Systematische Nacherfassung und Nachqualifizierung der Denkmalzonen in der Welterbestätte Oberes Mittelrheintal

Kooperationsprojekt des KDWT und der GDKE, Direktion Landesdenkmalpflege

Das Projekt

Das Obere Mittelrheintal wurde 2002 als erste Kulturlandschaft in Deutschland in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen. Entlang eines ca. 65 Kilometer langen Engtales entfaltet sich zwischen Bingen und Koblenz eine einzigartige Landschaft, die geprägt ist durch den Rhein, seine Uferbereiche und Flussterrassen, die vom Weinbau gekennzeichneten Talhänge, die angrenzenden Mittelgebirge und deren Seitentäler sowie die zahlreichen Burgen, Schlösser, Klöster, Kirchen und Ortschaften. Als eine der wichtigsten Handelsrouten in Europa ermöglicht das Obere Mittelrheintal seit mehr als 2000 Jahren den kulturellen und wirtschaftlichen Austausch zwischen der Mittelmeerregion und dem Norden Europas. Das Obere Mittelrheintal ist eine außergewöhnliche, organisch gewachsene Kulturlandschaft, deren heutiges Bild durch seine Geologie und durch die menschlichen Eingriffe wie Siedlungen, Verkehr und Landnutzung bestimmt sind.

Ziele

Oberstes Ziel der zuständigen Denkmalbehörden und Akteure ist es, die Welterbestätte und ihre Kulturdenkmäler zu bewahren und zu schützen. Zudem sollen die Kulturlandschaft, ihre Orte und deren wertvoller historischer Baubestand welterbeverträglich weiterentwickelt und in die Zukunft geführt werden. Hierzu wurde gemeinsam mit dem Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal und dem Büro ‚michael kloos planning and heritage consultancy‘ in enger Zusammenarbeit und in fachlich abgestimmter Methodik mit den beteiligten Denkmalfachbehörden in Hessen und Rheinland-Pfalz das neu entwickelte Konzept „Erfassungen von Welterbe-Attributen und Denkmalwerten im Oberen Mittelrheintal“ (kurz: EWDs) erarbeitet.

Ziel der Erfassung ist es, sowohl die Schlüsselattribute, die zum außergewöhnlichen universellen Wert (OUV) des Oberen Mittelrheintales beitragen, als auch die vorhanden Kulturdenkmäler mit ihren Denkmalwerten und -begründungen in einem inhaltlichen Zusammenhang darzustellen. Aus ihrem Zusammenwirken ergibt sich deren gemeinsame große Bedeutung für die Bewahrung der Denkmallandschaft und der Welterbeattribute, die im Rahmen der EWD dokumentiert, analysiert und bewertet werden.

Vor diesem Hintergrund startete im Januar 2024 das Kooperationsprojekt „Systematische Nachqualifizierung der Denkmalzonen und der Denkmalliste in der Welterbestätte Oberes Mittelrheintal“ der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) mit dem Kompetenzzentrum für Denkmalwissenschaften und Denkmaltechnologien (KDWT) der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Es steht unter der fachlichen Leitung des Fachbereichs Inventarisation der Direktion Landesdenkmalpflege und dem Sekretariat für das Welterbe in Rheinland-Pfalz. Methodisch und formal orientiert sich das Projekt am 2018 initiierten, für ganz Rheinland-Pfalz zuständigen Projekt zur Nachqualifizierung von Denkmalzonen.

Veröffentlichung und Nutzung der Ergebnisse

Als Resultat der Nachqualifizierung entstehen eine detaillierte Denkmalbegründung und vertiefende Darstellung des Schutzzwecks der Denkmalzone, Beschreibungen der einzelnen Objekte samt fotografischer Dokumentation, ferner aktuelles Kartenmaterial in Form einer Denkmalkartierung und eines Werteplans. Letzterer visualisiert neben Einzeldenkmälern und baulichen Gesamtanlagen jene Strukturen und Elemente innerhalb einer Denkmalzone, die von Wertigkeit bzw. besonderer Wertigkeit sind. Darüber hinaus erfolgt eine Revision der Denkmalliste für die im jeweiligen Untersuchungsgebiet befindlichen Objekte.

Für die Denkmalbehörden ergibt sich eine verbesserte Kenntnis über die Denkmäler und die Zusammenhänge, in denen sie stehen. Hierdurch wird gleichermaßen der Erhalt der Kulturdenkmäler und der schützenswerten räumlichen Bezüge im Rheintal und somit die Bewahrung des Welterbes ermöglicht. Zudem profitiert die Öffentlichkeit von einer optimierten Vermittlung, besonders durch die digitale Veröffentlichung der Ergebnisse. Zusätzlich finden die Projektergebnisse als denkmalpflegerische Fachbeiträge Eingang in die EWDs. Auf diese Weise wird dazu beigetragen, die denkmalfachlichen Belange möglichst präzise und aktuell in Planungsprozesse zu implementieren und gleichzeitig denkmal- und auch welterbeverträgliche Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen.