Hörspiel über KI-gestützte Polizeiarbeit in der Migrationsgesellschaft

gefördert durch die VolkswagenStiftung

Projektleitung: Dr. Georgiana Banita

Die Kontroverse um Predictive Policing dreht sich weitestgehend um die Intransparenz des Prognoseverfahrens, das auf nicht repräsentativ erhobenen Polizeidaten fußt und ein hohes Diskriminierungsrisiko aufweist. Zunehmend durchdringen KI-Prognosen den polizeilichen Alltag, ohne dass dies Bürgerinnen und Bürgern bewusst ist. Zu wenig ausgeprägt ist das allgemeine Wissen von der systemischen Einbettung maschineller Entscheidungen in Prozesse wie Personen- und Verkehrskontrollen, die in der Bevölkerung praktisch ausnahmslos als menschliche Interaktionen empfunden werden. Dabei kommt der menschliche Polizeieinsatz oftmals erst durch eine algorithmische Empfehlung zustande. Das Projekt ist daher bestrebt, die unsichtbare Präsenz künstlich ermittelter Maßnahmen herauszustellen, etwa bei gezielten Polizeikontrollen an maschinell identifizierten Hot-Spots.

Um das Thema der vorausschauenden Polizeiarbeit für die bewusst und unbewusst betroffene Allgemeinheit anschaulich aufzubereiten, sollen die Ziele des Projektes durch ein spannendes Hörspiel erreicht werden. Das 53 Minuten umfassende Hörspiel ist auch ohne Vorwissen verständlich. Seine futuristisch angehauchte, mit SciFi-Noir-Effekten gespickte Handlung zeigt auf, wie Algo-Bias gegen Menschen mit dunkler Hautfarbe entsteht und warum Polizisten in naher Zukunft die Menschlichkeit ihres Berufs verlernen könnten. 

Kurzfristig soll der Wissensaustausch zwischen Sicherheitsbehörden, Forschung und Öffentlichkeit im Bereich der vorausschauenden Polizeitechnik ermöglicht werden.

Langfristig möchte das Projekt dazu beitragen, dass eine reflektierte Haltung gegenüber Predictive Policing entsteht, die weder die Polizei per se noch die Softwareentwickler unter Beschuss nimmt, sondern das Verhältnis zwischen den gesellschaftlichen Kosten und dem statistischen Nutzen von Kriminalitätsprognosen sachlich eruiert.

Nicht zuletzt möchte das Projekt die gesellschaftliche Relevanz der Geisteswissenschaften für die Erhaltung basisdemokratischer Kommunikations- und Teilhabekulturen unterstreichen. Denn die Frage, wie neue Technologien die bekannten Muster der Kriminalliteratur verändern, kann auch Anlass für eine nüchterne und gesunde gesellschaftliche Debatte über algorithmische Ungleichheit sein.

Hörspiel „Cassandra Rising“

Erstsendung im WDR 1LIVE am 2. Juli 2020, Download in der WDR-Mediathek

Autor und Regisseur: Martin Heindel

Hörspiel-Synopse im Suhrkamp Verlag