Heinrich Bedford-Strohm verabschiedet sich von der Universität Bamberg (Foto: Pressestelle)

Die Rechte von geborenem und ungeborenem Leben: Ein aktuelles Thema der Öffentlichen Theologie (Foto: Pixelio / Rechte by Steve Prinz)

Dank an Heinrich Bedford-Strohm kam von Dekanin Sibylle Rahm...

...und den Mitarbeitern des Lehrstuhls für Systematische Theologie und theologische Gegenwartsfragen (Fotos: Julia Schmidt)

- Julia Schmidt und Katja Hirnickel

Katheder, Kanzel, Rathaus

Heinrich Bedford-Strohm verabschiedet sich von der Universität Bamberg

Öffentliche Theologie und Kirche ist das Thema, das ihn Zeit seines Lebens bewegte. Im Mittelpunkt stand es auch in seiner Abschiedsvorlesung am 26. Juli 2011. Heinrich Bedford-Strohm verabschiedete sich von der Universität Bamberg, um im Oktober das Amt des bayerischen Landesbischofs anzutreten. Öffentliche Theologie markiert die Schnittstelle zwischen Bedford-Strohms alter und neuer Tätigkeit: Öffentliche Theologie bedeutet für ihn das Nachdenken über Fragen von öffentlicher Relevanz im Licht theologischer Tradition. Er erforschte das Verhältnis von theologischer Reflexion an den Universitäten und der öffentlichen Existenz der Kirche oder zeigte Wege auf, wie sich Kirche am öffentlichen Diskurs einer demokratischen Gesellschaft so beteiligen kann, dass sie sowohl ihren eigenen Quellen treu bleibt, als auch den Standards öffentlicher Vernunft gerecht wird.

Heinrich Bedford-Strohm hat sich immer dafür eingesetzt, dass Theologie nicht nur hinter verschlossenen Türen, sondern vor aller Augen stattfindet. So ist es konsequent, dass er mit seinen neuen Aufgaben das öffentliches Interesse stärker auf sich ziehen wird als bisher. Dabei ist es nicht selbstverständlich, dass er als langjähriger Akademiker zum Landesbischof gewählt wurde: Seine Vorgänger zeichnen sich durch eine überwiegend geistliche Berufslaufbahn aus. Die Entscheidung für das Landesbischofsamt stellt für den Bamberger Professor des Lehrstuhls für systematische Theologie und theologische Gegenwartsfragen jedoch keinen Bruch dar. Betrachtet man sein Leben, dann war er niemals nur Professor oder Pfarrer.

Der Weg des Glaubens: Katheder – Kanzel – Rathäuser

Bedford-Strohms Verständnis von öffentlicher Theologie impliziert drei wichtige Orte christlicher Existenz. Das Katheder, „an dem öffentliche Theologie entwickelt und gelehrt wird“, bietet die „reflexive Grundlage für das Handeln der Kirche“. An der Kanzel werden diese Grundlagen „nicht nur in den Köpfen, sondern auch in den Herzen der Menschen, ja durch die Praxis der Frömmigkeit in den Tiefen der Seele“ verankert. Wer aber, so Bedford-Strohm weiter, diese christlichen Werte verinnerlicht hat, der werde sie nicht nur in seine private Welt einbringen, sondern „mit Leidenschaftlichkeit und Sachlichkeit in die Rathäuser und Regierungsbüros gehen, er wird in die Mikrophone der Journalisten hinein sprechen“. Diese drei Elemente – Katheder, Kanzel, Rathaus – seien wichtige Orte der Bewährung des Glaubens , die eng miteinander verbunden seien. Der Theologe beschrieb damit nicht nur das Ideal, sondern ein Stück weit auch seinen eigenen Lebensweg.

Keine klar abgrenzbaren Stationen

In einem Interview, das Bedford-Strohm anlässlich seines Abschieds der Uni-News-Redaktion gab, erzählte er von diesen drei Aspekten des Glaubens und davon wie ihr Zusammenwirken seine gesamte berufliche Laufbahn prägte. Dabei bewegte er sich immer wieder in verschiedenen Bereichen: in der Wissenschaft, im geistlichen Amt und im gesellschaftlich-politischen Einflussbereich im Hinblick auf ethische Diskussionen. Sein Leben ist allerdings keineswegs in so klaren Stationen verlaufen wie er in seiner Abschiedsvorlesung skizzierte. Neben der Kanzel stand immer das Katheder und am Katheder hatte Bedford-Strohm stets die Rathäuser im Blick: Er habilitierte, während er als Pfarrer arbeitete; er hielt Gottesdienste, während er als Professor tätig war; er etablierte das Fach Öffentliche Theologie an der Universität Bamberg und hatte damit nicht nur die wissenschaftliche Ausbildung, sondern gerade auch die öffentliche Wirkung der angehenden Theologen im Blick.

Bedford-Strohm als Professor...

Nach seinem Theologiestudium in Erlangen, Heidelberg und Berkeley arbeitete Bedford-Strohm von 1989 bis 1992 als Assistent am Lehrstuhl für Systematische Theologie und Sozialethik in Heidelberg, 1995 als Gastprofessor für Sozialethik am Union Theological Seminary in New York, von 1999 bis 2001 als Vertretungsprofessor für Systematische Theologie und Ethik in Gießen und ab 2004 als Professor in Bamberg. Es sei jeweils die Faszination wissenschaftlicher Reflexion gewesen, die ihn an der Universität hielt und auch nach drei Jahren als Vikar und acht Jahren als Pfarrer wieder dorthin zurückbrachte: „Als Professor hatte ich das riesige Privileg, dafür bezahlt zu werden, über grundlegende Fragen nachzudenken und lesen zu dürfen“, erinnerte er sich.

... als Pfarrer und Prediger...

Als Pfarrer und Seelsorger hatte Bedford-Strohm Gelegenheit, die theoretisch beleuchteten Fragen aus Studium und Lehrtätigkeit im In- und Ausland in praktischen Situationen zu überprüfen. Seine Arbeit als Vikar im badenischen Heddesheim von 1992 bis 1994 und als Pfarrer in Coburg von 1997 bis 2004 brachte ihn in unmittelbare Berührung mit Leid und menschlichen Konflikten. Diese Erfahrungen aus der geistlichen Tätigkeit wiederum nahm er mit zurück an die Universität: „Die großen Lebensfragen, mit denen ich mich an der Universität beschäftigt habe, hängen ganz eng mit diesen konkreten Lebenssituationen zusammen.“ Egal ob als Professor oder als Pfarrer, der intensive Kontakt zu anderen Menschen blieb – auch wenn sich die Zielgruppe ein wenig verschob.

... und als Landesbischof

Wenn Heinrich Bedford-Strohm ab November Landesbischof ist, schließt sich der Kreis vom Katheder zur Kanzel erneut; der öffentliche Einfluss – das Element Rathaus – tritt noch stärker in den Vordergrund als bisher. Doch als Landesbischof habe er eine ganz andere Position, um sich für ‚seine’ öffentliche Theologie einzusetzen: „Es ist ein ungeheuer wichtiges, einflussreiches Amt.“ Doch gerade seine Erfahrungen als Professor haben ihn mit dem Rüstzeug ausgestattet, öffentliche Theologie weiterhin intensiv zu praktizieren. Er könne vieles, was er an der Universität reflektiert habe, in das Gespräch mit Kirche und Öffentlichkeit einbringen, so Bedford-Strohm.

Auch in Zukunft wolle er alle drei Rollen beibehalten: die des Landesbischofs in den Rathäusern und Regierungsbüros, vor den Journalisten und vor der breiten Öffentlichkeit und die des Geistlichen, der gleichzeitig die Rolle des Predigers an der Kanzel übernimmt. Aber er wird auch weiterhin – wenngleich nicht in offizieller Funktion – Professor am Katheder bleiben. Zehn Doktoranden hat er noch zu betreuen und „schon jetzt zeichnen sich Wege ab, durch die ich weiterhin an die Uni gebunden bleibe. Es gibt bereits konkrete Projekte“, erklärte er, auch wenn er noch nichts Näheres verraten wollte. „Im Übrigen“, so warf er ein, „sollte ein Bischof nie aufhören, Theologie zu treiben! Im Gegenteil: Es ist geradezu notwendig, dass er sich weiterhin damit beschäftigt.“ Dazu wünscht die Universität Bamberg: Möge der Wissenschaftler in ihm dem Landesbischof immer treu zur Seite stehen!