Sebastian Kempgen

Ohrid am gleichnamigen See

- Sebastian Kempgen

Digitalisierung in Makedonien

Zweiter Teil eines Projektes von Prof. Kempgen

Nachdem die Pandemie offiziell vorbei ist, konnte Prof. Kempgen endlich sein FNK-unterstützes Projekt "Digitalisierung des sprachlichen Kulturerbes von Makedonien" durchführen. Vom 2.-9. Mai 2023 führte ihn und sein Team (Ruth Tenschert und Leander Pallas von der Restaurierungswissenschaft) eine Reise nach Nordmakedonien, mit Stationen in Ohrid und Bitola. An beiden Orten wurden in bewährter Weise (vgl. das vorhergehende Projekt zu Sveti Naum) mit Streifenlichtscannern digitale 3D-Modelle von wichtigen Inschriften der makedo-slavischen Kulturgeschichte erarbeitet. In Ohrid war dies die Grabinschrift des Sveti Kliment, einem der Schüler von Kyrill und Method, in der Perivlepta-Kirche, der wichtigsten mittelalterlichen Kirche in Ohrid. Zu dieser Grabinschrift hatte Prof. Kempgen bereits 2017 und 2021 Vorstudien vorgelegt (hier und hier).

In Bitola im Museum konnte die sog. Bitola-Inschrift aus dem 11. Jh. eingescannt werden, die schon eine umfangreiche Literatur und politische Skandale produziert hat - vgl. den englischen Wikipedia-Eintrag. Dabei gelang schon bei optischer Inspektion eine kleine Entdeckung: Ein bisher übersehener Buchstabe der Inschrift, ein Superscript, konnte identifiziert und dokumentiert werden (vgl. das Draft Paper dazu). Der Buchstabe, der am rechten Rand einer Zeile steht, gibt dabei gleichzeitig Anlass, über eine grundsätzlichere Frage nachzudenken, nämlich die Frage der ursprünglichen Ränder des Steinblockes, der ja einige Beschädigungen aufweist. An der Stelle dieses Superscriptes allerdings liegt offenbar der ursprüngliche Rand vor, so daß es müßig ist, hier - und in den benachbarten Zeilen - über irgendwelche Ergänzungen der Inschrift nachzudenken, wie es bestimmte Forscher tatsächlich getan haben.

Die eigentlichen Projektergebnisse, die digitalen 3D-Modelle, werden erst nach ausführlicher Nachbearbeitung der Roh-Daten zur Verfügung stehen.

Das Projekt wurde wieder in Zusammenarbeit mit der St. Kliment Ohridski-Universität in Bitola durchgeführt, wo das gesamte Team zum Start der Arbeit sehr herzlich von Rektor Prof. Dr. Igor Nedelkovski empfangen wurde (vgl. die News der Universität). Valentina Ilieva PhD hatte sich um alle Genehmigungen von Museum, Orthodoxer Kirche und Kulturministerium gekümmert, so daß alle Arbeiten mit entsprechender Unterstützung vor Ort unproblematisch durchgeführt werden konnten. 

Im Bild: Ohrid von der Samuels-Festung aus gesehen. In der Bildmitte die Perivlepta-Kirche.