Bamberger Slavisten erkunden Bulgarien

Bulgarien ist ein Land, das zu entdecken sich lohnt. Es hat viel mehr zu bieten, als man gemeinhin vermutet: In der Antike besiedelt der südliche Nachbar Griechenland seine Küste und dann auch das Landesinnere; die Thraker schenkten dem griechischen Götterhimmel im Gegenzug das Urbild des lebenslustigen Weingottes Dionysos und hinterlassen berühmte Goldschätze. Für die Römer war das heutige Sofia ein Luft- und Wasserkurort -- mehr noch nicht.

"Goldenes Zeitalter" und "dunkle Jahrhunderte"

Die Völkerwanderungszeit läßt die Slawen auf dem Balkan einfallen, doch werden sie bald von einem von der Wolga kommenden Turkvolk unterjocht, das dem Land auch seinen heutigen Namen gibt. Bald ist die fremde Oberschicht assimiliert und ein slawischer Staat entsteht, der unter dem Zaren Simeon I. zu einer einzigartigen kulturellen Blüte gelangt: Hier entstehen im 9. Jh. die kyrillische Schrift und die erste Übersetzung der Bibel in eine slawische Sprache, der Christianisierung der Südslawen und Russen wird hier der geistige Boden bereitet. Das bulgarische Reich aber wird byzantinische Provinz, zerfällt erst in Teilreiche und wird dann Opfer der osmanischen Expansion. In den folgenden Jahrhunderten, die in Bulgarien die "dunklen" genannt werden, sind es nur die abgelegenen Bergklöster Bulgariens, die das reiche kulturelle Erbe bewahren können. Nach der Befreiung von den Türken entsteht erst am Ende des 19. Jhs. der moderne Staat mit seiner heutigen Sprache und Literatur. Von all dem aber sieht der fast nichts, der nur an die Schwarzmeerküste reist.

Bulgarien muss man erfahren

Bulgarien muß man im wörtlichen Sinne erfahren: man muß ins Land selbst, ins Landesinnere reisenIn Bamberg ist die Kulturgeschichte Bulgariens fester Bestandteil des Slawistik-Studiums, und nach Bulgarien führte Ende Mai bis Anfang Juni 2006 eine 10-tägige Exkursion unter der Leitung von Prof. Dr. Sebastian Kempgen und Prof. Dr. Ulrich Schweier (LMU München) eine kleine Gruppe interessierter Studentinnen und Studenten beider Universitäten, um das theoretische Wissen mit praktischer Anschauung zu verbinden. Mit speziellen Veranstaltungen lange vorbereitet, lernten die Teilnehmer auf einer Rundreise durch das Land nacheinander die vier historischen Hauptstädte Bulgariens (Pliska – Preslav – Veliko Tarnovo – Sofia) kennen, studierten dabei glagolitische Inschriften aus dem 9. Jh. in der "Goldenen Kirche" von Preslav, besuchten mit dem Rila- und dem Batschkovo-Kloster Nationalheiligtümer des Landes, mit der Kirche von Bojana und dem Reiter von Madara UNESCO-Weltkulturerbedenkmäler, wanderten zum Grab des heiligen Ivan Rilski, dessen Porträt die bulgarische 1-Lev-Münze (dem Euro täuschend ähnlich) ziert, saßen in einem griechischen Theater und wandelten in römischen Thermen, besuchten türkische Moscheen und bestiegen sogar ein Minarett.

Jeder Teilnehmer auch Reiseführer

Jeder Teilnehmer hatte im Laufe der Exkursion zwei Referate zu halten: eines diente der Führung durch eine Stadt, der Besichtigung einer Ausgrabung usw., für das zweite war nur das Rahmenthema "Bulgarien" vorgegeben. Zwischen und nach den Besichtigungen wurde natürlich von allem gekostet und probiert, was die Landesküche zu bieten hat, sei es beim selbst organisierten Picknick mit Tomaten, Gurken, Käse, Wurst, Oliven und Brot oder in einem der landestypischen Lokale nach einem Aperitiv wie "Grozdova" (Traubenschnaps) oder einem "Mastika" (Ouzo), fast obligatorisch gefolgt von einem "Schopen-Salat" (einer bulgarischen Variante des Balkan-Salates) und einem "Gemischten Grill", begleitet von einem vollmundigen "Mavrud" (Rotwein), bevor ein "Palatschinka" mit Honig und Nüssen oder Baklava und Kaffee den Genuss abrundeten.

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