Das Digitale und die Denkmalpflege

Die Folgen der noch recht jungen Technologien sind für die Denkmalpflege noch nicht wirklich absehbar. Kostengünstige und präzise Bauaufnahmen, interaktive Visualisierung verlorener Zustände, Monitoring bedrohter Stätten und Artefakte oder die komplexe Vernetzung heterogener Wissensbestände - um nur einige zu nennen - eröffnen neue Möglichkeiten. Deutlicher werden inzwischen auch Grenzen und ungelöste Probleme im Einsatz digitaler Technologien, wie die nachhaltige Verwaltung und Speicherung der erzeugten Datenmengen oder die zunehmende Abhängigkeit von kommerziellen Anbietern.

Vor allem stellt sich die Frage, wie sich als Folge digitaler Techniken der Blick auf das Denkmal und das Kulturerbe verändert. Die überaus anschaulichen Visualisierungen und Rekonstruktionen bestehender wie verlorener Objekte und Zustände ermöglichen innovative Vermittlungs- und Bewerbemöglichkeiten. Weitgehend unerforscht sind die kulturwissenschaftlichen und medialen Folgen des digital turn. Schwächt oder stärkt eine bisher ungekannte Reproduzierbarkeit die Aura des Originals? Verliert die Unterscheidung zwischen Original und Simulation bzw. (digitalem) Print an Relevanz? Führt die Aussicht auf eine digitale "Rettung" kriegszerstörter Monumente zu einer zweiten Entwertung des Denkmals? Wo verläuft die Grenze zwischen einer Demokratisierung von Wissen und einer Verengung auf kommerzielle oder auch politische Interessen?


Publikationen

Franz, Birgit / Vinken, Gerhard (Hrsg.): Das Digitale und die Denkmalpflege. Bestandserfassung – Denkmalvermittlung – Datenarchivierung – Rekonstruktion verlorener Objekte (= Veröffentlichung des Arbeitskreises Theorie und Lehre der Denkmalpflege e.V., Band 26), Holzminden 2017 (online abrufbar unter: http://books.ub.uni-heidelberg.de/arthistoricum/catalog/book/263).

Darin folgende Beiträge aus dem KDWT bzw. dem Bamberger Lehrstuhl für Denkmalpflege:

  • Arera-Rütenik, Tobias (KDWT): Digitale Technologien in der Bauforschung und in der Praktischen Baudenkmalpflege – Entwicklung, Aufgaben, Perspektiven, S. 60-67.
  • Blokker, Johanna (Lehrstuhl Denkmalpflege): Die Denkmalpflege und das Digitale, S. 24-31.
  • Rahrig, Max (KDWT): Wohin mit all den Scans? Über die dauerhafte Archivierung von 3D-Daten bedeutender Kulturgüter am Beispiel des Bamberger Kaisergrabs, S. 130-139.
  • Vinken, Gerhard (KDWT): Das Digitale und die Denkmalpflege. Einführung in eine komplexe Beziehung, S. 12-19.