Innovation wagen: Expertenkommission stellt Gutachten zur Weiterentwicklung des Lehramtsstudiums vor
Die Anforderungen an Schulen und Lehrkräfte in Bayern verändern sich – u. a. durch die digitale Transformation und zunehmend heterogene Klassen. Um junge Lehrkräfte hierauf besser vorzubereiten, setzte der Freistaat Bayern eine Expertenkommission ein. Von der Universität Bamberg dabei waren Prof. Dr. Cordula Artelt (LIfBi) und Elias Stubenvoll (als Vertreter der Lehramtsstudierenden).
Das Gutachten empfiehlt u. a. mehr Praxis im Studium, stärkere Beachtung von Inklusion sowie eine engere Verbindung zwischen Studium, Referendariat und Fortbildung. Insgesamt werden 13 konkrete Vorschläge gemacht. Grundlage bleibt die schulartspezifische Lehrkräftebildung mit zentraler Staatsprüfung, das kompetenzorientiert weiterentwickelt werden soll.
Das Gutachten setzt auf wissenschaftlich fundierte Ausbildung mit hohen Qualitätsstandards. Die Sprecherin und der Sprecher des ZLB-Leitungskollegiums, Prof. Dr. Theresa Summer und Prof. Dr. Karl-Heinz Gerholz, begrüßen die Ergebnisse und betonen die Wichtigkeit der zeitnahen Umsetzung der Reformvorschläge.
So wurde im Gutachten auch auf dynamische Weiterentwicklungen von Schule eingegangen, wie beispielsweise im Bereich der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Hierzu betont Theresa Summer: „BNE muss ein fester Bestandteil von Lehrkräfteprofessionalisierung in allen Phasen werden. Nur wenn Lehrkräfte selbst zu Gestalter*innen von nachhaltiger Entwicklung werden, können sie zentrale BNE-bezogenen Kompetenzen im Unterricht vermitteln.“
Ebenfalls hervorgehoben hat die prominent besetzte Kommission das Thema künstliche Intelligenz. Karl-Heinz Gerholz hält hierzu fest: „KI wird die Bildungslandschaft verändern und auch bleiben. Wir müssen Lehrkräfte phasenübergreifend mit formalen sowie non-formalen Bildungsangeboten unterstützten, sodass KI mit ihren Potentialen und Herausforderungen möglichst schnell Eingang in der Breite des Unterrichts findet.“
Bezugnehmend auf eine zentrale Empfehlung des Gutachtens betonen Summer und Gerholz, dass eine Abstimmung der drei Phasen von zentraler Bedeutung für die Lehrkräftebildung ist, damit ein systematischer Kompetenzaufbau, der Theorie und Praxis sinnvoll verbindet, möglich ist. Auch Elias Stubenvoll, Vertreter der Studierenden, sieht in den Empfehlungen eine Chance für einen Qualitätsschub – nun müsse die Politik handeln.
An der Universität Bamberg arbeitet das ZLB seit Jahren an der evidenzbasierten Stärkung der Kohärenz im Lehramtsstudium und an einem konsequenten Kompetenzaufbau über alle Phasen hinweg, bspw. im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung (siehe Plötz et al., Schulpraktische Studien an der Universität Bamberg: Impulse für die Lehrkräftebildung (2024), doi: 10.20378/irb-95393 – eine Publikation, die u. a. die Arbeit mit Core Practices im Praktikum aufgreift). Aktuell entwickeln Bamberger Lehrkräftebildende zusammen mit Kolleginnen und Kollegen aus ganz Deutschland im Kompetenzverbund lernen:digital forschungsbasierte Fortbildungen und Lehr-Lern-Umgebungen für den digital gestützten Unterricht der Zukunft.
Das gesamte Gutachten „Lehrkräftebildung für das 21. Jahrhundert: Attraktivität und Qualität durch Professionsbezug und Wissenschaftsorientierung“ findet sich hier.