Berufliche Bildung
Education for Future
Entwicklungszeitraum: SoSe 2023 und WS 2023/24

Wer entwickelte das Lehrformat?
Ich bin Elena Friedel und arbeite als Lehrkraft für besondere Aufgaben in der Fachvertretung für Berufliche Bildung und ihre Didaktik an der Universität Bamberg. Meine Arbeitsschwerpunkte liegen in den Bereichen diversitätssensible und rassismuskritische Bildung, dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Schule, Entrepreneurship Education, Schule der Zukunft sowie der Professionalisierung von Lehrkräften. Dabei geht es mir besonders darum, Lehrkräfte nicht nur fachlich zu qualifizieren, sondern auch in ihrer persönlichen Entwicklung und Haltung zu stärken. Mich motiviert die Überzeugung, dass gute Bildung der Schlüssel zur Lösung vieler gesellschaftlicher Herausforderungen ist – und dass Schule so gestaltet werden muss, dass sie junge Menschen befähigt, Verantwortung zu übernehmen und Zukunft aktiv mitzugestalten.
Welches Lehrformat wurde im Rahmen der „GRIPS fürs Lehramt“-Förderung entwickelt?
Mit Unterstützung der GRIPS-Initiative wurde das Projektseminar „Education for Future“ weiterentwickelt. Ausgangspunkt sind die großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit – Klimawandel, demografischer Wandel, Globalisierung, Migration, soziale Ungleichheit oder der erstarkende Populismus. Bildung und Schule kommt hierbei eine besondere Rolle zu: Sie soll „nicht nur Wissen und Können vermitteln, sondern auch Herz und Charakter bilden“ (BV, Art. 131). Gleichzeitig steht das deutsche Schulsystem selbst vor zentralen schulstrukturellen Herausforderungen wie Inklusion, Digitalisierung, Lehrkräftemangel und Professionalisierung.
Das Seminar stellt daher die Frage: Ist unsere Schule, wie wir sie heute kennen, diesen Herausforderungen gewachsen – oder wie müsste eine Schule der Zukunft aussehen? Gäbe es noch Schulgebäude, Klassen und Klassenzimmer, Prüfungen und Noten, Lehrkräfte oder Ferien? Welche Bildungsinhalte und Lernformen wären denkbar?
Um diese Fragen zu bearbeiten, ist das Seminar als mehrphasiges Projektseminar konzipiert. Nach einer inhaltlich einführenden Phase findet eine zweitägige Exkursion nach Berlin statt. Im Anschluss erfolgt die intensive Beschäftigung mit selbstgewählten Themen in Projektgruppen sowie projektbegleitenden Beratungssitzungen. In der letzten Seminarphase werden die erarbeiteten Visionen vorgestellt und im Lichte theoretischer und empirischer Diskurse kritisch diskutiert. Methodisch kommen die Szenario-Technik und kreativitätsfördernde Ansätze aus dem Design Thinking zum Einsatz.
Wer ist die anvisierte Zielgruppe des Lehrformats?
Das Seminar richtet sich an Masterstudierende der Beruflichen Bildung/Sozialpädagogik an der Universität Bamberg. Ziel ist die Vorbereitung auf das Lehramt an beruflichen Schulen mit besonderem Fokus auf die Fachrichtung Sozialpädagogik. Viele Studierende bringen bereits einschlägige berufliche Qualifikationen mit – etwa als Erzieher:innen, Sozialpädagog:innen oder in anderen pädagogischen, handwerklichen oder wirtschaftlichen Berufen. Diese Vielfalt an Vorerfahrungen prägt den Studiengang und bietet im Seminar eine wertvolle Grundlage für die gemeinsame Arbeit: Unterschiedliche Perspektiven fließen in die Diskussion ein und bereichern die Entwicklung kreativer Zukunftsvisionen für Schule und Bildung.
Warum ist dieses neue Lehrformat für (Lehramts-)studierende wertvoll? Was lernen diese damit?
„Education for Future“ vermittelt den Studierenden nicht nur Wissen über Schule im Wandel, sondern ermöglicht ihnen, zentrale Future Skills praktisch zu erproben. Mit Design Thinking lernen sie, komplexe Probleme aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten, kreative Lösungen zu entwickeln und diese in Form von Prototypen zu testen. So erwerben sie Kompetenzen, die für ihre Rolle als Lehrkräfte entscheidend sind: kritisches und kreatives Denken, Innovationsfähigkeit, Team- und Projektarbeit, Reflexion und die Fähigkeit, komplexe Probleme systematisch in handlungsorientierte Konzepte zu überführen. Gleichzeitig stärkt das Seminar ihre Selbstwirksamkeit – sie erfahren, dass sie Schule und Bildung aktiv mitgestalten können.
Aus meiner Erfahrung als Design Thinking Coach vermittle ich, welchen Mehrwert die Methode für Schule und Unterricht hat. Die Studierenden wenden Design Thinking selbst an, reflektieren den Einsatz und erkennen, wie es in Unterrichtsvorbereitung, schülerzentriertem Lernen, Schulentwicklung oder Teamarbeit eingesetzt werden kann. Damit erleben sie, dass Future Skills nicht abstrakte Schlagworte bleiben, sondern sich durch Design Thinking konkret trainieren und in den Schulalltag übertragen lassen.
So schlägt das Seminar den Bogen zum doppelten Berufsbezug der Beruflichen Bildung/Sozialpädagogik: Die Studierenden erweitern ihre eigene Handlungskompetenz und lernen zugleich, diese Methoden an ihre Schüler:innen weiterzugeben. Damit werden sie befähigt, Schule zukunftsorientiert zu gestalten und Lernende zu motivieren, selbst Verantwortung für gesellschaftliche Herausforderungen zu übernehmen.