„Denn sie wissen nicht was ich kann“ – Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Silvia Annen am 01.06.22

In ihrer Antrittsvorlesung beleuchtete Prof. Dr. Silvia Annen Facetten der Anerkennung aus wirtschaftspädagogischer Sicht. Sie ging dabei zunächst auf verschiedene Perspektiven der Anerkennung sowie auf alternative theoretische Zugänge ein. Als zentrales Element der Theorien sowie vieler Anerkennungsverfahren definierte sie den verbindenden Gedanken zwischen dem Bildungs- und dem Beschäftigungssystem. Zur Veranschaulichung stellte sie sowohl quantitative als auch qualitative Ergebnisse aus ihren Forschungstätigkeiten in Kanada und Deutschland vor. In diesem Zuge gab sie einen Überblick über die Charakteristika beider Länder hinsichtlich der Anerkennung ausländischer Qualifikationen und Kompetenzen. Daneben ging sie auf die Durchlässigkeit und Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung in Deutschland ein. In diesem Kontext beleuchtete sie die Anerkennung aus unternehmensstrategischer Perspektive, indem die Nutzungswahrscheinlichkeit alternativer Rekrutierungs- und Qualifizierungswege sowie unterschiedliche Anerkennungsstrategien der Unternehmen in den Fokus gerückt wurden. Indem Unternehmen sich für eine bestimmte Rekrutierungsstrategie entscheiden, geben sie der Referentin zufolge ein „Anerkennungs-Statement“ ab. Zuletzt legte Prof. Dr. Silvia Annen in einem Ausblick die zentrale Rolle dar, die Algorithmen und Big Data im Kontext der Anerkennung zukünftig potenziell spielen können. Sie veranschaulichte dies am Beispiel der europäischen Datenbank ESCO. Am Ende stand eine wesentliche Frage im Raum, die wegweisend für ihre bevorstehende Forschung sein wird: Welche beruflichen Kompetenzen sind zukünftig relevant und wie lassen sich diese Kompetenzbedarfe feststellen?

 

Als Vertreter der gleichen Disziplin und in seiner gleichzeitigen Rolle als Dekan der Fakultät richtete Prof. Dr. Karl-Heinz Gerholz vor dem Vortrag herzliche Worte an Prof. Dr. Annen. Er stellte zentrale Meilensteile ihres bisherigen Werdegangs heraus: Von ihrer Bankausbildung über Stationen an der Universität zu Köln, am Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) sowie an der University of Toronto hat Prof. Dr. Silvia Annen sowohl international als auch national eindrucksvolle Erfahrungen sammeln können und das erste DFG-geförderte Projekt für das BiBB eingeworben. Ihre Forschung zeichnet sich insbesondere durch Interdisziplinarität und Internationalität aus.

 

Prof. Dr. Martin Friesl knüpfte im Anschluss an Prof. Dr. Silvia Annen in seiner Antrittsvorlesung an die Stellung von Kompetenz zwischen individuellen Möglichkeiten und institutionellen Normen an. Seine Forschung ist an der Schnittstelle zwischen Strategie und Organisationstheorie angesiedelt und befasst sich mit verschiedenen Aspekten der strategischen Transformation von Organisationen.