J.-Prof. Dr. Silvia Jonas - Juniorprofessorin für Philosophie

Curriculum Vitae

Anschrift:
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Juniorprofessur für Philosophie
96047 Bamberg

Tel.: +49 951 863 1726
Mail: silvia.jonas(at)uni-bamberg.de

Website:
www.silviajonas.com

Raum: U2/02.23
Sprechzeiten: Nach Vereinbarung

 

 

 

Curriculum vitae:

  • seit 2022: Juniorprofessorin für Philosophie am Institut für Klassische Philologie und Philosophie der Otto-Friedrich-Universität Bamberg
  • 2017 — 2022: Postdoc am Munich Center for Mathematical Philosophy (MCMP) der Ludwig-Maximilians-Universität München
  • 2012 — 2017: Postdoc an der Polonsky Academy des Van Leer Instituts und an der Hebräischen Universität in Jerusalem
  • 2010 — 2012: Promotion im Fach Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin
  • 2008 — 2010: Master in Philosophie (BPhil) an der Universität Oxford
  • 2007 — 2008: Master in Philosophie (MLitt) an der Universität St Andrews
  • 2002 — 2007: Magister in Politischer Wissenschaft, Philosophie und Religionswissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München

Publikationen

Auswahl:

 1. Monographie

Ineffability and its Metaphysics. The Unspeakable in Art, Religion, and Philosophy. New York: Palgrave Macmillan, 2016.

2. Aufsätze (peer-reviewed)

  • Mathematical Indispensability and Arguments from Design (2021), Philosophia, Vol. tba.
  • Whereof one cannot speak (2020). In: D. Frank and A. Segal (Hrsg.), Cambridge Critical Guide to Maimonides’s Guide of the Perplexed, Cambridge University Press
  • Mathematical and Moral Disagreement (2019), The Philosophical Quarterly, Vol. 79, No. 279
  • Modal Structuralism and Theism (2018). In: Fiona Ellis (Hrsg.), New Models of Religious Understanding, Oxford University Press
  • Aesthetic Ineffability (2017). Philosophy Compass, Vol. 12 No. 2
  • Access Problems and Explanatory Overkill (2017), Philosophical Studies, Vol. 174, No. 11
  • On Mathematical and Religious Belief, and On Epistemic Snobbery (2015). Philosophy, Vol. 91 No. 1

3. Reviews

  • 2016: Fiona Ellis’ God, Value, and Nature (OUP 2015). Philosophy, Vol. 91 No. 2
  • 2014: David Chalmers’ Constructing the World (OUP 2012). The Philosophical Quarterly, Vol. 64 No. 257
  • 2014: Howard Wettstein’s The Significance of Religious Experience (OUP 2012). Religious Studies, Vol. 50 No. 1

Forschungsschwerpunkte

Grundfragen:

In meiner Forschung beschäftigen mich insbesondere die folgenden drei Fragen:

  1. Auf welche Weise formt die Mathematik unser Verständnis von Realität?
  2. Reicht Realität über das wissenschaftlich Erfassbare hinaus?
  3. Gibt es Erkenntnis jenseits von Sprache?

Aus diesen Grundfragen ergeben sich drei zentrale Forschungsschwerpunkte:

Mathematik und Metaphysik:

Die Vorstellung, die Mathematik enthalte den Schlüssel zum Verständnis der fundamentalen Strukturen der Realität, zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Philosophie. Platon betrachtete die Mathematik als höchste Form des Wissens, Galilei vertrat die Auffassung, Mathematik sei die "Sprache des Buches der Natur", Kant argumentierte, dass uns erst die Mathematik ein Verständnis von Metaphysik ermögliche, und Cantor meinte sogar, in den transfiniten Zahlen Gott erkennen zu können. Auch in aktuellen philosophischen Debatten spielen strukturelle Parallelen zwischen der Mathematik und anderen meta-empirischen Bereichen eine zentrale Rolle. So wird z.B. darüber debattiert, ob sich der epistemische Status des moralischen, modalen oder theistischen Realismus von dem des mathematischen Realismus unterscheidetת ob es möglich ist, für die Existenz moralischer Entitäten auf die gleiche Weise zu argumentieren wie für die Existenz mathematischer Entitäten, und ob evolutionsbiologische "Debunking"-Argumente gegen die Objektivität von Ethik, Logik oder Modalität unter Bezugnahme auf die Mathematik widerlegt werden können. In meinem Schwerpunkt zu Mathematik und Metaphysik untersuche ich die Potentiale und Grenzen derartiger mathematischer Analogien.

Realität jenseits des Empirischen:

Eng verbunden mit meinem Forschungsschwerpunkt zu mathematischen Analogien ist die Frage nach der Möglichkeit von Realität, Objektivität und Existenz jenseits des wissenschaftlich Untersuchbaren. Wenn Naturwissenschaftler:innen über "Realität" sprechen, meinen sie die konkreten Bereiche der Wirklichkeit, etwa physische Objekte, deren Eigenschaften, sowie die kontingenten Gesetze, die ihre Interaktionen bestimmen. Philosoph:innen hingegen zählen zur Realität auch "meta-empirische" Bereiche, d.h. Domänen, deren Objekte abstrakt sind, in notwendigen Beziehungen zueinander stehen, und deren Wahrheiten wir a priori erkennen können. Klassische Beispiele für solche Bereiche sind neben der Mathematik die Ethik, die Metaphysik und, verstanden als philosophischer Grenzfall, der Theismus. Realist:innen hinsichtlich dieser Domänen glauben an die Existenz von Zahlen oder Mengen, von Gründen oder Werten, von möglichen Welten oder Propositionen und von Gott. Der Glaube an die Existenz solcher nicht-raumzeitlicher—und daher meta-empirischer—Objekte wirft drei grundsätzliche Fragen auf: (a) Ist eine ontologische Verpflichtung gegenüber meta-empirischen Objekten zu rechtfertigen? (b) Wie erlangen wir Wissen über bzw. epistemischen Zugang zu solchen Objekten? (c) Unterminieren fundamentale Uneinigkeiten den meta-empirischen Realismus? In meiner Forschung untersuche ich, welche Antworten mathematische Realist:innen auf diese drei Fragen geben können und inwieweit sich diese auf andere meta-empirische Domänen anwenden lassen. Mein Ziel ist hierbei einerseits, durch die Bezugnahme auf die Mathematik neue Argumentationsmodelle zu erschließen, und andererseits, inkohärente Überzeugungsmuster aufzudecken.

Erkenntnis jenseits von Sprache:

Im Zentrum meines dritten Forschungsschwerpunkts steht die Frage, ob es Formen der Erkenntnis gibt, die nicht durch Sprache erfasst werden können. Bereits Aristoteles verwies auf die Sprache als Kennzeichen der Sonderstellung des Menschen unter den Tieren und argumentierte für eine enge Verbindung zwischen Erkenntnis und Sprache. Und auch heute ist eine zentrale Prämisse aller Wissenschaften, dass Wissen sprachlich erfasst und auf diese Weise festgehalten, akkumuliert und weitergegeben werden können muss. In meiner Forschung untersuche ich die Frage, ob sich menschliche Erkenntnis tatsächlich in sprachlich fassbarem, also propositionalem Wissen erschöpft, oder ob es noch weitere, nicht-propositionale Formen der Erkenntnis gibt, z.B. im Kontext von ästhetischen, religiösen und philosophischen Erfahrungen.

Outreach

Outreach und Wissenschaftskommunikation (Auswahl):

2020: "Does Math Reveal Reality?” World Science Festival, New York - Podiumsdiskussion mit Brian Greene, Max Tegmark, Sheldon Goldstein und David Albert (Ausstrahlung Dezember 2020) - URL: https://www.worldsciencefestival.com/programs/does-math-reveal-reality/

2019: "Auf ein Wort" mit Michel Friedman (Thema: Mathematik), Deutsche Welle. URL: https://www.dw.com/de/auf-ein-wortmathematik/av-49600846

2019: "Lost in Language". HowtheLightGetsIn Festival, Hay-on-Wye - Podiumsdiskussion mit Saul Kripke, Hilary Lawson und Paul Boghossian. Ausgestrahlt auf iai.tv und in der Podcast-Reihe "Philosophy of our times". URL: https://soundcloud.com/instituteofartandideas/e165-lost-in-language-saul-kripke-hilary-lawson-paul-boghossian-silvia-jonas