Emotionale Intelligenz ist trainierbar – Hinweise auf das Kaskadenmodell

Wir präsentieren aktuelle Befunde auf dem Kongres der Deutschen Gesellschaft für Psychologie:

 

Zahlreiche Untersuchungen belegen die Relevanz emotionaler Fähigkeiten für die erfolgreiche Bewältigung des beruflichen und privaten Alltages. Zudem weisen erste Studien darauf hin, dass es möglich ist, emotionale Fähigkeiten zu trainieren (zsfd. Schutte, Malouff & Thorsteinsson, 2013). Allerdings gibt es bislang nur sehr wenige Interventionsstudien mit einem strikten experimentellen Design unter 1) Verwendung einer Kontrollgruppe, 2) Prä- und Postmessungen, 3) ausreichender Stichprobengröße und 4) longitudinal orientierter Messung. Das Ziel des Interventionsprojektes EMO-TRAIN war es, ein Training zur Förderung der Emotionswahrnehmung und –regulation zu entwickeln und experimentell zu evaluieren. EMO-TRAIN basiert auf dem Vier-Faktoren-Modell der Emotionalen Intelligenz nach Mayer und Salovey (1997) und nutzt Methoden wie Gruppendiskussion, Rollenspiel und Selbstbeobachtung. Den Schwerpunkt von EMO-TRAIN bilden vier Trainingsmodule zur Förderung von (1) Wahrnehmung von Emotionen anderer, (2) Emotionswahrnehmung bei sich selbst, (3) Emotionsregulation bei anderen sowie (4) Regulation von Emotionen bei sich selbst. Auf das Training folgte eine 4-wöchige Online-Begleitung mit weiteren Übungen. Zur Evaluation wurden 302 Studierende der Wirtschaftswissenschaften randomisiert zwei Trainingsgruppen (TG) oder einer Kontrollgruppe (KG) zugeteilt. Alle drei Gruppen erhielten eine 8-stündige Intervention (TG1: Training Emotionswahrnehmung und –regulation, TG2: Training Emotionsregulation, KG: Soft Skill Training). Prä- und Postmessungen (1 und 6 Monate nach dem Training) erfassten Emotionswahrnehmung und –regulation auf der Basis von Leistungstests und Selbstberichten. Effekte zeigten sich einerseits bezüglich Fähigkeitstests (z. B. MSCEIT, ERP-R), andererseits bzgl. selbsteingeschätzter emotionaler Fähigkeiten (z. B. WLEIS, SREIS). Die KG zeigte keine Verbesserung. Das Training wird nun für verschiedene Berufsgruppen adaptiert.

 

Referenz des Kongressbeitrages: Dr. Sarah Herpertz und Prof. Dr. Astrid Schütz EMO-TRAIN: Ein Interventionsprogramm zu Steigerung der Fähigkeiten zur Emotionswahrnehmung und –regulation Vortrag auf der 50. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, 21.9.2016,