Bulgarien-Exkursion 1999

Aus der Bamberger Universitätszeitung DIALOG, 14. Jahrgang, Nr. 3/1999:

Kirchen, Klöster und Bauernsalat


Vom 21. bis zum 28. Mai 1999 führte eine Exkursion der Slavischen Sprachwissenschaft nach Bulgarien, zu den Wurzeln der slavischen Kultur und Schriftlichkeit. Eine Woche lang reiste eine Bamberg-Münchener Studentengruppe unter Leitung von Prof. Dr. Sebastian Kempgen und Prof. Dr. Ulrich Schweier (Univ. München) durch das gemeinhin weniger bekannte und seltener besuchte Balkanland.

Prof. Kempgen hatte Kontakte zur Bulgarischen Akademie der Wissenschaften genutzt, um mit seinem Kollegen eine Exkursion zu planen, die von der üblichen Rundreiseroute deutlich abwich. Nacheinander wurden zunächst die ersten vier Hauptstädte Bulgariens (bzw. deren Überreste) besucht: Pliska (8./9. Jh.), Preslav (9./10. Jh.), Veliko Tarnovo (13./14. Jh.) und Sofia. Mit Preslav ist untrennbar das Goldene Zeitalter des ersten Bulgarischen Reiches unter Zar Simeon verknüpft: von hier verbreitete sich bei den orthodoxen Slawen das kyrillische Alphabet, hier wurde bei der Übertragung der Bibel und byzantinischer Quellen die erste slawische Schriftsprache und die erste slawische Literatur entwickelt, eine Tatsache, auf die man auch heute noch in Bulgarien stolz ist.

Minarette und Moscheen in Schumen und Plovdiv waren den Exkursionsteilnehmern greifbare Überbleibsel der 500 Jahre osmanischer Herrschaft (15. bis 19. Jh.), die von russischen Architekten gebauten Kathedralen in Sofia und Varna Anschauungsmaterial für die Dankbarkeit gegenüber den slawischen Brüdern und Befreiern. International berühmte Sehenswürdigkeiten wie das Rila-Kloster und das Batschkovo-Kloster ließen erahnen, wie und wo die bulgarische Sprache und Literatur in der Zeit des Türkenjochs gepflegt wurden, bevor sie in der Zeit der bulgarischen Wiedergeburt im 19. Jh. einen neuen Aufschwung nahmen.

Aber auch die Antike kam nicht zu kurz: römische Thermen in Varna, das griechische Theater und das Stadion in Plovdiv sowie thrakische Grabanlagen machten die wechselnden Besitzverhältnisse im Altertum deutlich. Wenn man weiß, daß die Thraker dem Olymp der griechischen Götter immerhin eine Figur wie Dionysos beisteuerten, dann versteht man, daß die Exkursanten natürlich auch diese Aspekte der Landeskultur kennenlernen wollten: mit einheimischem Wein, Bauernsalat und Kebap vom Grill konnten sie sich von den Mühen des Tages erholen; am letzten Tag war sogar noch ein kurzes Bad im (kalten) Schwarzen Meer drin.

Voller Begeisterung über das Erlebte kehrte die Gruppe schließlich zurück und war sich einig, eine einmalige Exkursion mitgemacht zu haben. Dem immer noch bitterarmen Bulgarien brachte der Besuch ein paar dringend benötigte Devisen, nicht zuletzt aber auch neue Kontakte auf Hochschulebene.