Trauer um Christoph Houswitschka

Sehr geehrte Mitglieder unseres Zentrums,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Freunde und Nachwuchsmitglieder,

am Freitag, den 11.02.2022 hat mich die Nachricht vom Tod unseres Kollegen und langjährigen Mitglieds des ZEMAS, Professor Christoph Houswitschka, erreicht. Das ist ein unendlich schmerzlicher Verlust für uns alle, wissenschaftlich ebenso wie persönlich, den ich augenblicklich nur schwer in Worte fassen kann.

Christoph Houswitschka war schon durch seinen eigenen wissenschaftlichen Werdegang ein Brückenbauer zwischen allen Epochen der anglistischen Literaturwissenschaft. Mit seiner preisgekrönten Promotion zu Thomas Malorys „Morte Darthur“ legte er eine gewichtige Studie zur englischen Literatur des späten Mittelalters vor, zugleich damit zu einem Werk, das die Rezeption des Artus-Mythos bis in die aktuellste Gegenwart hinein entscheidend prägen sollte. Fast erwartbar entwickelte sich Christoph Houswitschka dadurch auch zu einem der renommiertesten Vertreter des „Medievalism“ im europäischen und angloamerikanischen Sprachraum. Seine subtilen Einblicke in diese Rezeptionsgeschichte in Literatur und Film vermittelte er erst im September 2021 für das Forschungsprofil „Kultur und Gesellschaft im Mittelalter“ (https://forschungsprofil.uni-bamberg.de/mittelalter). Dass er darüber hinaus in der Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts ebenso bewandert war wie in der Gegenwartsliteratur, hier wiederum mit einem ganz besonderen Interesse für Themen wie Migration, Exil und Diaspora, verbunden mit dem komparatistischen Blick auf jüdische und arabische Literatur, war bezeichnend für die immer auch gesellschaftspolitisch akzentuierten Forschungsinteressen von Christoph Houswitschka, die er zugleich stets zum Thema seiner engagierten akademischen Lehrtätigkeit in Bamberg, aber auch weltweit im Rahmen des von ihm mit initiierten Joint Master’s Studiengangs gemacht hat.

Christoph Houswitschka war seit seiner Berufung an die Universität Bamberg im Jahr 2002 Mitglied des Zentrums für Mittelalterstudien und auch Mitglied des Bamberger DFG-Graduiertenkollegs „Generationenbewusstsein und Generationenkonflikte in Antike und Mittelalter“ (2004-2013; Sprecher: Prof. Dr. Hartwin Brandt/stellvertr. Sprecherin: Prof. Dr. Ingrid Bennewitz). Nicht zuletzt in diesem Zusammenhang gelang es ihm auch, vielversprechende junge mediävistische Nachwuchswissenschaftler/innen aus Bamberg erfolgreich für ihre internationale Karriere vorzubereiten, unter anderem auch durch die Organisation von und Teilnahme an einschlägigen Sektionen auf der weltweit größten Mittelalterkonferenz in Kalamazoo/USA und ihrem europäischen Gegenstück in Leeds/GB. - Unser gemeinsames Engagement für die internationale Präsentation des Bamberger Zentrums führte danach zur Organisation einer vielbeachteten Tagung in Bamberg im Juli 2016 zum Thema „Europäische Mythen neu erzählt. Mittelalterrezeption im anglo-amerikanischen Raum“, gemeinsam mit der International Society for the Study of Medievalism sowie zur Einladung auf die Bamberger Johann-von-Spix-Gastprofessur an Prof. Dr. Richard Utz (Atlanta) im Sommersemester 2017.

Bis zuletzt war Christoph Houswitschka im Zemas auch als Ombudsmann für die Bamberger Graduiertenschule für Mittelalterstudien tätig.

Wir verlieren mit Christoph Houswitschka nicht nur einen ausgewiesenen, stets interdisziplinär interessierten Wissenschaftler und akademischen Lehrer, sondern auch einen Kollegen, auf dessen kritisches Urteil immer ebenso Verlass war wie auf seine Loyalität und Freundschaft auch in schwierigen Zeiten. - Für das große Glück, Teile unserer wissenschaftlichen Wege gemeinsam gehen zu dürfen, bin ich persönlich unendlich dankbar.

Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie.

Mit sehr traurigen Grüßen,

Ihre
Ingrid Bennewitz