Eine Grenzregion im Zeitraffer

Tagesexkursion zu den Slawentagen in den Geschichtspark Bärnau-Tachov am 1. Juli 2018

Die Geschichte des bayerisch-tschechischen Grenzgebiets im Zeitraffer lernten Bamberger Studierende der Slavistik, der Historischen Geographie sowie der Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit auf der Exkursion zu den Slawentagen in den Geschichtspark Bärnau kennen. Dort werden wissenschaftlich genau rekonstruierte Häuser der Slaven, die in diesem Gebiet lebten, aus drei Epochen dargestellt: dem 9., dem 11. und dem 13. Jahrhundert. Im Rahmen des ArchaeoCentrums Bayern-Böhmen erlebten die Studierenden außerdem die Anfänge einer Baustelle für eine nachgebaute Reisestation Karls IV aus dem 14. Jahrhundert. Ein Highlight im wahrsten Sinne des Wortes war der große Ofen zum Kalkbrennen, der drei Tage lang bei über 1.000 Grad beheizt werden muss.

Die neuste Geschichte der Region erfuhren die Exkursionsteilnehmerinnen und -teilnehmer dagegen auf einer geführten Wanderung entlang der bayerisch-tschechischen Grenze: Das Dorf Paulusbrunn, das einst in der Grenzregion lag und über tausend Einwohner hatte, wurde in den 1950er Jahren beim Bau des Eisernen Vorhangs komplett zerstört. Alfred Wolf, der Vorsitzende des Vereins Via Carolina, zeigte die wenigen Stellen mit steinernen Überresten sowie den Friedhof. Ansonsten verraten nur noch untypische Obstbäume mitten auf einem Feld, dass dort früher die Gärten der Dorfbewohner waren.

Während der Slawentage ist der Geschichtspark mit authentisch gekleideten Darstellern bewohnt, die zeigen, wie der Alltag in den Häusern ablief. So durfte eine Gruppe Studierender das Ausgraben eines sogenannten Grubenbrands miterleben, einer einfachen Art, Keramik in einer Grube im Erdboden zu brennen. Angeblich zerbrach im Mittelalter immer ein Drittel der Stücke während des Brandes – die glücklichen Darsteller holten während der Slawentage jedoch nur vollständige Keramik aus der Grube.

Die Tagesexkursion wurde von Alisa Müller, M.A., ebenso wie 2017 organisiert und von ihr gemeinsam mit Patrick Reitinger, M.A. (Historische Geographie) und Annette Zeischka-Kenzler, M.A. (AMANZ) durchgeführt. Text und Fotos: Alisa Müller.