Prof. Weitzel über die aktuellen Recruiting Trends
Mit den „Recruiting Trends 2015“ legen Monster und das Centre of Human Resources Information Systems (CHRIS) der Universität Bamberg die 13. Ausgabe der jährlichen Studie vor. Welche Themen bewegen Personaler dieser Tage am meisten? An welchen Trends kommen Unternehmen nicht mehr vorbei? Studienleiter Professor Tim Weitzel gibt eine exklusive Preview.
Herr Professor Weitzel, die jährliche Studie umfasst eine Befragung unter den 1.000 größten deutschen Unternehmen. Trends in der Rekrutierung werden so sichtbar und langfristig nachvollziehbar. Welche Kernthemen stechen in diesem Jahr besonders heraus und warum?
Als Kernthemen sehen wir in diesem Jahr das Thema Candidate Experience. Für viele Profile hat sich der Arbeitsmarkt auf Grund des demographischen Wandels und Fachkräftemangel zu einem Arbeitnehmermarkt entwickelt und Unternehmen müssen ihre Prozesse auf den Kandidaten ausrichten. Das heißt eine Optimierung der eigenen Employer-Branding-Maßnahmen sowie ein effizientes Prozessmanagement stehen bei den Unternehmen im Mittelpunkt.
Wie hat sich der Stellenwert dieser Trends im Vergleich zu den Vorjahren entwickelt?
Aus Kandidatensicht können wir feststellen, dass sich die Kriterien für einen attraktiven Arbeitsplatz in den letzten Jahren um 180 Grad gedreht haben. So legten Stellensuchende und Karriereinteressierte im Jahr 2004 noch den größten Wert auf den Inhalt der Tätigkeit, das Gehalt, oder die Sicherheit des Arbeitsplatzes. Kriterien wie Aufstiegschance, Weiterbildungsmaßnahmen, flexible Arbeitszeiten und die Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf waren den Kandidaten vor zehn Jahren noch größtenteils unwichtig, zählen heute jedoch zu den wichtigsten Merkmalen, die ein attraktiver Arbeitgeber aus Sicht der Kandidaten aufweisen muss.
Das heißt für Unternehmen, dass Sie sich in den letzten Jahren hinsichtlich Ihrer Arbeitgebermarke neu aufstellen mussten und unterschiedliche Maßnahmen ergreifen mussten, um als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden. Unternehmen haben in den letzten 15 Jahren hierzu zunächst mit einer Optimierung der Stellenausschreibung durch die Nutzung von Online-Kanälen reagiert, um im Anschluss durch Themen wie die Formularbewerbung die internen Prozesse zu optimieren. Mit den Thema Social Media stand in den letzten Jahren erneut die externe Kommunikation im Mittelpunkt der Unternehmensaktivitäten, wobei wir in diesem Jahr feststellen, dass die Unternehmen wieder verstärkt nach innen auf die eigenen Prozesse schauen, um eine ganzheitliche positive Candidate Experience zu bieten.
Woran machen Sie diese Entwicklung fest?
Dies wird vor allem beim Thema mobile Recruiting deutlich. Viele Kandidaten nutzen ihr Smartphone zur Suche nach offenen Stellen, berichten aber gleichzeitig, dass viele Angebote von Unternehmen nicht für die Darstellung auf mobilen Endgeräten optimiert sind. Die Unternehmen haben erkannt, dass sie in diesem Zusammenhang zum einen für eine positive Erfahrung der Kandidaten sorgen müssen, aber zum anderen auch darüber nachdenken müssen, wie eine Bewerbung der Zukunft aussieht, die auch von mobilen Endgeräten unterstützt wird. Das bedeutet für die Unternehmen, die eigenen Prozesse zu verändern und die eigenen Mitarbeiter für diese Veränderungen vorzubereiten.
Wie mache ich mein Unternehmen fit für die Zukunft? Diese Frage dürfte Firmenlenker aktuell am meisten beschäftigen. Welche Tipps würden Sie ihnen geben?
Der Leitgedanke sollte immer die Frage nach der Zielgruppe sein. Wenn ich diese und deren Verhaltensweisen kenne, kann ich meine eigenen Aktivitäten im Personalmarketing und die weiteren Schritten der Personalauswahl darauf ausrichten. Wenn die Zielgruppe beispielweise durch eine starke Social Media Nutzung auffällt, sollte ich dort mit verschiedenen Angeboten präsent sein, meine Prozesse darauf ausrichten und meine Mitarbeiter das Wissen an die Hand geben, mit der relevanten Zielgruppe kommunizieren zu können.
Sie kennen die TOP-Recruiting-Themen der letzten Jahre aus dem Effeff. Wagen wir einen Blick in die Zukunft. Völlig unverbindlich natürlich. Was glauben Sie? Wie wird die rasante technologische Entwicklung den Recruiting-Prozess in den kommenden zehn Jahren verändern?
Der Recruiting-Prozess wird auf die technologischen Entwicklungen der Zukunft reagieren, wie er dies bereits in der Vergangenheit getan hat. Wir werden eine noch stärkere IT-Unterstützung der Vorauswahl von Bewerbungen sehen. Das Schlagwort in diesem Zusammenhang ist „Robot-Recruiting“. Auch wird das Thema Netzwerkrekrutierung noch stärker an Bedeutung gewinnen, wenn die Netzwerke der eigenen Mitarbeiter noch besser für die Rekrutierung genutzt werden können und vermehrt Kandidaten gezielt angesprochen werden können.