Der Poetikprofessor 2023: Lutz Seiler - "Spaziergänge im Niemandsland"

Lutz Seiler übernimmt die 36. Poetikprofessur 2023 an der Universität Bamberg unter dem Titel Spaziergänge im Niemandsland. Seiler ist einer der profiliertesten Autoren im gegenwärtigen literarischen Leben. Im Feld der Lyrik gehört er ohne Frage zu den führenden Köpfen des Schreibens und Nachdenkens über eine zeitgemäße, geschichtsbewusste und zugleich gegenwartsorientierte Form der Dichtung. Seine Prosa ist von ebendieser Suche nach lyrischer Präzision geprägt. Der Autor von Gedichten, Romanen, Essays, Hörspielen und Übersetzungen wird in vier Poetikvorträgen seine Gedanken über Literatur und sein eigenes Schreiben ausbreiten.

Lutz Seiler (*1963), aus dem ostthüringischen Dorf Culmitzsch stammend, arbeitete nach einer Lehre zum Baufacharbeiter zunächst als Maurer und Zimmermann. Seit seinem Studium der Germanistik und Geschichte an der Martin-Luther-Universität Halle (Saale) bis Anfang der 1990er-Jahre leitet er unter anderem seit 1997 das literarische Programm im Peter-Huchel-Haus in Potsdam, war von 1993 bis 1998 Mitherausgeber und -begründer der literarischen Zeitschrift moosbrand und Writer in Residence in der Villa Aurora in Los Angeles.

Lutz Seilers Schaffen begann mit Lyrik. Er veröffentlichte bis heute fünf Gedichtsammlungen, etwa berührt / geführt (1995), pech & blende (2000), im felderlatein (2010) und schrift für blinde riesen (2021), die jeweils bei Suhrkamp erschienen. Des Weiteren publizierte er zahlreiche Essays, beispielsweise über Peter Huchel (Peter Huchels Lebensbibliothek. In: text + kritk. Peter Huchel. Heft 157, 2003) und über Jürgen Becker (Nie hört die Nachkriegszeit auf. Über Jürgen Becker. In: text + kritik. Jürgen Becker. Heft 159, 2003). Zu seinem lyrischen und essayistischen Werk kamen später Romane und Erzählungen hinzu. Für sein Romandebüt Kruso erhielt er 2014 den Deutschen Buchpreis und für seine Erzählung Turksib 2007 den Ingeborg-Bachmann-Preis. Sein aktueller und zweiter Roman Stern 111 wurde jüngst 2020 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet. Noch in diesem Jahr wird Lutz Seiler mit dem Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung ausgezeichnet, dessen Jury ihre Wahl mit der „poetischen Sprachkraft und der zeitpolitischen Intensität“ seines Werkes begründet.

Die Vorträge finden am 14. Juni, 21. Juni, 28. Juni und 12. Juli an der Universität statt, ein begleitendes Forschungskolloquium am 13. und 14. Juli im Internationalen Künstlerhaus Villa Concordia. Interessierte sind sowohl zu den Vorträgen als auch dem Kolloquium herzlich willkommen.

Vorträge und Tagung:

14. Juni 2023: "ich hab dem vogel stimmen nachgesagt". Die Utopie des Gedichts

21. Juni 2023: Förderung und frühes Leid. Seltene Bücher, erste Zeilen

28. Juni 2023: Die Moosbrand-Geschichte. Eine Zeitschrift erfinden

12. Juli 2023: Pink Floyd und der Hund im Gedicht

Jeweils Mittwoch, 20.00 Uhr, An der Universität 2, Raum 00.25.

Die abschließende Tagung findet im Internationalen Künstlerhaus Villa Concordia unter dem Titel "wer hinten geht / hat seine eigene welt" - Lutz Seilers literarische Arbeit statt. Das Tagungsprogramm finden Sie hier(225.0 KB).

Organisiert wird die diesjährige Poetikprofessur von der Professur für Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Literaturvermittlung (Prof. Dr. Christoph Jürgensen und Dr. Julia Ingold) mit freundlicher Unterstüzung des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia. Das anschließende Forschungskolloquium zu Lutz Seiler wird gefördert von der Fritz Thyssen Stiftung. 

Prof. Dr. Christoph Jürgensen / Dr. Julia Ingold                                                                                                               

Professur für Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Literaturvermittlung 

E-Mail: christoph.juergensen@uni-bamberg.de

Homepage: /germ-litvermitt