ForMaD 28.06.2012 - „Verstehst du nicht? Na dann mach doch mal ´ne Skizze!“  - Repräsentationsstrategien als Verstehenshilfen von mathematischen Modellierungsaufgaben

Mit Prof. Dr. Dominik Leiss von der Leuphana Universität Lüneburg war nicht nur ein Experte der Kompetenz Modellieren Gast an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, sondern auch ein versierter Kenner der PISA Studien. Seit 2009 ist Leiss im Entwicklerteam des PISA Konsortium – natürlich mit dem Schwerpunkt Modellierungsaufgaben.

Aus erster Hand konnte damit der sehr gut besuchte Saal, differenzierte Einblicke in PISA items nehmen. Leiss konnte dabei auch mit Vorurteilen aufräumen. Die in vielen Publikationen replizierte Rangfolge der teilnehmenden Staaten kann, so Leiss, bei Betrachtung der Modellierungsaufgaben mehr als relativiert werden.

Leiss verweist auf mathematikdidaktische Ansätze, die die Aufgabenkultur (nicht nur der Modellierungsaufgaben) zu reformieren versuchten. Dies scheint für die Entwicklung von vielfältigen, neuen Aufgaben auch gelungen. Der Umgang mit diesen Aufgaben ist jedoch für beide, Praxis und Forschung, noch ein weitgehend offenes und schwieriges Feld.

Der Fokus von Leiss‘ Forschungen liegt auf Verstehensprozessen. Als eine wesentliche Komponente zeigt er dabei zunächst eindrücklich die Lesekompetenz auf, indem er das Publikum bittet, eine (einfache) Textaufgabe zu lösen: der Text selbst wird dabei jedoch in russisch bzw. spanisch vorgelegt. Durch dezidierte Darlegungen differenziert Leiss im weiteren die Kompetenzen, die Verstehen erst ermöglichen. Textaufgaben sind dabei immer mehr als „Rechnen plus Lesen“, da zwar 29% der Varianz der Modellierungskompetenz mit Lesekompetenz geklärt werden können, aber noch viele weitere Facetten eine Rolle spielen.

Als ‚Hilfen‘ im Bearbeitungsprozess stellt Leiss im Weiteren Skizzen und eine Mapping Technik vor. Es verwundert nicht, dass insbesondere leistungsstarke Schülerinnen und Schüler Skizzen und Maps als hilfreich klassifizieren. Leistungsschwächere Lernende nehmen bewusster wahr, dass zunächst die Technik der ‚Hilfe‘ selbst einen neuen Lernstoff darstellt. Unterrichtlich, so wird in der Abschlussdiskussion deutlich, ist für die Gewöhnung an diese Techniken entsprechend Zeit einzuräumen.

Leseanregungen:

Leiss, D. (2007). Hilf mir es selbst zu tun - Lehrerinterventionen beim mathematischen Modellieren. Hildesheim: Franzbecker. 

 

Leiss, D., Schukajlow, S., Blum, W., Messner, R. & Pekrun, R. (2010). The role of the situation model in mathematical modelling – task analyses, student competencies, and teacher interventions. JMD, 31 (1), 119-141

Schukajlow, S., Leiss, D., Blum, W., Messner, R., Pekrun, R. (2009). Hurra, endlich das wahre Leben! - Einstellungen und Beliefs der Lernenden zu Aufgaben mit und ohne Realitätsbezug. In M. Neubrand (Hrsg.), Beiträge zum Mathematikunterricht 2009 (S. 851-854). Münster: WTM Verlag.

Schukajlow, S. & Leiss, D. (2008). Textverstehen als Voraussetzung für erfolgreiches mathematisches Modellieren – Ergebnisse aus dem DISUM-Projekt. In É. Vásárhelyi (Hrsg.), Beiträge zum Mathematikunterricht 2008 (S. 95-98). Münster: WTM Verlag.

Leiss, D., Blum, W., Messner, R., Müller, M., Schukajlow, S. & Pekrun, R. (2008). Modellieren lehren und lernen in der Realschule. In É. Vásárhelyi (Hrsg.), Beiträge zum Mathematikunterricht 2008 (S. 77-80). Münster: WTM Verlag.  

Leiss, D., Blum, W. (2007): Modellierungskompetenz - Vermitteln, Messen & Erklären. In GDM (Hrsg.), Beiträge zum Mathematikunterricht 2007 (S. 312-315). Hildesheim: Franzbecker.

Leuders, T. & Leiss, D. (2006). Realitätsbezüge. In W. Blum et al. (Hrsg.), Bildungsstandards Mathematik: konkret (S. 194-206). Berlin: Cornelsen Scriptor.