Gustavo Giovannoni (1873–1947). Erbe- und Städtebautheorien

 

Inhaltliche Skizze und Ziele

Gustavo Giovannoni (1876–1946) war ein italienischer Ingenieur, Denkmalpfleger und Städtebautheoretiker. Giovannoni entwickelte vor dem Ersten Weltkrieg in Rom methodische Ansätze zur Verbindung von Städtebau und Denkmalpflege in Altstädten. Sie gehören zu den ersten ihrer Art in Europa. Durch sein Wirken als Hochschullehrer und seine fachpolitischen Aktivitäten gewann Giovannoni in Italien und seit 1930 auch darüber hinaus Bedeutung für Denkmalpflege in historischen Städten. Außerhalb Italiens sind seine städtebaulichen Entwürfe und Schriften heute wenig bekannt. Eine Übersichtsdarstellung von Giovannonis städtebaulichem Werk und seinen Schriften zu Städtebau und Denkmalpflege ist Ziel dieses Projektes.

Methode/Forschungsdesign

Das Projekt erforschte 2015–2017 zunächst Giovannonis Entwürfe für Altstädte, die in den letzten Jahrzehnten in verstreuter italienischer Literatur publiziert wurden. In einem zweiten Schritt untersuchte es die Rolle Giovannonis als Politikberater im Italien der Zwischenkriegszeit. Zahlreiche Stadtumbauprojekte des faschistischen Italiens gehen auf seine Vorstellungen der historischen italienischen Stadt zurück. Noch vorgesehen ist eine Analyse der Denkmalkarten und Pläne, die Giovannoni als Grundlage der Stadtentwicklungsplanung erstellen ließ.

Ergebnisse

Internationale Forschungen zum Umbau italienischer Städte in der Zwischenkriegszeit wurden im Band Townscapes in Transition. Transformation and Reorganization of Italian Cities and Their Architecture in the Interwar Period herausgegeben. Alle Beiträge haben einen direkten oder indirekten Bezug zu Giovannonis planerischer und fachpolitischer Rolle im Städtebau.

Die Ergebnisse liefern einen Beitrag zur internationalen Geschichte der Denkmalpflege und des Managementkonzepts der Historical Urban Landscape. Es liefert konzeptionelle Anregungen und Grundlagen zur Kritik historisch gewachsener Konzepte im Bereich von urban conservation.

Internationale Kooperationen

• Projektpartner: Bibliotheca Hertziana - Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte, Rom

• Kooperationspartner: Dr.-Ing. Luigi Monzo, Universität Innsbruck  

Publikationen, Veranstaltungen, Aktuelles

• Enss, Carmen M.: Denkmalorte in Karten visualisiert. Graphische Verhandlungen städtischen Erbes gestern und heute, in: Blokker, Johanna; Enss, Carmen M.; Herold, Stephanie: Politiken des Erbens in urbanen Räumen, Bielefeld 2021, S. 163-177.

• Enss, Carmen M.; Monzo, Luigi (Hg.): Townscapes in Transition: Transformation and Reorganization of Italian Cities and Their Architecture in the Interwar Period, Bielefeld 2019.

• Enss, Carmen M.; Monzo, Luigi: Editing Cities in Interwar Italy, in: Dies. (Hg.): Townscapes in Transition. Transformation and Reorganization of Italian Cities and Their Architecture in the Interwar Period, Bielefeld 2019, S. 9–43.

• Enss, Carmen M.: Stadt und Landschaft kuratiert. Denkmalpflege und Städtebau in Bergamo und an der Amalfiküste, in: uni.vers. Forschung. Das Magazin der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Mai 2018, S. 32–35.

Internationaler Workshop: Continuare la città. Principi e tendenze nella ricerca architettonica ed urbanistica di una città moderna all’italiana, 1919-1945 (Rom, 12. Juli 2018)