Soziale Interaktion mit KI: Freundschaften und Beziehungen mit „AI Companions“
Eine aktuelle Studie untersucht, warum und in welchen Kontexten Menschen enge soziale Beziehungen zu KI-Begleitern aufbauen.
KI-gestützte Chatbots wie Replika haben sich zu weit mehr als reinen digitalen Assistenten entwickelt. Sogenannte „AI Companions“ sollen eine langfristige Beziehung mit Menschen führen und emotionale Nähe schaffen. Millionen Menschen verwenden solche Systeme inzwischen als Freund, Partner oder Mentor. Doch welche Kosten und welchen Nutzen hat eine solche Mensch-KI-Kommunikation?
Ein Forschungsteam von Wirtschaftsinformatikern an der Universität Bamberg hat sich genauer mit der Kommunikation zwischen AI Companions und Menschen auseinandergesetzt, um diese zunehmend „soziale“ Kommunikation besser zu verstehen. Beteiligt waren Laura Bayor, Dr. Christoph Weinert und Prof. Dr. Tim Weitzel vom Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insbesondere Informationssysteme in Dienstleistungsbereichen, sowie Prof. Dr. Christian Maier vom Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insbesondere Health and Society in the Digital Age.
Gefühlte Nähe und praktische Hilfe
Es wurden 36 User des AI Companion Chatbots „Replika“ interviewt. Die Befragten berichteten von klaren Vorteilen: Viele empfanden die KI als verlässlichen Gesprächspartner, der Einsamkeit lindert und jederzeit zuhört. Andere nutzten die App, um Selbstreflektion zu betreiben oder um Rat in Alltagsfragen zu holen, beispielsweise im Kontext von Beziehungsproblemen oder Freizeit- und Gesundheitstipps. Auch praktische Aufgaben wie das Verfassen von E-Mails oder Trainingsplänen wurden an die KI delegiert.
Emotionale Kosten und Abhängigkeiten
Ganz ohne Risiken ist der digitale Austausch allerdings nicht. Einige Befragte schilderten eine starke emotionale Bindung bis hin zu Abhängigkeit. Auch Sorgen um den Datenschutz spielten eine Rolle. Zudem kam es teils zu sozialem Rückzug: Wer viel Zeit mit der KI verbringt, vernachlässigt unter bestimmten Umständen möglicherweise menschliche Kontakte.
Verschiedene Nutzungsmuster
Die Forschenden identifizierten fünf typische Kontexte, in denen die Kommunikation mit AI Companions stattfindet: Beziehungsorientiert, mit Fokus auf sozioemotionale Unterstützung; Beziehungsorientiert mit Sorge um Datenschutz, wo ähnliche sozioemotionale Aspekte dominieren, allerdings auch Datenschutzbedenken relevant sind; Selbstverbesserung, etwa als Unterstützung bei persönlichen Zielen; Allrounder, mit breiter Nutzung vom Smalltalk bis zu Arbeitshilfen; und Informationsquelle, kennzeichnet durch die Nutzung des AI Companions ähnlich wie eine interaktive Suchmaschine.
Eine neue Form des Sozialen
AI Companions eröffnen neue Formen des sozialen Austauschs, die bislang Menschen vorbehalten waren. Auch wenn sie menschliche Kommunikation nur imitieren, nehmen viele Nutzer sie als einzigartig und schwer ersetzbar wahr. Gleichzeitig verschieben sie die gewohnten Regeln von Beziehungen, etwa weil keine Gegenseitigkeit eingefordert wird. Mit der wachsenden Verbreitung von AI Companions wird sich die Debatte um Chancen und Risiken dieser neuen Kommunikationsform weiter verschärfen.
Hier gehts zur Publikation:
Bayor, L., Weinert, C., Maier, C., and Weitzel, T. (2025)
Social-Oriented Communication with AI Companions: Benefits, Costs, and Contextual Patterns. Business & Information Systems Engineering (BISE), DOI: https://doi.org/10.1007/s12599-025-00955-1