Astrid Schütz bei Scobel: Mit Widersprüchen leben

Widersprüche können ignoriert, geleugnet oder verdrängt werden. Sie sind jedoch ein Bestandteil dieser Welt - sie gehören zum Leben. Die Frage ist nur: Wie gehen wir mit Ambivalenzen und Widersprüchen um? Und was folgt daraus für unsere Handlungen?

Paradoxien sind ein Dauerthema

Im Alltag ist das Phänomen der Widersprüchlichkeit weit verbreitet. So soll beispielsweise viel Fleisch angeboten werden, aber ohne Massentierhaltung. Oder es soll eine reichhaltige vegane Produktpalette vorhanden sein, jedoch ohne künstliche Zusatzstoffe und Verarbeitung. Nachhaltigkeit wird akzeptiert, solange sie nicht zu Verlust und Verzicht führt oder Einschränkungen zu erwarten sind.

Paradoxien sind ein Dauerthema sowohl im privaten als auch im öffentlichen Leben. Es gibt Paradoxien im persönlichen Bereich, ebenso in Organisationen, Institutionen und auf staatlicher Ebene. Wenn Gesetze oder Vereinbarungen, die eindeutig schienen, unterschiedlich ausgelegt und angewandt werden, entstehen bereits solche Paradoxien. Es verwundert also nicht, dass sich einige Forscher wie Psychologen, Mediziner, Juristen, Sozial- und Geisteswissenschaftler immer wieder mit verschiedenen Widersprüchen beschäftigen. Denn Paradoxien verdeutlichen Identitätsprobleme und gesellschaftliche Konflikte - und sie verhindern nicht selten angemessenes Handeln.

Psychologische Lernprozesse

Die gute Nachricht ist, dass wir den inneren und äußeren Spannungsverhältnissen nicht ohnmächtig ausgeliefert sind. Ein Beispiel dafür ist, dass wir in der zwischenmenschlichen Kommunikation durch Doppelbotschaften nicht zwangsläufig krank werden. Denn in der Regel entwickeln wir in psychologischen Lernprozessen einige Fähigkeiten, um solche Paradoxien zu regulieren und den Konsequenzen zu entgehen.

Widersprüche und ihre Funktion

Wie aber entsteht ein gelungener Umgang mit Paradoxien, etwa die sogenannte Ambiguitätstoleranz? Welche Kompetenzen sollten dafür gefördert werden? Sind individuelle Wahrnehmungen und kognitive Leistungen auch auf andere Systeme übertragbar? Oder unterliegen Gruppen und Nationen in ihren Widersprüchen weitaus komplexeren Strukturen und Mechanismen? Welche Funktionen haben Widersprüche für Demokratien, pluralistische Gesellschaften, Krieg und Frieden?

Diese und andere Fragen diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen.

Astrid Schütz

Aladin El-Mafaalani 

Christian Ruff

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