Thema und virtuelle Einstimmung

Tagungsthema

Fachkräftesicherung – Zukunftsweisende Qualifizierung, gesellschaftliche Teilhabe und Integration durch berufliche Bildung

22. Hochschultage Berufliche Bildung vom 20.-22. März 2023 an der Universität Bamberg

Qualifizierte Fachkräfte sind für den Erhalt und die Weiterentwicklung von Unternehmen und Organisationen von herausragender Bedeutung. Die berufliche Bildung gewährleistet die Sicherung dieses Fachkräftebedarfs. Die Gewinnung sowie die nachhaltige Qualifizierung von Fachkräften sind zentral, um die Folgen gesellschaftlicher Wandlungsprozesse abzumildern und zu bewältigen. Daher gilt es, auf allen Ebenen der beruflichen und akademischen Ausbildung neue Wege zu entwickeln, wie Fachkräfte gewonnen und qualifiziert werden können. Gleichzeitig sind die charakteristischen Konfliktlinien zwischen Vermarktung und Sorge, Integration und Teilhabe sowie kultureller und sozialer Demokratiebildung in der Gesellschaft in den Blick zu nehmen. Vor diesem Hintergrund konkretisiert sich das Rahmenthema Fachkräftesicherung auf den Hochschultagen Berufliche Bildung 2023 über vier Bereiche: (a) Fachkräftequalifizierung und -gewinnung, (b) Fachkräftezuwanderung, (c) Fachkräfte als Bürgerinnen und Bürger in einer Zivilgesellschaft und (d) Qualifizierung von beruflichem Bildungspersonal.

 

(ad a) Fachkräftequalifizierung und -gewinnung

Durch gesellschaftliche Veränderungen wie die digitale Transformation und die Akademisierung steht das berufliche Bildungssystem vor der Herausforderung, Antworten hinsichtlich zukunftsweisender Qualifikationsinhalte sowie neuer Qualifikationsprofile von Fachkräften zu finden. Die digitale Transformation, bei der die Corona-Pandemie eine Katalysator-Wirkung hatte, führt zu Veränderungen im betrieblichen Leistungserstellungsprozess (u. a. digital gesteuerte Produktionssysteme, Cyber-physische Systeme), womit sich die Kompetenzanforderungen zur Bewältigung digital strukturierter Arbeitsprozesse ändern (u. a. Bedeutungszuwachs überwachender Fähigkeiten und Problemlösefähigkeiten, Data Analytics, virtuelle Kommunikation) (Schlottmann, Gerholz & Winther 2021). Die curriculare und didaktische Gestaltung von Ausbildungsprozessen sowie innerbetrieblichen Fort- und Weiterbildungsprozessen müssen diese Veränderungen aufnehmen (Gerholz 2020). Ziel ist hierbei die Ausbildung international wettbewerbsfähiger Fachkräfte. Darüber hinaus zeigt sich im Zuge der Corona-Pandemie, dass traditionelle Arbeitszusammenhänge erodieren. Orts- und zeitunabhängiges Arbeiten ist vom Ausnahmefall zum Regelfall geworden. Die digitale Vernetzung von betrieblichen Arbeitsprozessen schreitet voran und führt zunehmend zu einer Dezentralisierung von Arbeitsprozessen und damit auch von Beschäftigungsverhältnissen. Anders gesagt: Durch die Corona-Pandemie zeichnet sich betriebliche Arbeit durch eine neue Normalität (New Normal) aus, woran auch die Fachkräftequalifizierung anzupassen ist (u. a. Faßhauer & Gerholz 2021). Hinsichtlich der Akademisierung zeigen sich Tendenzen, dass junge Menschen zunehmend akademische Bildungswege einschlagen (u. a. Wolter & Kerst 2015, Mottweiler & Annen 2022). Somit sind Erosionstendenzen am oberen Rand des dualen Ausbildungssystems dergestalt festzustellen (Euler 2014), dass junge Menschen nach der Schule entweder direkt ein Studium aufnehmen oder im Anschluss an eine Ausbildung den akademischen Weg wählen. Duale Studiengänge gewinnen an Attraktivität und etablieren sich zunehmend im Hochschulbereich. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, welcher Typus von Fachkräften zukünftig vermehrt in Betriebe sowie Organisationen einmünden wird und ob es hier eher eine Komplementarität oder eine Konkurrenz von Qualifikationsniveaus der Fachkräfte geben wird.

(ad b) Fachkräftezuwanderung

Die berufliche Bildung ist mit der Herausforderung konfrontiert, eine zentrale Rolle bei der Integration junger Zugewanderter sowie im Ausland bereits qualifizierter Fachkräfte in die heimische Wirtschaft zu leisten. Hierbei wird auch das Ziel verfolgt, durch Integration von Zugewanderten Fachkräfteengpässen entgegenzuwirken und die Auswirkungen des prognostizierten Strukturwandels von der Dienstleistungs- zur Wissensgesellschaft abzumildern. Diese Notwendigkeit wird durch die zunehmenden Flucht- und Migrationsbewegungen noch dringlicher, welche leider aufgrund kriegerischer Auseinandersetzungen aktueller denn je sind. Gleichzeitig werden bedingt durch den demografischen Wandel mittelfristig in Deutschland immer weniger inländische Fachkräfte vorhanden sein. Vor diesem Hintergrund müssen sowohl auf der Steuerungsebene als auch auf der curricularen Ebene Wege gefunden werden, um junge Menschen mit Migrationshintergrund und anderen Bildungswegen in das berufliche Bildungssystem sowie den Arbeitsmarkt zu integrieren. Auf der Steuerungsebene bedarf es vor allem geeigneter Anerkennungsverfahren, um die im Ausland erworbenen Qualifikationen und Kompetenzen in Deutschland optimal nutzbar zu machen (Annen 2021). Darüber hinaus müssen die beruflichen Schulen und Ausbildungsbetriebe sich mit der Heterogenität der Lernenden auseinandersetzen (Braches-Chyrek & Gottschalk 2019). Im Zuge dessen werden sprachsensibler Unterricht sowie die Berufssprache Deutsch bedeutsamer.

(ad c) Fachkräfte als Bürgerinnen und Bürger in einer Zivilgesellschaft

Nicht nur durch die Flucht- und Migrationsbewegungen, sondern auch durch die zunehmende Individualisierung junger Menschen ist der Aspekt der Wertebildung in der beruflichen Bildung von Bedeutung. Daneben hat die Pandemie die Bedeutung einer bewussten Wahrnehmung der Bürgerinnen und Bürger als Teil einer Gemeinschaft sowie der damit verbundenen Verantwortung aufgezeigt. Ein Erfolgsfaktor des beruflichen Bildungssystem ist, dass nicht nur die Qualifizierung für berufliche Handlungsfelder im Mittelpunkt steht, sondern berufliche Bildung auch das Bildungsziel verfolgt, junge Menschen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen und sie auf die Rolle als verantwortlich agierende Bürgerinnen und Bürger in einer Zivilgesellschaft vorzubereiten (Gerholz 2017). Die berufliche Ausbildung fördert die Bereitschaft und Fähigkeit junger Menschen, sich in beruflichen sowie gesellschaftlichen Situationen sachgerecht und sozial verantwortlich zu verhalten (u. a. KMK 2011). Wertebildung ist somit Bestandteil der beruflichen Bildung. Auf der curricularen Ebene ist dabei im Dialog zwischen Bildungs- und Beschäftigungssystem sowie zwischen Schulen und Betrieben festzulegen, welche konkreten Bereiche Wertebildung umfassen soll. Auf der didaktischen Ebene geht es um Lehr-Lernkonzepte, welche einen positiven Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung und Sensibilisierung der zukünftigen Fachkräfte für regionale und zivilgesellschaftliche Werte leisten können.

(ad d) Qualifizierung von beruflichem Bildungspersonal

Die aufgezeigten Bereiche zur Fachkräftesicherung auf Aus- und Weiterbildungsebene sind auch im Kontext der zukünftigen Qualifizierung von betrieblichen Ausbilderinnen und Ausbildern und beruflichen Lehrkräften bedeutsam. Die Ausbildenden in Betrieben und Lehrkräfte an beruflichen Schulen haben im Rahmen der dortigen Aus- und Weiterbildung einen entscheidenden Anteil daran, die Ziele der Fachkräftesicherung zu erreichen und die aufgezeigten Anforderungen an die Fachkräftequalifizierung aktiv zu gestalten. Ein zentrales Handlungsfeld für das Bildungspersonal in Betrieben ist hierbei auch das Ausbildungsmarketing, welches es in einem zunehmenden ‚War for talents‘ zu optimieren gilt, um den eigenen Fachkräftebedarf zu sichern. Im Zusammenhang mit diesen veränderten Anforderungen stehen Fragen der strukturellen und inhaltlichen Gestaltung von Lehramtsstudiengängen sowie Qualifizierungsprozessen von Ausbilderinnen und Ausbildern und ausbildenden Fachkräften.

Virtuelle Einstimmung auf die HTBB 2023

Mit diesem Video laden Prof.in Dr.in Silvia Annen und Prof. Dr. Karl-Heinz Gerholz Sie ganz herzlich zu den Hochschultagen Berufliche Bildung 2023 in Bamberg ein. Vom 20.-22. März 2023 erwarten Sie in Bamberg spannende Workshops und Fachtagungen zum Thema "Fachkräftesicherung – Zukunftsweisende Qualifizierung, gesellschaftliche Teilhabe und Integration durch berufliche Bildung" sowie ein Tagungsfest, das Ihnen die fränkische Kultur näher bringt.

Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V., richtet in diesem Video ein Grußwort an alle Interessierten an den Hochschultagen Berufliche Bildung 2023 in Bamberg. Er betont insbesondere die Relevanz des Tagungsthemas "Fachkräftesicherung – Zukunftsweisende Qualifizierung, gesellschaftliche Teilhabe und Integration durch berufliche Bildung" sowohl für Bayern als auch für ganz Deutschland.

Prof. Dr. Michael Piazolo, Kultusminister in Bayern, richtet in diesem Video ein Grußwort an alle Interessierten an den Hochschultagen Berufliche Bildung 2023 in Bamberg. Er freut sich, dass die Tagung endlich wieder in Präsenz zur Vernetzung mit Expert:innen aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Schule einlädt. Zudem stellt er die Bedeutung des Fachkräftemangels als Herausforderung für die berufliche Bildung im Freistaat Bayern heraus.

Anne Wagner stimmt Sie in diesem Video auf die fränkische Kultur ein. Die Tagungsstadt Bamberg, auch "fränkisches Rom" genannt, liegt in "Bierfranken" und ist nicht nur Weltkulturerbe, sondern hat auch kulinarisch viel zu bieten. Überzeugen Sie sich selbst beim Tagungsfest.