Präsident Ruppert blickte auf das vergangene Jahr zurück (Fotos: Christian Herse).

Marianne Heimbach-Steins plädierte für Menschenrechtsbildung an der Universität.

Die universitäre „Geburtstagsfeier“ zog viele Besucher in die AULA.

Die stolzen Preisträgerinnen und Preisträger mit ihren akademischen Betreuerinnen und Betreuern.

- Andreas Christ

Geburtstag im Zeichen der Menschenrechte

Die Universität Bamberg feierte ihren Dies academicus 2009

 

Am 14. November 1647 erweiterte der Bamberger Fürstbischof Melchior Otto Voit von Salzburg das damalige Jesuitenkolleg um die beiden Fakultäten Philosophie und Theologie zur Academia Ottonia. Traditionell erinnert die Otto-Friedrich-Universität jeden zweiten Montag im November an diesen Gründungsakt der Hochschule und feiert den Dies academicus. „In diesem Jahr haben wir mit dem 9. November kalendarisch ein Datum getroffen, das es in sich hat“, betonte Universitätspräsident Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert in seiner Begrüßungsrede in der AULA. Dies habe den thematischen Kreis möglicher Festreden schnell eingeschränkt und Ruppert freute sich darüber, dass Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins sich zu einem sozialethischen Vortrag bereit erklärt hatte. 

Menschenrechtsbildung an der Universität

Heimbach-Steins, neue Direktorin des Instituts für Christliche Sozialethik an der Universität Münster und langjährige Bamberger Theologieprofessorin, hatte für ihre Festrede das Thema universitäre Menschenrechtsbildung gewählt. Sie rief dem Publikum die schicksalhaften Ereignisse ins Gedächtnis: 1918 Novemberrevolution und Ausrufung der Republik, 1923 der gescheiterte Hitler-Putsch, 1938 die Reichpogromnacht und schließlich 1989 der Mauerfall auf dem Weg zur deutschen Einheit. „Jeweils war der 9. November ein Tag der Revolution, des Umsturzes – nicht nur auf der Ereignisebene, sondern auch auf der Ebene der Werte, der Grundoptionen, sei es zum Guten oder zum Bösen.“ Als eine mögliche Antwort auf die „Provokation des 9. Novembers“ formulierte Heimbach-Steins Gedanken zur Menschenrechtsbildung und Ansätze zu deren Verwirklichung im akademischen Kontext.

Schon die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen enthalte die Menschenrechtsbildung als Auftrag, erklärte Heimbach-Steins, gleichzeitig sei das Recht auf Bildung elementarer Teil der Menschenrechte. „Deren Propagierung beschränkt sich allerdings meist auf Schulen und Kindergärten, obwohl sich auch Universitäten und Hochschulen der Menschrechtsbildung als zentralem Element politischer Bildung nicht entziehen können“. Analog zu den Kernzielen von Bildung, Wissen, Urteilen und Entscheiden führte die Sozialethikerin drei Ziele an, auf die akademische Menschenrechtsbildung hin ausgelegt werden könne: erstens die Universität als Ort der Aufklärung über und der Aneignung von Wissen um die Menschenrechte; zweitens soll es den Studierenden möglich sein, menschenrechtliches Bewusstsein zu entwickeln sowie entsprechende Wertmaßstäbe zu formulieren und zu diskutieren; drittens schließlich muss die Universität selbst ein Ort sein, an dem menschenrechtliche Praxis und ein Ethos der Toleranz eingeübt wird. Als Fazit plädierte Heimbach-Steins für eine explizite Berücksichtung der Menschrechtsbildung an den Hochschulen.

Eine Bilanz des vergangenen Jahres

„Über die Idee der Universität nachdenken“, bedauerte Ruppert, könne er in seiner Rede weniger. Er komme nicht darum zu bilanzieren, gerade im Hinblick auf die großen Umstrukturierungsprozesse, die im letzten Jahr faktisch abgeschlossen wurden. Der Bereich Soziale Arbeit wurde aufgelöst, die Katholische Theologie als Institut in die Fakultät Geistes- und Sozialwissenschaften eingegliedert und die Sprachenausbildung neu strukturiert. Insgesamt sei es durch Ausbau bestimmter Bereiche, durch Umwidmungen und Neuakzentuierungen gelungen, das Profil der Universität deutlich zu schärfen. Zeichen dieses Erfolgs sind das Nationale Bildungspanel und ein Spitzenplatz im Förderranking der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Die akquirierten Drittmittel konnten in den letzten zehn Jahren um den Faktor 3 gesteigert werden. Beim Frauenanteil an den Antragstellenden für DFG-geförderte Forschungsvorhaben ist Bamberg Bayerischer Spitzenreiter, bundesweit liegt man auf dem vierten Platz. Erfreulicherweise liegt der Prozentsatz von Professorinnen, die in Bamberg lehren und forschen, zudem um 10 Prozentpunkte höher als der bundesweite Durchschnitt von 16,2 Prozent. Als derzeitige Zielmarke werde ein Anteil von 30 Prozent angepeilt.

Beim Dauerthema Raumnot der Universität konnte der Präsident Fortschritte vermelden, denn der Bau auf dem Markusgelände wurde begonnen. Es gebe keine Alternative zu den Gebäuden, die derzeit hinter dem Marcus-Haus entstehen, betonte Ruppert, trotz der Kritik der Anwohner mit dem Verweis auf die ERBA oder das Schaeffler-Gelände: „Diese Gebäude wären bis zum Doppeljahrgang 2011 nie und nimmer bezugfertig.“ Gerade im Hinblick auf ansteigende Studierendenzahlen und bildungspolitische Diskussionen warnte Ruppert davor, die aktuelle Generation junger Leute vom Studium abzuschrecken: „Derzeit wird mir zu häufig und zu leichtfertig akademische Bildung zerredet.“

Preise für Studierende, Nachwuchswissenschaftler und besondere Verdienste

Wie gewohnt bildete der Geburtstag der Universität den feierlichen Rahmen für die Vergabe zahlreicher Preise: Insgesamt acht Promotionen und eine Habilitation, die Vizepräsidentin Forschung Prof. Dr. Anna Susanne Steinweg vorstellte, wurden ausgezeichnet. Darüber hinaus verlieh der Vizepräsident Lehre Prof. Dr. Sebastian Kempgen Michael Schmitt den Preis für studentisches Engagement und Laura Lepori den DAAD-Preis für hervorragende ausländische Studierende. Der ehemalige Vizepräsident und „Gründungsvater der Bamberger Sprach- und Literaturwissenschaften“ Prof. em. Dr. Rolf Bergmann bekam für seine besonderen Verdienste um eine stärke Profilbildung der Otto-Friedrich-Universität von Ruppert die höchste Verdienstmedaille Medaille bene merenti in Gold überreicht (1 target="_blank">externer Link folgtzum Bericht).

Eine Bildergalerie finden Sie auf dierse Seite
www.uni-bamberg.de/events/diesacademicus/dies_academicus_2009/