Kunstdidaktik

Materialstunde – ein nachhaltiges und innovatives Projekt im Bereich Social Entrepreneurship (GRIPS-Projekt)

Entwicklungszeitraum: SoSe 2023

Wer entwickelte das Lehrformat?

DR. CATHARINA JOCHUM: Ich bin promovierte Kunstpädagogin und die Leiterin der Fachvertretung für Didaktik der Kunst an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Gemeinsam mit Maria Bauhofer, die als Lehrbeauftrage in der Didaktik der Kunst arbeitet, habe ich das GRIPS-Projekt Materialstunde.de initiiert und konzipiert.

MARIA BAUHOFER: Als freiberufliche Gestalterin lebe und arbeite ich in Leipzig. Neben der Konzeption und Durchführung von Vermittlungsformaten arbeite ich unter dem Label "Studio Baustein" gemeinsam mit Jonas Fleckenstein an künstlerischen und designerischen Projekten. Unsere gestalterische Forschung verfolgt einen transdisziplinären Ansatz, wir erschließen immer wieder neue Themenfelder.
Für Materialstunde habe ich in Zusammenarbeit mit Catharina Jochum die Idee entwickelt. Gemeinsam leiten wir unser kleines Team und konzipieren und veranstalten das dazugehörige Seminar. Besonders wichtig ist mir die visuelle Gestaltung des Projekts.


Welches Lehrformat wurde im Rahmen von GRIPS entwickelt?

Wie lassen sich kreative Ideen in unternehmerische Projekte verwandeln? Wie lassen sich nachhaltige und innovative Unterrichtskonzepte erarbeiten? Und wie lassen sich gute Ideen verbreiten?

Für das Seminar „materialstunde – ein nachhaltiges und innovatives Projekt im Bereich Social Entrepreneurship“ haben wir im Vorfeld eine Start-up-Idee entwickelt und im Seminarformat (2 SWS) anschließend mit Studierenden an der Umsetzung gearbeitet.

Unser Konzept möchte andersartigen, nachhaltigen Kunst- und Werkenunterricht ins Zentrum rücken. Im Seminar haben wir mit alltäglichen Materialien experimentiert und uns die Rohstoffe – wie Watte, Kernseife, Wachs, Metall, Glas, Plastik, Pappe, ... – hinter den verarbeiteten Produkten angesehen. Aus Restmaterialien, Verpackungen und „Müll“ haben wir Sekundärrohstoffe gewonnen, die dann wiederum im Kunst- und Werkenunterricht zur Grundlage von kreativem Gestalten werden. Zudem werden wir gemeinsam erarbeiten, wie aus dem experimentellen Umgang mit Materialien Unterrichtsbausteine werden können. Im Seminar wird exemplarisch an unserer Start-up-Idee das Thema Social Entrepreneurship und unternehmerisches Denken thematisiert. Die Studierenden bekommen die Gelegenheit, diesen Prozess zu erleben, mitzugestalten und mit einem wirtschaftlichen Blick zu betrachten.

Die entwickelten Arbeitsstrategien und Instrumente für den Kunstunterricht werden wir auf der bereits angelegten Homepage (materialstunde.de) sammeln und veröffentlichen.
 

Wer ist die anvisierte Zielgruppe des Lehrformats? Welcher Output soll damit für die Studierenden und das Fach erreicht werden?

Zielgruppe unseres Lehrformates sind zukünftige Kunst- und Werkenlehrer*innen, d.h. alle Lehramts-, Bachelor- und Masterstudierenden in allen Arten der allgemeinbildenden Schulen und im Bereich der berufsbildenden Schulen.

Die Studierenden können forschendes Lernen und Experimentieren mit unterschiedlichsten Werkstoffen lernen.

Diese künstlerische und experimentierende Herangehensweise an Gestaltungsprozesse kann und sollte unserer Meinung nach den Kunst- und Werkenunterricht revolutionieren. Dadurch das der Herstellungsprozess der (Sekundär-)Rohstoffe am Anfang der Gestaltungsprozesse steht, verändern sich diese entscheidend.

Neben der fachdidaktischen Aufarbeitung der praktischen Prozesse und dem Transformieren in Unterrichtsbausteine, werden durch die Produktion von Videotutorials auch digitale Kompetenzen erlernt.

Die Studierenden werden in unternehmerisches Denken und speziell Social Entrepreneurship eingeführt. Wir wollen Sie ermutigen, sozial zu gründen und das äußerst bedeutende Thema der Nachhaltigkeit in ihren Studienalltag und in ihren zukünftigen Alltag als Lehrkräfte mitzunehmen. Wir wollen unsere Gründungsidee und im besten Fall auch die Ideen der Studierenden, die aus sozialem und ökologischem Verantwortungsbewusstsein heraus entstehen, fördern und handlungswirksam werden lassen.

Im Sommersemester 2024 wird die Veranstaltung im Rahmen der Module „Bildnerische Praxis: Gestaltete Umwelt“, „Künstlerische Praxis II: Aufbau“ und „Künstlerisch-Bildnerische Praxis: Aufbau“ angeboten.
 

Was ist die Motivation, bei GRIPS mitzumachen?

CATHARINA JOCHUM: Ich möchte Studierende ermutigen und begleiten, über nachhaltigen Kunstunterricht nicht nur nachzudenken, sondern auch selbst handelnd tätig zu werden, um so neuartige Ideen zu generieren und nachhaltige Ansätze zu entwickeln. Nachhaltiger Kunstunterricht und Materialumgang das ganze Schuljahr über und nicht nur in einer einzelnen Projektwoche.

MARIA BAUHOFER: Menschen konsumieren Ressourcen. In unserer industrialisierten Welt ist es eine komplexe Aufgabe geworden, nachzuvollziehen, woher die vielen Dinge des Alltags kommen und wohin sie gehen. Ich möchte Menschen befähigen, Konsumgüter nicht nur zu gebrauchen, sondern selbstbestimmt und reflektiert mit ihnen umgehen zu können. Materialstunde.de ist für mich eine Möglichkeit, hierfür zu sensibilisieren und eine Grundlage zu schaffen.

MADITA URBAN (studentische Hilfskraft): Das Projekt materialstunde.de entstand aus einem gemeinsamen Interesse am Experimentieren und an der Neunutzung von Abfallmaterialien. Hier bin ich unter anderem für die theoretische und praktische Recherche hinter den Experimenten zuständig.

An unserem Projekt reizt mich die Möglichkeit, die Lebenszyklen von Produkten genauer zu betrachten und eine neue Art der Nutzung zu konzipieren. Diese Ideen sollen für alle zugänglich sein und von allen mitgestaltet werden können. Durch das Hinterfragen des Alltäglichen rücken wir die Frage in den Fokus, wie wir Produkte über ihre herkömmliche Lebensdauer hinaus nutzen und dadurch neue gestalterische Wege schaffen können. Wie lernen wir am besten den gestalterischen Wert unseres Abfalls zu nutzen?

NICOLAS HAGENE (studentische Hilfskraft): Ich studiere den Master Strategische Kommunikation an der Universität Bamberg. Neben der Konzeption von Werbestrategien hat sich insbesondere Kommunikationsdesign zu meinen Hauptinteressen entwickelt. Auch deswegen liegen meine Hauptaufgaben im Team in der Entwicklung und Bewerbung der Website. Das Projekt Materialstunde.de hat mich von Anfang an gereizt. Nicht nur, weil mich Kunst und Erfindergeist durch meine Familie immer begleitet hat, sondern vor allem, weil es einen niedrigschwelligen und deswegen umso wichtigeren Beitrag zu einer nachhaltigen Denkweise schafft und vermittelt.