Bonuszahlungen empfinden nicht alle Beschäftigten gerecht. Das fanden das IAB und die Professur für Arbeitswissenschaft in einer gemeinsamen Studie heraus. (Foto: Benjamin Klack / pixelio.de)

Was Beschäftigte von Bonuszahlungen halten

Arbeitswissenschaftler untersuchen Gerechtigkeitsempfinden

Spätestens seit der Finanzmarktkrise werden Bonuszahlungen in der Öffentlichkeit und der Politik immer wieder kritisch diskutiert. Die Arbeitswissenschaftler der Universität Bamberg und das IAB haben Beschäftigte befragt, ob sie solche Bonuszahlungen für gerecht halten. Die Studie zeigt: Mehr als die Hälfte der Befragten halten sie für ungerecht. Die Akzeptanz steigt jedoch, wenn die Belegschaft am Erfolg beteiligt wird.

Bonuszahlungen sind eigentlich eine schöne Idee: Wer gute Leistung bringt, bekommt zusätzlich zum Festgehalt weitere Zahlungen. Das motiviert und holt qualifiziertes, leistungsbereites Personal ins Unternehmen. „Aber Bonuszahlungen setzen auch falsche Anreize, weil sie riskante oder kurzfristige Strategien attraktiv machen“, erklärt Prof. Dr. Olaf Struck. „Gleichzeitig können sie negative Effekte auf die Arbeitsbereitschaft der übrigen Mitarbeiter haben.“ An der Professur für Arbeitswissenschaft untersucht Struck zusammen mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), welche Faktoren eine Rolle dabei spielen, ob Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Bonuszahlungen an die Geschäftsführung für gerecht halten. Im Rahmen des Forschungsprojekts „Bonuszahlungen, Lohnzuwächse und Gerechtigkeit“, welches von der Hans-Böckler-Stiftung gefördert wird, identifizierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschafter vor allem drei wichtige Faktoren: die Beteiligung möglichst vieler Beschäftigter an den Bonuszahlungen, die Begründung für die Boni und persönliche Faktoren der Befragten.

Dafür befragte das Bamberger Centrum für Empirische Studien (BACES) 1.400 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte aller Branchen. Auf die Frage „Empfinden Sie Bonuszahlungen an Geschäftsführer als gerecht oder ungerecht?“ antworteten 41 Prozent der Befragten mit gerecht. 55 Prozent empfanden sie als ungerecht. Etwas anders sieht es aus, wenn die Personen selbst bereits Erfahrungen mit Bonuszahlungen an Geschäftsführer gemacht hatten. 51 Prozent der Befragten, in deren Unternehmen bereits Boni gezahlt wurden, halten Bonuszahlungen für gerecht, 47 Prozent für ungerecht.

Faktoren im Unternehmen: Partizipation und Begründung

Die Beteiligung von Mitarbeitern hat dabei deutlichen Einfluss auf die Einschätzung der Befragten. „Boni werden besonders häufig dann als gerecht erachtet, wenn nicht nur die Geschäftsführung, sondern auch weitere Beschäftigte des Unternehmens am Erfolg partizipieren“, erklärt Prof. Dr. Gesine Stephan, die Leiterin des IAB-Forschungsbereichs „Arbeitsförderung und Erwerbstätigkeit“, die zusammen mit Struck und dessen Mitarbeitern Matthias Dütsch und Cathrin Gückelhorn die Studie durchführte. Um 42 Prozentpunkte stieg der Anteil der Bewertungen als gerecht in diesem Fall. Dies bestätige, dass die Gerechtigkeitseinschätzung davon abhänge, ob Belohnungen gemessen an den persönlichen Leistungen als gerecht wahrgenommen werden, aber auch davon, welche Möglichkeiten eine Person hat, das Ergebnis zu beeinflussen.

Von Bedeutung für das Gerechtigkeitsempfinden ist auch die Begründung für die Boni. „Bonuszahlungen werden zum Beispiel häufiger als gerecht bewertet, wenn es maßgeblich von der Geschäftsführung zu verantworten war, dass das Unternehmen in einem schwierigen Marktumfeld einen Gewinnzuwachs erzielen konnte“, so Struck. Dagegen sinke die Zustimmung zu Boni für die Geschäftsführung, wenn ein Gewinnzuwachs auf Rationalisierungsmaßnahmen folgte. Diese Ergebnisse beruhen auf einer Einschätzung der Probanden von fiktiven Szenarien, in denen verschiedene Faktoren wie die Begründung für die Boni oder die Höhe der Zahlung variiert wurden.

Faktoren bei den Beschäftigten

Darüber hinaus spielen auch persönliche Merkmale der Befragten bei der Bewertung der Boni eine Rolle: Ältere Personen beispielsweise schätzen Bonuszahlungen häufiger als ungerecht ein. „Gerade ältere Befragte könnten die neuen Vergütungspraktiken als einen Bruch mit den tradierten Werten und Normen des Entgeltsystems erleben“, so die Wissenschaftler. Darüber hinaus sei zu vermuten, dass sie aufgrund ihrer langjährigen Kenntnisse und Erfahrungen hohe Lohndifferenzen im eigenen Unternehmen kritischer bewerten als sehr junge Beschäftigte, denen solche Vergleichsmaßstäbe zum Teil noch fehlen. Zudem beeinflussen Einstellungen und Eigeninteressen der Befragten die Einschätzungen: Gewerkschaftsmitglieder stehen Bonuszahlungen ablehnender gegenüber als Nicht-Gewerkschaftsmitglieder. Befragte, die ihr Einkommen als ungerecht niedrig empfinden, bewerten auch Bonuszahlungen bei Managern als weniger gerecht. Diejenigen Beschäftigten, die selbst Bonuszahlungen erhalten, beurteilen diese auch bei Geschäftsführern grundsätzlich häufiger als gerecht.

Von diesen Gerechtigkeitseinschätzungen hängt dann auch ab, welche Konsequenzen die Beschäftigten in den Bonuszahlungen sehen: Wenn sie die Bonuszahlungen an Geschäftsführer im eigenen Betrieb als ungerecht einschätzen, nennen sie häufiger negative Folgen. „In diesem Fall geben mehr als die Hälfte der Befragten an, dass sich durch Boni die Motivation unter den Mitarbeitern ihres Betriebs verschlechterte“, so Olaf Struck.


Ansprechpartner:

Prof. Dr. Olaf Struck (Professur für Arbeitswissenschaft)
(0951) 863-2690
0173 4371584
olaf.struck(at)uni-bamberg.de

Weitere Veröffentlichungen der Professur für Arbeitswissenschaft – auch zu diesem Thema – finden Sie hier: www.uni-bamberg.de/arbeitswiss/leistungen/forschung/arbeitspapiere


Diesen Text verfasste Katja Hirnickel für die Pressestelle der Universität Bamberg. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.

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