekanin der Fakultät für Humanwissenschaften, in ihrer Festrede diese Passage aus dem Buch „Was wir unseren Kindern in der Schule antun“. Die Lehrerin Sabine Czerny beklagt darin den Bürokratismus und die einseitige Leistungsorientierung in deutschen Schulsystemen. Schüler unter permanenten Leistungsdruck zu setzen, bedeute zwangsläufig, Schulversager zu produzieren.

Nur nicht einschüchtern lassen

Sibylle Rahms Ansprache verdeutlichte: Das Leben als Lehrer wird auch in Zukunft nicht einfacher. Doch die Dekanin machte den Absolventen auch Mut: „Lassen Sie sich nicht einschüchtern und entmutigen. Lassen Sie sich im Referendariat nicht kleinreden. Und vergessen Sie auch nicht die Theorie, die Sie im Studium gelernt haben.“

Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert, Präsident der Universität Bamberg, brachte in seiner Festrede seine Achtung für den Lehrerberuf zum Ausdruck. Er erinnerte sich an eigene Erfahrungen als Hauptschullehrer an einem sozialen Brennpunkt: Irgendwann habe dort der letzte Supermarkt zugemacht, weil mehr geklaut als gekauft worden sei. Auch in der Schule sei es nicht einfach gewesen: „Der einzige, der richtig deutsch konnte, war ein Eritreer.“ Doch auch der Präsident ermutigte die Studenten. Mit einem Augenzwinkern versprach er, „wer so etwas durchgestanden hat, kann alles werden.“ Die hohe Verantwortung und soziale Bedeutung der Lehrer könne nicht hoch genug eingeschätzt werden: „Lehrer arbeiten auf kleiner Flamme konsequent am Gelingen dieser Gesellschaft“.

Genug auf das Scheitern vorbereitet?

Absolventin Anke Penczek hat Deutsch und Geschichte auf Hauptschullehramt studiert. Manche Kommilitonen hätten sie deswegen schief angesehen, erzählte sie in ihrer Abschlussrede: „Lehrer haben dauernd Ferien und arbeiten nur halbtags“ sei immer noch ein gängiges Klischee. Doch so einfach sei es nicht: „Droht uns jetzt ein Praxisschock? Haben die wenigen Praktika uns ausreichend auf das Scheitern vorbereitet?“ fragte sie. Andererseits überwog auch bei ihr die Begeisterung ihre Bedenken: „Wir alle werden an der Erziehung und Entwicklung junger Menschen teilhaben. Wir müssen Disziplin und Respekt vorleben. Wir werden keine Juristen, sondern Lehrer – und ich freu` mich drauf!“

Sibylle Rahm und Dr. Thomas Beck, Geschäftsführer des BAZL, überreichten anschließend Auszeichnungen an die Absolventinnen und Absolventen, die im Staatsexamen mindestens die Durchschnittsnote 1,5 erreichten. Im Herbst 2010 und im Frühjahr 2011 waren dies insgesamt 21 der 419 Examenskandidaten.