Bulgarienexkursion 2007 der Slav. Sprachwissenschaft

Bulgarien - neues Mitglied der EU, aber das Armenhaus Europas. Ein Land, das selten im Zentrum unserer Aufmerksamkeit gestanden hat, aber eine lange Tradition kultureller Beziehungen mit Deutschland hat.

"Goldenes Zeitalter" und "dunkle Jahrhunderte"

Die Völkerwanderungszeit läßt die Slawen auf dem Balkan einfallen, doch werden sie bald von einem von der Wolga kommenden Turkvolk unterjocht, das dem Land auch seinen heutigen Namen gibt. Bald ist die fremde Oberschicht assimiliert und ein slawischer Staat entsteht, der unter dem Zaren Simeon I. zu einer einzigartigen kulturellen Blüte gelangt: Hier entstehen im 9. Jh. die kyrillische Schrift und die erste Übersetzung der Bibel in eine slawische Sprache, der Christianisierung der Südslawen und Russen wird hier der geistige Boden bereitet. Das bulgarische Reich aber wird byzantinische Provinz, zerfällt erst in Teilreiche und wird dann Opfer der osmanischen Expansion. In den folgenden Jahrhunderten, die in Bulgarien die "dunklen" genannt werden, sind es nur die abgelegenen Bergklöster Bulgariens, die das reiche kulturelle Erbe bewahren können. Nach der Befreiung von den Türken entsteht erst am Ende des 19. Jhs. der moderne Staat mit seiner heutigen Sprache und Literatur. Von all dem aber sieht der fast nichts, der nur an die Schwarzmeerküste reist.

Bulgarien muss man erfahren

Bulgarien muß man im wörtlichen Sinne erfahren: man muß ins Land selbst, ins Landesinnere reisenIn Bamberg ist die Kulturgeschichte Bulgariens fester Bestandteil des Slawistik-Studiums, und nach Bulgarien führt Anfang Juni 2007 eine einwöchige Exkursion unter der Leitung von Prof. Dr. Sebastian Kempgen eine kleine Gruppe interessierter Studentinnen, Studenten und Dozenten der Universität, um das theoretische Wissen mit praktischer Anschauung zu verbinden. Mit einem speziellen Seminar gründlich vorbereitet, lernen die Teilnehmer auf einer Rundreise durch das Land zwei der vier Hauptstädte Bulgariens (Veliko Tarnovo – Sofia) kennen, erproben dabei ihre zuvor erworbenen Kirchenslawisch-Kenntnisse, besuchen mit dem Rila- und dem Batschkovo-Kloster Nationalheiligtümer des Landes, mit der Kirche von Bojana ein UNESCO-Weltkulturerbedenkmal, besuchen Moscheen und setzen sich dabei mit der bulgarischen Vergangenheit und seiner Minderheitenpolitik in der Gegenwart auseinander, sitzen in Plovdiv in einem antiken Theater und steigen in Kazanlyk in eine thrakische Grabkammer.

Jeder Teilnehmer auch Reiseführer

Jeder Teilnehmer hat im Laufe der Exkursion ein Referat zu halten, getreu dem Motto "Selbst ist der Reiseführer".

Zwischen und nach den Besichtigungen wurde natürlich von allem gekostet und probiert, was die Landesküche zu bieten hat, sei es beim selbst organisierten Picknick mit Tomaten, Gurken, Käse, Wurst, Oliven und Brot oder in einem der landestypischen Lokale nach einem Aperitiv wie "Grozdova" (Traubenschnaps) oder einem "Mastika" (Ouzo), fast obligatorisch gefolgt von einem "Schopen-Salat" (einer bulgarischen Variante des Balkan-Salates) und einem "Gemischten Grill", begleitet von einem vollmundigen "Mavrud" (Rotwein), bevor ein "Palatschinka" mit Honig und Nüssen oder Baklava und Kaffee den Genuss abrundeten.