ForMaD 21.05.2015 - Fachdidaktisches Wissen von Grundschullehrkräften - Diagnose und Förderung bei besonderen Problemen beim Rechnenlernen

Dr. Axel Schulz von der TU Dortmund, der derzeit eine Professur für Frühe mathematische Bildung an der Universität Bielefeld vertritt, konnte in seinem Beitrag die zahlreich Anwesenden aus Schule und Universität für das fachdidaktische Wissen von Lehrkräften sensibilisieren. Fachdidaktisches Wissen, so Schulz, ist zunächst erst einmal klar von Fachwissen abzugrenzen. Die ausführliche Analyse aktueller Publikationen macht deutlich, dass eine große Unschärfe des Begriffsumfangs in nationaler und internationaler Literatur festzustellen ist. Zudem fehlt eine Ausschärfung für spezifische Inhalte ebenso wie die Berücksichtigung von Material

Der besondere Schwerpunkt der Forschungen Schulz' liegen auf dem fachdidaktischen Wissen, das zur Diagnose bei Rechenschwächen relevant wird.  Fachdidaktisches Wissen als Konstrukt 'diagnostische Kompetenz' weist dabei jedoch mindestens zwei Ausprägungen in der Literatur auf. Zum einen wird diagnostische Kompetenz verstanden als Urteilsgüte (Leistungen der Kinder ordnen etc.) und zum anderen als pädagogische Diagnostik. Letztere umfasst dabei das Kennen und Erkennen von Lernverläufen, Lernhürden mitsamt Begründungsansätzen sowie Unterstützungsmaßnahmen.

Schulz geht es um handlungsnahes Wissen, dass auch zu passenden Interventionen bei Lernschwierigkeiten führen kann. Inhaltlich fokussiert er in seinen Arbeiten auf zwei besondere Probleme des Rechnenlernens: das zählende Rechnen und das Stellenwertverständnis. Gleichsam ist der Einsatz von Arbeitsmitteln von Interesse. In eindrücklichen Videosequenzen von Kindern mit Förderbedarf in diesen Bereichen, konnte sich das Publikum selbst in seinen diagnostischen Fähigkeiten erproben.

In seinem Forschungsprojekt konnte Schulz nachweisen, dass sich das handlungsnahe Wissen von Lehrkräften bezogen auf die Ablösung vom zählenden Rechnen und die Erarbeitung eines tragfähigen Stellenwertverständnisses stark unterscheidet. Zudem zeigt die Untersuchung eher mäßige bis schwache Passungzwischen den genannten Erklärungen für besondere Probleme beim Rechnenlernen und den genannten Unterstützungsmaßnahmen. Zudem ist es bemerkenswert, dass kaum günstige materialgestützte Interventionsmaßnahmen genannt werden.

Für Aus- und Fortbildungen empfiehlt Schulz Diagnose und Durchführung von Fördermaßnahmen immer integriert zu denken und zu gestalten. Zudem muss die Rolle von Materialeinsatz und Materialauswahl intensiver beachtet werden. Der Forschung gibt er auf den Weg, das Konstrukt ‚diagnostische Kompetenz‘ neu zu überdenken, da es derzeit wesentlich zu facettenreich ist.

Leseanregungen

Schulz, Axel (2014). Fachdidaktisches Wissen von Grundschullehrkräften: Diagnose und Förderung bei besonderen Problemen beim Rechnenlernen. Wiesbaden: Springer.
www.springer.com/de/book/9783658086923

Wartha, Sebastian, & Schulz, Axel (2012).Rechenproblemen vorbeugen: 2.-4. Klasse. Berlin: Cornelsen Scriptor.
www.cornelsen.de/referendariat/reihe/1.c.3257178.de/titel/9783589051939