ForMaD 28.11.19 - Mathematisches Modellieren mit digitalen Medien

Mathematisches Modellieren ist spätestens seit den Bildungsstandards wesentlicher Teil des Mathematikunterrichts. Weniger geklärt ist, wann genau aus einer Sachaufgabe eine Modellierungsaufgabe wird und wie offene Modellierungsprojekte digitale Technologien nicht nur als Werkzeuge nutzen können, sondern umgekehrt digitale Technologien die Möglichkeiten der Aufgabenstellung wesentlich beeinflussen. Modellieren lernen, Modellieren lehren und Digitalen Medien, so verdeutlicht Prof. Dr. Gilbert Greefrath von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster in seinem Beitrag, sollten als sich überschneidende Bereiche angesehen werden.

Im Projekt (LIMo) fokussiert Greefrath mit Kolleginnen und Kollegen auf das Lernen in Modellierungsprozessen. In kontrolliertem Gruppendesign wurden Effekte Schriftlicher Lösungspläne und digitale Werkzeuge (GeoGebra) überprüft (Hankeln, 2019; Beckschulte, 2019). Die Ergebnisse deuten an, dass die Treatmentgruppen kurz- und langfristige Lernerfolge erzielen, es jedoch keine Unterschiede zwischen analoger und digitaler Unterstützung zu geben scheint.

Im seinem Projekt (MiRA) hingegen, wird die Kompetenzentwicklung von Studierenden in den Blick genommen. Modellierungsaufgaben als selbstdifferenzierende, authentische und Aufgaben, die Strukturierung, Mathematisierung und Validierung einfordern, nicht nur zu unterrichten, sondern selbst zu erfinden, ist eine besondere Herausforderung für Studierende (und Lehrkräfte). Entwickelt wurde hierbei u.a. ein Test zur Erfassung professioneller Kompetenz zum Modellieren Lehren .

Aktuell, so konnte Greefrath schon andeuten, wird in einer größeren Studie untersucht, ob die Verfügbarkeit eigener Geräte (Smartphones, Tablets) bzw. fremder Geräte (schuleigene Smartphones, Tablets) Lernen im Bereich Modellieren beeinflusst. Dabei, so wird noch einmal hervorgehoben, spielt das digitale Medium eine durchgängige Rolle in allen Teilelementen des Lösungsprozesses, d.h. sowohl bei Schritten, die sich eher dem Realbezug der Aufgabe widmen, als auch bei denen, die mathematische Strategien oder Verfahren nutzen. Damit plädiert Greefrath noch einmal ausdrücklich dafür, digitale Technologien nicht neben bereits etablierte Bereiche zu stellen, sondern integriert zu denken.

Leseanregungen

Greefrath, G. (2018). Anwendungen und Modellieren im Mathematikunterricht. Didaktische Perspektiven des Sachrechnens in der Sekundarstufe. Berlin: Springer Spektrum. doi: 10.1007/978-3-662-57680-9.

Greefrath, G. & Schukajlow, S. (2018). Wie Modellieren gelingt. mathematik lehren, 207, 2-9.

Wess R., Greefrath, G. & Klock, H. (2018). Metawissen zum mathematischen Modellieren – Aspekte professioneller Diagnose- und Aufgabenkompetenz zum Lehren mathematischen Modellierens im Lehr-Labor. Beiträge zum Mathematikunterricht 2018 (S. 1971-1974). Münster: WTM-Verlag. doi: 10.17877/DE290R-19773

Greefrath G. & Siller, H.S. (2018). Digitale Werkzeuge, Simulationen und mathematisches Modellieren. In G. Greefrath & H.S. Siller (Hrsg.), Digitale Werkzeuge, Simulationen und mathematisches Modellieren - Didaktische Hintergründe und Erfahrungen aus der Praxis (S. 3-22). Wiesbaden: Springer Spektrum. doi: 10.1007/978-3-658-21940-6_1.

Greefrath, G., Hertleif, C., Siller, H.-S. (2018). Mathematical modelling with digital tools—a quantitative study on mathematising with dynamic geometry software. ZDM Mathematics Education, 50(1), 233-244. doi: 10.1007/s11858-018-0924-6.

weitere Publikationen von Prof. Dr. G. Greefrath

Prof. Dr. G. Greefrath ist Sprecher der ISTRON Gruppe, die u.a. Materialien für einen realitätsbezogenen Mathematikunterricht herausgibt.