Euskal herrira bidaia - Exkursion ins Baskenland

5. Tag - Baiona (04.09.2012)

© für Text und Bilder: Prof. Dr. Hans-Ingo Radatz

vorherige        nächste        Home

Der 5. Tag war ganz einer anderen Stadt gewidmet, die wir leicht (und ohne Grenzübertritt) von Azkaine aus erreichen konnten: Bayonne.

Historisch war Bayonne mehr eine "Stadt im Baskenland" als eine "baskische Stadt". Gegründet wurde sie durch okzitanischsprachige Gaskognier, deren Name (Guaskones < Vascones) schon keinen Zweifel daran lässt, dass es sich bei ihnen um romanisierte Basken handelte. Wenn also Bayonne auch ein wichtiges urbanes Zentrum für die baskischsprachige Bevölkerung des Hinterlands war, so war doch in der Stadt nicht Baskisch, sondern Gaskognisch die Umgangssprache - also eine Varietät des Okzitanischen.

Diese kuriose Sprachensituation findet sich an vielen Stellen im Stadtbild in Form dreisprachiger Schilder und Texte wieder. Im Bild sieht man den Wegweiser zum baskischen Museum mit dem Namen auf Französisch, Gaskognisch und Baskisch. Interessant ist, dass in Frankreich der französische Name immer an erster Stelle und immer größer als die anderen geschrieben wird. Außerdem gibt die Reihenfolge der drei Sprachen auch gut die traditionelle Prestigeabfolge wieder, nach der das Gaskognische als romanische Varietät immer noch mehr Prestige genoss, als das rein bäuerische Baskische.

Ein Besuch im baskischen Museum gehörte mit zum Besichtigungsprogramm ...

... und gab Prof. Haase auch Gelegenheit, seine Baskischkenntnisse in die Praxis umzusetzen.

Das Restaurant, in dem wir das Mittagsessen mit einer streng wissenschaftlichen teilnehmenden Beobachtung der örtlichen Alltagskultur verbanden (Confit de canard, begleitet von einem trockenen Madiran), zeigt durch seinen zweisprachigen Namen, in welcher Stadt es liegt: Com a casa (gaskognisch) / Etxean bezala (baskisch) bedeutet 'Wie daheim', oder, frei übersetzt: 'Futtern wie bei Muttern'.

Am Nachmittag besuchte die Gruppe dann den Bayonner Zweig der baskischen Sprachakademie Euskaltzaindia, wo wie von einem ehemaligen Kollegen und Weggefährten von Prof. Haase, Prof. Dr. Xarles Videgain, empfangen wurden. Wir hörten einen interessanten Vortrag über die Entstehung des baskischen Sprachatlas.

Zum Abschied sahen wir noch einmal die malerischen Häuser am Ufer des Flusses Errobi (frz. Nive).